Mit Disconebel geprüftGummersbacher Schulen und Kitas mit Luftfilter ausgestattet
- Dies ist ein Artikel aus unserem Archiv vom 23.02.2022.
Gummersbach – Ein Klassenraum des Gummersbacher Lindengymnasiums wurde zum Hochschulversuchslabor und unter Beobachtung gleich mehrerer Professoren in Disconebel gehüllt, um die Wirkweise der Luftfilteranlagen zu testen, die die Stadt Gummersbach als Reaktion auf Corona für alle Kitas und Schulen anschaffen wollte. Während andere Kommunen im Kreis noch immer in der Findungsphase sind, hat Gummersbach das Kapitel erfolgreich beendet. Alle 383 Geräte sind ausgeliefert und in Betrieb.
Dabei fiel die Wahl nicht gleich auf den erstbesten Luftfilter. Vielmehr bediente sich die Stadt der Expertise der Technischen Hochschule Campus Gummersbach. Prof. Dr. Ing. Denis Anders vom Institut für Allgemeinen Maschinenbau ist ein ausgewiesener Experte für Technische Mechanik und Strömungslehre. Anders holte sich mit dem Dieringhauser Prof. Dr. Horst Weißsieker einen Experten für Reinraumtechnik an Bord, so dass das Expertenteam komplett war.
Testphase ohne Blaupause für Geräte
An drei Tagen wurde im vergangenen Jahr im Lindengymnasium das Gerät, das für Gummersbach angeschafft werden sollte, getestet. Und weil es auf diesem Gebiet noch keine vergleichbare Kommune gab, die im so großen Stil Luftfilter für Schulen und Kitas anschaffen wollte, gab es auch keine Blaupause. Also waren Anders und Weißsieker gefragt, eine Bewertungsmatrix zu erstellen.
Ausstattung Gummersbacher Schulen
Luftfilteranlagen
Die Ausstattung der Gummersbacher Schulen mit Luftfilteranlagen ging Anfang Februar auf die Zielgerade: Nach den Kitas, den Grund- und Realschulen wurden auch in den Klassenräumen des Lindengymnasiums Geräte aufgestellt, die für eine umfassende und gründliche Reinigung der Luft von Viren und Bakterien sorgen.
50 Reinigungsmaschinen sind es allein in den Räumen des Lindengymnasiums, insgesamt wurden 383 Geräte installiert. „Es ist gut investiertes Geld für saubere Luft in unseren Schulen und damit für die Gesundheit unserer Kinder und Jugendlichen“, sagt Stadtkämmerer und Schuldezernent Raoul Halding-Hoppenheit.
„Das wird auch künftig nicht das Lüften der Klassenzimmer ersetzen“, weiß Schulleiterin Beatrix Will, „denn die Sauerstoffzufuhr von außen erfolgt nicht über die Geräte.“ Und auch der Feuchtigkeitsabtransport nach draußen ist nur über eine Fensterlüftung möglich.
Mit der Installation von Geräten in der Gesamtschule wurde das Projekt abgeschlossen. (ar)
Und so wurden die Geräte auf Schallimmission, Stromverbrauch, Zugerscheinungen, Kippsicherheit und nicht zuletzt auf ihre Erholzeit untersucht. Letztere sollte Aufschluss darüber geben, wie lange es dauert, ehe der Luftfilter die Luft eines Klassenraums komplett reinigen kann. Am Ende sei ein Gerät übrig geblieben, berichtet Anders, nachdem andere Luftfilter entweder zu schnell umgefallen seien, sich als Aerosolsprühanlage herausstellte oder aber die gereinigte Luft so in den Raum geblasen hätten, dass für Anwesende Erkältungsgefahr bestanden habe, wie der Hochschul-Professor berichtet. Toll findet Anders, dass die Stadt Gummersbach „vorher nachgedacht“ habe, ehe sie sich für einen bestimmten Luftfilter entschieden habe.
Entscheidung fiel ihm Gummersbacher Verwaltungsvorstand
Ein wenig schade findet er indes, dass die TH keine weitere Rückfrage anderer Kommunen oder Behörden gehabt habe. „Gummersbach war da sehr professionell und vorbildlich“, sagt Anders. Die hier erlebte Zusammenarbeit von Technischer Hochschule, einem Experten für Reinraumtechnik und einer Kommune sei „einmalig“.
Über so viel Lob freute sich Gummersbachs Schuldezernent und Erster Beigeordneter Raoul Halding-Hoppenheit natürlich. Er erinnerte daran, dass lange unklar gewesen sei, welchen Effekt und Mehrwert Luftfilter in den Schulen und Kitas haben würden. Nachdem aber auch das Bundesumweltamt die positiven Effekte von Luftfiltern kommuniziert habe, sei im Gummersbacher Verwaltungsvorstand die Entscheidung für den Kauf gefallen.
Auch Anwaltskanzlei hinzugezogen
Dabei war der Weg bis zur Auslieferung nicht einfach: Eine Anwaltskanzlei wurde hinzugezogen, um eine wasserdichte europaweite Ausschreibung auf den Weg zu bringen. Die technische Seite klärten die hier geschilderten Akteure für die Stadt. Und das alles in rekordverdächtigem Tempo, denn die ersten Geräte wurden bereits vor Weihnachten ausgeliefert.
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In der Summe wurden 383 Geräte für Schulen und Kitas mit einem Investitionsvolumen von 1,7 Millionen Euro angeschafft. 472 500 Euro bekam die Stadt aus Landesmitteln für die Räume, die sich nicht via Fenster lüften lassen. Den restlichen Betrag hat die Kommune aus Mitteln der Schulpauschale bestritten, wie Halding-Hoppenheit berichtet.