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Vom Erzbistum freigestelltPolizei ermittelt gegen Morsbacher Pfarrer Tobias Zöller

Lesezeit 3 Minuten
Tobias Zöller aus Morsbach ist zurzeit Leitender Pfarrer des Sendungsraums Oberberg-Süd und soll dort eine neue Großpfarrei gründen. Derzeit ermittelt die Polizei gegen den 46-Jährigen.

Tobias Zöller aus Morsbach ist zurzeit Leitender Pfarrer des Sendungsraums Oberberg-Süd und soll dort eine neue Großpfarrei gründen. Derzeit ermittelt die Polizei gegen den 46-Jährigen.

Der 46 Jahre alte Geistliche hat um die vorübergehende Entbindung gebeten. Angesiedelt sein könnte der Fall im Bereich der Cyber-Kriminalität.

Rätselraten um den katholischen Geistlichen Tobias Zöller: Nach Informationen dieser Zeitung hat der Leitende Seelsorger des Sendungsraums Oberberg-Süd und verantwortliche Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Morsbach – Friesenhagen – Wildbergerhütte aufgrund einer polizeilichen Ermittlung um seine Freistellung gebeten. Dem Vernehmen nach hat inzwischen auch die Kölner Staatsanwaltschaft die Arbeit aufgenommen, obwohl eigentlich die Staatsanwaltschaft in Bonn für Oberbergs Süden zuständig wäre: In der Domstadt angesiedelt ist die für ganz Nordrhein-Westfalen zuständige Zentralstelle für Cyber-Kriminalität.

Zöllers Bitte um Freistellung hat das Erzbistum Köln in der vergangenen Woche entsprochen. In den Gottesdiensten am Wochenende ist dann ein Proklamandum verlesen worden, mit dem das Erzbistum die Freistellung des 46-Jährigen bekannt gegeben hat – verlesen wurde es auch in der Palmsonntagsmesse in der Morsbacher Basilika St. Gertrud durch Pater Thomas Arakkaparambil. Auf Nachfrage dieser Zeitung hat Zöller am Montagvormittag bestätigt, dass die Polizei Ermittlungen aufgenommen hat.

Das Erzbistum Köln hat den Morsbacher Pfarrer Tobias Zöller (links), hier beim Erntedankfest in der Ortschaft Lichtenberg, freigestellt. Ihn vertritt für die Dauer der Ermittlungen Kaplan Markus Brandt (rechts).

Das Erzbistum Köln hat den Morsbacher Pfarrer Tobias Zöller (links), hier beim Erntedankfest in der Ortschaft Lichtenberg, freigestellt. Ihn vertritt für die Dauer der Ermittlungen Kaplan Markus Brandt (rechts).

Doch weder zu den Vorwürfen an sich, noch dazu, welcher Art sie sind, wolle er sich äußern, sagt der Morsbacher. „Ich habe um meine Freistellung vom kirchlichen Dienst gebeten – und dem hat der Leiter des Bereichs Pastorale Dienste, Markus Wasserfuhr, dann auch entsprochen“, führt Zöller aus und kritisiert das Erzbistum für dessen weiteres Vorgehen: „Im Proklamandum war nicht davon die Rede, dass diese auf meinen eigenen Wunsch geschehen ist.“ Er habe seine Vorgesetzten aber über die Art der Vorwürfe informiert.

Seither brodelt in Morsbach und in den Gemeinden des Sendungsraums die Gerüchteküche. Das Erzbistum beruft sich derweil auf das Proklamandum und teilt auf Nachfrage mit: „Da es sich um ein laufendes Verfahren handelt, gibt das Erzbistum mit Blick auf die bis zum Abschluss des Verfahrens geltende Unschuldsvermutung derzeit keine weitere Stellungnahme ab.“

Kaplan Markus Brandt steht ab sofort in der Verantwortung für Oberbergs katholischen Süden

Auch die Staatsanwaltschaft in Köln äußert sich nicht: „Im Hinblick auf zu wahrende Persönlichkeitsrechte werden Auskünfte zu einem etwaig hier anhängigen Ermittlungsverfahren nicht erteilt“, lässt Oberstaatsanwältin Lisa Klefisch wissen. Sie ist Sprecherin der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime.

Von einem „sehr guten Gespräch“ mit dem Morsbacher am Sonntagabend berichtet indes Kreisdechant Christoph Bersch. „Jetzt geht es darum, einen Schutzraum für Tobias Zöller zu schaffen, bis die Ermittlungen der Polizei beendet sind.“ Auch er wisse nicht, warum diese angelaufen seien, betont Bersch und ergänzt, dass es wohl nicht um eine kircheninterne Angelegenheit gehe. Bis auf weiteres stehe ab sofort Kaplan Markus Brandt als Pfarrverwalter in der Verantwortung für Oberbergs katholischen Süden.

Mitarbeitende des Sendungsraums Oberberg-Süd wurden am Freitag über die Freistellung informiert

In einer Videokonferenz wurden er, Pater Arakkaparambil und weitere Mitarbeitende des Pastoralteams über die Freistellung Zöllers informiert. Dem Vernehmen nach soll in einem Gespräch danach mit Tobias Zöller der Verdacht ausgeräumt worden sein, es gehe um den Vorwurf von sexuellem Missbrauch.

„Offenbar gibt es keine dienstlichen Vergehen“, sagt auch Morsbachs Bürgermeister Jörg Bukowski mit Blick auf die wenigen Informationen, die ihm vorliegen. Er kritisiert ebenfalls das Erzbistum für dessen Informationspolitik: „Wenn keinerlei Begründung für eine Freistellung, ausdrücklich keine Suspendierung, mitgeteilt wird, ist der Spekulation Tür und Tor geöffnet“, urteilt der Rathauschef.

Zurzeit ist Pfarrer Zöller mit der Gründung der Großpfarrei St. Michael und St. Gertrud Oberberg-Süd mit Hauptkirchen in Waldbröl und Morsbach sowie neun Pfarreien in Friesenhagen, Morsbach, Nümbrecht, Reichshof, Waldbröl und Wiehl beauftragt. Diese soll im Januar 2026 den Sendungsraum ablösen.