Ein 29-Jähriger soll im schuldunfähigen Zustand auf seine Mutter losgegangen sein.
ProzessGummersbacherin fürchtete um ihr Leben – Sohn soll sie mit einem Rohr geschlagen haben
Der Mittagsschlaf war tägliche Routine der 55-Jährigen. Doch dann schlug plötzlich die Tür zu ihrem Schlafzimmer auf und ihr Sohn stand mit irrem Blick und einem Metallrohr in der Hand neben dem Bett. Er verlangte, dass die Mutter sich „verpisst“, weil: „Das ist jetzt mein Haus.“ Anschließend soll der 29-Jährige mit dem Rohr an auf seine Mutter eingeschlagen haben. Später stürzte die Frau einen Balkon in die Tiefe und wäre um ein Haar von einem mit Büchern gefüllten Nachtschrank erschlagen worden. Den soll der Sohn versucht haben vom Balkon auf sie zu werfen.
Versuchter Totschlag
Seit Dienstag muss sich der 29-Jährige wegen gefährlicher Körperverletzung in Tateinheit mit versuchtem Totschlag sowie Widerstands gegen Polizeibeamte vor dem Kölner Landgericht verantworten. Da der Mann aufgrund einer Psychose — die von übermäßigem Drogenkonsum verursacht worden sein soll — im schuldunfähigen Zustand gehandelt haben soll, hat die Staatsanwaltschaft die dauerhafte Unterbringung des Studenten in einer Psychiatrie beantragt. Der Beschuldigte räumte die Tatvorwürfe vor Gericht in weiten Teilen ein.
Zwei Jahre ohne Kontakt
Laut der Antragsschrift der Staatsanwaltschaft soll der Mann am 19. August 2022 von seinem Studienort in Osnabrück zur Mutter nach Gummersbach gereist sein, zu der er rund zwei Jahre keinen Kontakt hatte. Angeblich wollte er seiner Mutter zum Geburtstag gratulieren. Doch bereits in Osnabrück scheint der Mann einen psychotischen Schub erlitten zu haben.
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Wie er selbst angab, hatte er den Eindruck, dass ein gegen ihn gerichtetes Mordkomplott laufe, an dem Nachbarn aus Osnabrück, aber auch seine Mutter und sein jüngerer Halbbruder beteiligt gewesen sein sollen. Nachdem der 29-Jährige in Gummersbach auf seine im Bett liegende Mutter mit dem Rohr und dann mit Fäusten eingeschlagen hatte, flüchtete die Frau zunächst auf den Balkon. „Ich habe gedacht: Gestern hattest du noch Geburtstag und heute stirbst du“, sagte die 55-Jährige im Zeugenstand.
Sohn setzte nach
Doch der Sohn setzte nach. Ob die Frau dann die rund viereinhalb Meter vom Balkon sprang oder der Angeklagte ihr auf die Finger schlug, als sie sich an der Brüstung festhielt, blieb zunächst unklar. Jedenfalls stürzte die Frau in die Tiefe und erlitt einen Oberschenkelhalsbruch. Sie habe dann auf dem Rücken unter dem Balkon gelegen, als sie plötzlich wahrnahm, wie der 29-Jährige einen Nachtschrank aus Kirschholz mit Büchern drin über das Balkongeländer hievte. Die Zeugin sprach von einem Gewicht von rund 35 Kilogramm. „Der hat das dann einfach runterfallen lassen“, sagte die Zeugin.
Auf Nachfrage des Vorsitzenden Peter Koerfers erklärte sie, dass sie von dem Schrank erwischt worden wäre, wäre sie nicht noch zur Seite gerollt. Anschließend soll der 29-Jährige nachgesetzt und sie erneut mit dem Heizungsrohr geschlagen und auf den Kopf getreten haben, bevor er sie in eine Schubkarre laden und „entsorgen“ oder „außerhalb des Grundstücks abkippen“ wollte, wie es in der Anklage hieß. Die von Nachbarn informierte Polizei konnte den Beschuldigten dann aber festnehmen. Später soll er im Polizeigewahrsam Beamte geschlagen und verletzt haben. Der Prozess wird fortgesetzt.