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Zu nah am SpielplatzGummersbacher Cannabis Club musste seine erste Halle wieder aufgeben

Lesezeit 4 Minuten
Ein Hanfsteckling (Cannabissteckling) ist in einem Anbaumodul zu sehen.

Bis Cannabis in Engelskirchen-Müllensiefen in größerem Stil angebaut werden darf, kann es noch dauern.

Zwei Cannabis Social Clubs aus Oberberg sind noch mit der Kölner Bezirksregierung im Austausch – einer könnte bald loslegen.

„So langsam fragen wir uns, ob wir überhaupt noch weitermachen sollen“, berichtet Malik Diestelhorst vom Cannabis Social Club (CSC) Oberberg. Noch immer liegt dem Verein, der vor etwa einem Dreivierteljahr sein Vereinsheim in der Engelskirchener Ortschaft Müllensiefen bezogen hat, keine Anbaugenehmigung seitens der Kölner Bezirksregierung vor, berichtet der Sprecher des Clubs weiter. Der Frust darüber ist Diestelhorst anzuhören.

Die Bezirksregierung hatte mehrere Punkte in der Vereinssatzung angekreidet, die angepasst werden müssen, ehe eine Anbaugenehmigung in trockenen Tüchern wäre.

Zweiter Cannabis-Club in Gummersbach ist deutlich weiter

Unter anderem hatte die Bezirksregierung die Fähigkeit der Präventionsbeauftragten des CSC Oberberg infrage gestellt, obwohl diese seit vielen Jahren in diesem Bereich, unter anderem in der Jugendhilfe, gearbeitet hat (wir berichteten). Ihr hatte eine spezielle Fortbildung gefehlt, die im Cannabis-Gesetz festgeschrieben ist. Bereits im Oktober hatte sie ihre fehlende Fortbildung begonnen.

Malik Diestelhorst hatte zudem seinen Posten als 1. Vorsitzender des Vereins abtreten müssen, da er in der Vergangenheit mit dem Gesetz in Konflikt geraten war. Seitdem fungiert er als Sprecher des Clubs.

Nach wie vor von der Bezirksregierung kritisiert und noch geändert werden muss in Engelskirchen die korrekte Eintragung des Vereins. „Wir haben uns bereits vor dem Beschluss der Regierung zur Teillegalisierung von Cannabis als Präventions- und Aufklärungsvereinigung eintragen lassen. Wir müssen nun aber zu einer Anbauvereinigung werden“, erläutert Diestelhorst. Dass die ursprüngliche Eintragung nicht akzeptiert wird, kann er nur schwer nachvollziehen, denn: „Prävention ist in den Cannabis Social Clubs ein besonders wichtiger Punkt, der sogar im Cannabis-Gesetz festgeschrieben ist.“

Halle für den Cannabis-Anbau lag zu nah an einem Kinderspielplatz

Deutlich weiter ist dagegen der Cannabis Social Club „Kleine Knospe“ in Gummersbach, ein zweiter Club im Oberbergischen Kreis, der bereits als Verein eingetragen ist und nun kurz vor der Anbaulizenz stehen könnte. „Wir werden die Lizenz neu beantragen und sind zuversichtlich, dass schon in Kürze eine positive Rückmeldung von der Bezirksregierung Köln kommt“, berichtet Christoph Fischer, der Vorsitzende des Gummersbacher Clubs.

Doch auch in Gummersbach war der Weg zunächst etwas steinig. „Die Bezirksregierung hatte einige Anmerkungen zu unserer Satzung, die wir anpassen mussten. Am Ende waren wir aber selbst etwas blauäugig“, sagt Fischer, der die Zusammenarbeit mit der Bezirksregierung eher positiv empfindet. Sein Verein habe gleich zu Beginn, als die Teillegalisierung von Cannabis in Berlin beschlossen war, eine Halle in der Wiehler Ortschaft Immen angemietet – mit einer Fläche von 260 Quadratmetern für den Anbau. „Wir hatten sogar schon in Umbaumaßnahmen investiert. Dann kam die Absage der Bezirksregierung zur Anbaulizenz, weil die Halle zu nah an einem Spielplatz liegt“, erzählt Christoph Fischer.

Mitglieder des Cannabis-Clubs „Kleine Knospe“ machten 30.000 Euro Verlust

Insgesamt 30.000 Euro Verlust kostete die umsonst umgerüstete Halle den Verein, der aktuell rund 80 zahlende Mitglieder zählt. Sie unterstützen den CSC „Kleine Knospe“ in Gummersbach mit je zehn Euro im Monat. Nun ist jedoch Licht am Ende des Tunnels zu sehen. In einer Gummersbacher Ortschaft hat der Verein eine neue und von der Lage passende Halle gefunden. Die Anbaugenehmigung wurde erneut beantragt.

Während in Gummersbach alles wieder in geordneteren Bahnen läuft, macht sich in Engelskirchen Frust breit. Man spüre eine finanzielle Unsicherheit, denn der Verein zahle für die Räume in Müllensiefen Miete, berichtet Diestelhorst. Der längst geplante Umbau für die Zwecke des Cannabis Social Clubs ist zum Stillstand gekommen, auch dafür müsste investiert werden. Viele hätten zwar Interesse an einer Mitgliedschaft zwar bekundet, wollen aber erst dann dem Verein beitreten, wenn es richtig losgehen kann und sie auch Cannabis erhalten. „Die Halle in Müllensiefen hat sich bis heute niemand von der Bezirksregierung angeschaut“, wundert sich Diestelhorst.

Denn auch hier muss der Verein, wie der Gummersbacher Club, Vorgaben erfüllen. Das Haus ist nach hinten versetzt und von der Straße aus nicht sichtbar. Bei Beginn des Anbaubetriebs muss der Club zudem Sicherheitsvorkehrungen treffen, etwa eine Mauer oder einen Zaun als Sicht- und Einbruchschutz an Fenstern und Türen. Abluft- und Zuluftfilter sollen Geruchsbelästigungen vermeiden. Im und zehn Meter um den Vereinssitz herum darf nicht konsumiert werden. Die Einhaltung der Auflagen wird halbjährlich durch die Bezirksregierung überprüft.

Ganz den Kopf in den Sand stecken wollen die Mitglieder des Clubs in Engelskirchen noch nicht. Sie treffen sich   aktuell jeden Freitag zum Austausch.