Aus Klinik und VerwaltungVerdi-Streik vor dem Kreiskrankenhaus in Gummersbach
- Gut 120 Bedienstete des Klinikums Oberberg, der Stadt- und der Kreisverwaltung trafen sich ab 8 Uhr im Dauerregen vor dem Kreiskrankenhaus Gummersbach.
- Das war der Auftakt eines ganztägigen Warnstreiks.
- Es waren am Donnerstag weniger die markigen Worte der Verdi-Sekretäre, die nachdenklich machten
Gummersbach – Zahlenmäßig eindrucksvoll und mit bedrückenden Schilderungen von Krankenhausmitarbeitern aus ihrem Arbeitsalltag hat der Tarifstreit im Öffentlichen Dienst gestern Oberberg und die Kreisstadt Gummersbach erreicht.
Gut 120 Bedienstete des Klinikums Oberberg, der Stadt- und der Kreisverwaltung trafen sich ab 8 Uhr im Dauerregen vor dem Kreiskrankenhaus Gummersbach zum Auftakt eines ganztägigen Warnstreiks. Die Teilnehmerzahl übertraf die zuvor angemeldeten 70 Personen fast um das Doppelte.
Die Zeit der Bettelei ist vorbei
Es waren am Donnerstag weniger die markigen Worte der Verdi-Sekretäre Arno Appelhoff und Stephan Dreesbach, die nachdenklich machten. Beide warfen den Arbeitgebern mangelnde Wertschätzung ihrer Beschäftigten und eine anhaltende Verdichtung des Arbeitsalltags vor allem in den Krankenhäusern vor.
Das kombiniert mit der Forderung nach einer dreijährigen Nullrunde bei den Gehältern treibe die Betroffenen zurecht auf die Straße: „Die Zeit der Bettelei ist vorbei.“ Immer wieder rief Appelhoff ins Mikro „Heute ist kein Arbeitstag, heute ist . . .“ – „Streiktag!“ schallte es aus der Menge zurück.
Es geht vor allem um bessere Arbeitsbedingungen
Durch die Corona-Pandemie in den Blickpunkt des Interesses gerückt, wollen die Beschäftigten jetzt mehr als den Applaus, der ihnen auf dem Höhepunkt der Krise allabendlich gespendet wurde. Dabei gehe es ihr gar nicht so sehr um die geforderten 4,8 Prozent mehr Gehalt, sondern vor allem um bessere Arbeitsbedingungen, so Katharina Klawunder und ihre Kollegin Julia Belezov: „Wir sind am Limit!“
Kaum noch ansprechbar hetze man von einem Patienten zum anderen über die Station, sei ständig am Telefon und beantworte nebenbei auch noch die Fragen von Angehörigen. So hatten sich die jungen Frauen die Arbeit in der Pflege niemals vorgestellt.
Trotz Schmerzen stundenlang in der Notaufnahme warten
„Ich will mich nicht mehr jeden Tag selbst verraten, wenn ich an Menschen vorbeigehe, die trotz Schmerzen stundenlang in der Notaufnahme warten müssen“, sagte Ada Karina Günther unter dem Beifall ihrer Kolleginnen und Kollegen. Sie lade jeden Entscheidungsträger ein, einen Tag mit ihr in der chirurgischen Notaufnahme zu erleben.
Katharina Klawunder ist seit 14 Jahren im Krankenhaus beschäftigt. „Anfangs waren wir vier examinierte Kräfte in der Frühschicht, heute muss eine frisch examinierte Kraft im Nachtdienst 40 schwerkranke Patienten alleine versorgen.“
Die Arbeit wird immer mehr verdichtet
Tausende Male im Jahr werde Pflegepersonal aus der Freizeit geholt, weil Kollegen ausfallen, berichtet Betriebsratsvorsitzender Stefan Marzari. Die Mindestgrenzen an Personal halte das Klinikum ein, mehr aber auch nicht. Gleichzeitig werde die Arbeit mehr und mehr verdichtet. Ausdrücklich dankten die Streikenden ihren auf den Stationen verbliebenen Kollegen, die ihnen den Warnstreik ermöglichten.
Verhandlungen zwischen Verdi und der Klinikleitung über eine Notdienstvereinbarung für die Dauer des Warnstreiks waren im Vorfeld gescheitert. Der Geschäftsleitung, so Klinikumssprecherin Angela Altz, seien die Vorschläge der Gewerkschaft für eine Notbesetzung zu gering gewesen, um die Patientensicherheit zu gewährleisten. Man habe aber genug Mitarbeiter gefunden, um mit einer Wochenendbesetzung arbeiten zu können: „Das merkt man auf den Stationen.“ Verdi-Vertreter sagten, die Klinikleitung habe gar nicht ernsthaft verhandeln wollen.
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Nach einem Marsch rund ums Krankenhaus zogen die Streikenden zur „Streikschule“ ins Sängerheim Rospe, wo der nächste Streiktag vorbereitet wurde. Am kommenden Mittwoch soll es von der Halle 32 aus einen Demonstrationszug durch die Gummersbacher City geben, der unter anderem auch zum Kreishaus führt. Hausherr dort ist Landrat Jochen Hagt, zugleich auch Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikums Oberberg.