Lungenarzt Dr. Roland BalzerSeit fast 30 Jahren untersucht er die Gummersbacher

In seiner Praxis erlebt Roland Balzer schon einen weitgehenden Normalbetrieb. Parallel arbeitet er im Impfzentrum.
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- In der Serie „Wer mal in die Zeitung gehört“ schlägt der oder die Porträtierte den oder die nächste(n) vor.
Gummersbach – Die Oberberger? Eine gewisse Sturheit sei durchaus zu erkennen, auch im Umgang mit der eigenen Gesundheit, bescheinigt der Lungenarzt Dr. Roland Balzer. „Viele sagen sich: Was von allein kommt, das geht auch von allein. Da muss man eben durch!“ Diese Patienten gingen erst so spät zum Arzt, dass es manchmal schwierig sei, noch zu helfen. „Eigentlich sind mir solche Menschen lieber als diejenigen, die über alles jammern. Aber der goldene Weg liegt wohl in der Mitte.“
Der 65-jährige Mediziner, der in Fulda geboren wurde und in Köln studierte, muss es wissen: Seit 1993 praktiziert er in Gummersbach und hat seitdem so manchen Oberberger abgehorcht. Deren Hauptbeschwerden seien immer noch die gleichen wie vor 30 Jahren: Husten, Brustschmerzen, Allergien wie Asthma, nächtliche Atemstörungen. Aber die Diagnostik habe seither riesige Fortschritte gemacht, auch durch Vernetzung und Digitalisierung, und die Behandlungsmöglichkeiten ebenfalls. „Ein Krebs, den wir früher für inoperabel hielten, kann heute durch die Schlüssellochchirurgie entfernt werden, da bleiben keine langen Narben, sondern nur zwei kleine Löcher zurück. Das ist schon enorm.“
Seit einem knappen Jahr kommen auch Patienten, die nach einer Covid-Infektion besonderer Nachsorge bedürfen, sie leiden dauerhaft unter Kurzatmigkeit und Abgeschlagenheit. Viele von diesen wurden über eine längere Zeit beatmet. Zögern andere Patienten, die Praxis aufzusuchen, aus Furcht, sich anzustecken? „Das war im vergangenen Frühjahr der Fall“, berichtet der Arzt. „Da mussten wir lange auf ausreichende Schutzkleidung warten und haben auch selbst Termine verschoben. Aber inzwischen hat sich alles entspannt, wir haben zu 90 Prozent ganz normalen Betrieb.“ Auch wenn das Nuscheln hinter der FFP-2-Maske manchmal die Verständigung erschwere, scherzt Balzer.
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In der Pandemie vermisst der Privatmann Balzer die wöchentlichen Treffen mit Freunden im Gasthof Stremme in der Becke ebenso wie seine Alte-Herren-Tennistruppe. „Der älteste Spieler ist 92, ich bin der jüngste.“ Auch seine sechs treuen Mitwanderer, alle auch schon über 70, bleiben zur Zeit coronabedingt zu Hause. Damit bald wieder Normalität einkehrt, rät er allen, sich baldmöglichst impfen zu lassen. Balzer hilft selbst im Gummersbacher Impfzentrum einmal in der Woche als leitender Arzt mit.
„Wenn ich durch die City gehe, die wie eine verlassene Goldgräberstadt wirkt, bin ich froh, dass ich Arbeit habe, auch für meine Mitarbeitenden, selbst wenn die Arbeit schwerer und auch belastender geworden ist. Das ist besser, als den ganzen Tag zu Hause zu sitzen.“ Auch mit 65 Jahren denkt Roland Balzer jedenfalls noch nicht an den Ruhestand.
Wer mal in die Zeitung gehört? Roland Balzer meint: die Designerin und Autorin Susanne Kind-Janz.