Morsbach – Am 1. April verschmelzen die bisherigen Seelsorgebereiche Morsbach, Friesenhagen und Wildbergerhütte und „An Bröl und Wiehl“ zum neuen Sendungsraum Oberberg-Süd. Leitender Geistlicher wird der Morsbacher Pfarrer Tobias Zöller. Jens Höhner sprach mit ihm über das Vorhaben.
Woran arbeiten Sie gerade?
Zöller: Zurzeit arbeite ich an einem Konzept, wie ich es schaffen kann, trotz der Corona-Pandemie alle Menschen in den Gemeinden kennen zu lernen. Bisher kenne ich die neuen Gemeinden, also die aus dem Seelsorgebereich An Bröl und Wiehl, ja nur von außen. Ich habe Spaß daran, sowohl die Gemeinsamkeiten als auch die Unterschiede zu entdecken. Denn das ist für den Anfang das Wichtigste: mir den Überblick zu verschaffen.
Und was ist bisher geschehen?
Wir konnten noch nicht richtig loslegen. Corona hat uns um ein gutes Jahr in allem zurückgeworfen. So bin ich sehr froh, dass Pfarrer Klaus-Peter Jansen – überraschenderweise – vom Erzbistum Köln die Erlaubnis bekommen hat, nach seinem Abschied als Leitender Pfarrer weiterhin als Pfarrvikar in seinen Gemeinden weiterarbeiten zu dürfen. Bisher hat es einige Gemeindeversammlungen und eine Reihe Tagungen der beiden bestehenden Pastoralteams gegeben. Wir sind seit gut anderthalb Jahren in engen Gesprächen. Denn Sendungsraum bedeutet erst einmal: ein gemeinsames Pastoralteam für mehrere Seelsorgebereiche.
Wie wird dieses Pastoralteam aussehen?
Es wird zehn Mitglieder haben – fünf Priester, zwei Diakone und drei weitere Mitarbeiter im pastoralen Dienst. Wir hatten im vergangenen Jahr vor, mit den einzelnen Gremien zu konferieren und mit ihnen gemeinsame Überlegungen zu beginnen. Das konnte nicht geschehen, wir werden dies so bald wie möglich nachholen.
Auf welche Veränderungen müssen sich die Menschen einstellen?
Für die Menschen ändert sich zunächst gar nichts. Bestehende Gruppen und Strukturen bleiben erhalten. Es wird – wie bisher – insgesamt neun Pfarreien und 16 Kirchen geben, auch bleiben die Seelsorger für ihre Pfarreien zuständig. Aber es kommen natürlich neue Gesichter hinzu. Ich selbst werde erst mal als Springer unterwegs sein, hier und da Gottesdienste übernehmen – abwechselnd in den Gemeinden, um eben die Menschen kennen zu lernen. Doch nichts wird schnell oder abrupt geschehen.
Sendungsraum mit fast 20 000 Gläubigen
Fast 20 000 Menschen leben im neuen Sendungsraum Oberberg-Süd der katholischen Kirche, der am 1. April offiziell gegründet wird. Leitender Seelsorger wird Tobias Zöller (42), derzeit ist er Leitender Pastor der Pfarreiengemeinschaft Morsbach, Friesenhagen und Wildberghütte. Als Stellvertretender steht ihm der Waldbröler Geistliche Klaus-Peter Jansen (70) zur Seite. Dieser wird am kommenden Sonntag als Leitender Pastor des Seelsorgebereichs An Bröl und Wiehl zwar verabschiedet, doch bleibt er als Pfarrvikar weiterhin im Dienst – und das bis einem Höchstalter von 75 Jahren.Im Sendungsraum vereint sind dann neun Pfarreien, und zwar fünf aus dem bisherigen Seelsorgebereich Morsbach, Friesenhagen und Wildbergerhütte sowie vier aus dem Bereich An Bröl und Wiehl. Nach der Verschmelzung der Seelsorgebereiche Engelskirchen und Oberberg-Mitte zu einem solchen Sendungsraum mit mehr als 60 000 Katholiken am 1. September 2016 ist dieser neue Zusammenschluss im Süden der zweite in Oberberg. (höh)
Und auf lange Sicht?
Was auf lange Sicht geschieht, das weiß ich selbst nicht so genau. Denn vieles hängt auch vom „Pastoralen Zukunftsweg“ ab, den das Erzbistum eingeschlagen hat. Die Arbeit an diesem Konzept steht gerade aber still, wie so vieles. Ich denke, dass aus dem gesamten Sendungsraum Oberberg-Süd in den kommenden fünf bis zehn Jahren eine einzige große Pfarrei wird. Aber entscheidend ist: Eine Pfarrei ist eine Verwaltungseinheit, die Gemeinde aber ist das Leben der Christen – und natürlich muss es mehr als nur eine Gemeinde geben. Zumal rund 20 000 Katholiken in dem neuen Sendungsraum leben.
Drohen Schließungen von Kirchen?
Ich glaube, dass die Kirche nicht die Mittel haben wird, alle Gebäude auch weiterhin zu unterhalten. Das ist aber ein Problem der Kirche insgesamt. Schließlich gibt es immer weniger Gläubige und auch immer weniger Seelsorger. Hochrechnungen des Erzbistums zeigen, dass sich die Zahlen der Seelsorger bis 2030 halbieren und dann bis 2035 ein weiteres Mal. Deswegen arbeitet man ja am Pastoralen Zukunftsweg. Der herkömmliche Weg funktioniert nicht mehr. Welche Kirchen geschlossen werden? Dafür müsste ich orakeln.
Wie wollen Sie den Menschen Sorgen und Ängste vor dem Sendungsraum nehmen?
Ich glaube, das geht am besten durch Vertrauensarbeit. Am Ende sind wir alle mit gutem Willen in eine gemeinsame Richtung unterwegs. Und wir haben ein gemeinsames Ziel: den Glauben an den Orten zu lassen, an denen die Menschen leben. Nichts soll ohne Grund durcheinandergewirbelt werden. Die geistige und geistliche Heimat wird bleiben. Zudem gibt es zwei wichtige Aufgaben: Die erste ist, die Organisation ins Auge zu nehmen, den Überblick zu behalten. Die zweite ist, gemeinsam mit den Menschen ein stabiles Fundament für die Zukunft zu bauen.
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Das alles geschieht in einer Zeit, in der zum Beispiel die mangelhafte Aufarbeitung der Missbrauchsfälle viele Gläubige erschüttert und viele der Kirchen den Rücken kehren.
Für uns kann ich nicht bestätigen, dass sich die Austritte bemerkbar machen. Aber durch die Skandale haben viele Menschen im Kern der Gemeinden die Hoffnung und den Mut verloren. Was gerade geschieht, ist nicht gut. Denn Kirche soll schenken. Ich hoffe, dass die Missstände schnell abgestellt werden. Alles muss aufgearbeitet werden. Missbrauch ist das Gegenteil von Seelsorge: Damit werden Seelen zerstört.
Was wünschen Sie sich?
Ich hoffe, dass die Gemeinden nach Corona wieder neu zusammenkommen. Es ist wie bei den Vereinen – die Frage ist: Kommen die Menschen zurück.