Hula Hoop in GummersbachKurze Auszeiten im Alltagstrubel
Gummersbach – Gummersbach. Miriam Neufurth und Lavinia Bergk haben zu Beginn der Pandemie den Hula-Hoop-Sport für sich entdeckt. Aus der Leidenschaft ist nun ein Kurs in Gummersbach entstanden, der in Kürze startet. Warum das „Hullern“ so im Trend ist, was die beiden selbst daran schätzen und worauf man beim Kauf eines Reifens achten sollte, darüber hat Linda Thielen mit den beiden gesprochen.
Hula Hoop ist eine außergewöhnliche Sportart. Wie kam es dazu, dass sie damit angefangen haben?
Lavinia Bergk: Ich habe im Juni 2020 damit begonnen. Ich hatte bei einer Bekannten auf Facebook gelesen, dass sie hullert – wie wir das nennen. Ich habe mir dann auch einen Reifen gekauft und es ausprobiert. Es hat mir direkt gefallen, denn es ist ein schöner Ausgleich zum Alltag. Da es alleine aber doch etwas langweilig war, habe ich dann eine WhatsApp-Gruppe gegründet mit 40 weiteren Leuten. Wir haben im Lockdown, als persönliche Treffen nicht möglich waren, per Video zusammen gehullert. Die Gruppe gibt es bis heute.
Miriam Neufurth: Ich hatte als Kind schon einen Hula-Hoop-Reifen, habe es aber nie hingekriegt und das hat mich frustriert. Im Lockdown, als Hula Hoop wieder aufgelebt ist, habe ich mir das Ziel gesetzt, es noch einmal zu versuchen, und wollte es unbedingt lernen. Das war im Januar 2021. Anfangs hatte mein Reifen nicht den für mich passenden Durchmesser, deswegen hat es auch nicht so gut geklappt. Aber mit dem richtigen Reifen wurde es schnell immer besser.
Woher weiß man denn, welchen Durchmesser ein Reifen am besten haben sollte?
Miriam Neufurth: Viele denken, wenn sie das erste Mal einen Hula-Hoop-Reifen benutzen, dass kleinere Reifen besser sind. Aber genau das ist nicht der Fall, denn das ist viel schwerer. Leichter ist es mit größeren Reifen. Den passenden Durchmesser kann man herausfinden, indem man den Abstand vom Boden bis zum Bauchnabel misst. Wer ein bisschen mehr auf den Rippen hat, sollte noch zehn bis 15 Zentimeter dazurechnen. Je größer der Durchmesser ist, desto langsamer bewegt sich der Reifen. Das ist besonders am Anfang hilfreich, wenn man noch nicht so viel Erfahrung im Hullern hat. Dann kann man auch die Bewegungen besser einüben.
Woher weiß man denn, wie man richtig hullert? Gibt es eine richtige Taktik? Wie haben Sie sich das beigebracht?
Lavinia Bergk: Ich habe mir am Anfang vieles selbst beigebracht. Ich habe mir Videos im Internet angeschaut und mir Tipps von anderen geholt, wie man sich richtig bewegt und was man sonst noch alles mit dem Reifen machen kann. Am Anfang hatte ich auch den ein oder anderen blauen Flecken. Wichtig ist vor allem, es nicht gleich zu übertreiben. Jeden Tag 10 Minuten hullern – und zwar nicht mit vollem Magen – reicht erstmal. Und dann kann man sich immer weiter steigern.
Miriam Neufurth: Bei mir war es ähnlich, ich habe mir am Anfang auch Vieles selbst beigebracht und ausprobiert. Erst später, als es die Pandemielage wieder zugelassen hat, habe ich mich mit anderen zusammengetan.
Die Corona-Pandemie hat einen regelrechten Hula-Hoop-Hype ausgelöst. Wie erklären Sie sich, dass ausgerechnet dieser Sport so viel Zuspruch erhalten hat? Sie haben sich ja auch mitreißen lassen.
Lavinia Bergk: Man kann den Sport gut zu Hause machen. Das war vor allem in Lockdown-Zeiten ein Pluspunkt. Und man kann es überall machen – ob drinnen oder im Garten. Ich habe beispielsweise ein großes Haus, Tiere und zwei kleine Kinder. Da ist immer viel Trubel und ich habe keine Zeit für lange Joggingrunden. Aber den Hula-Hoop-Reifen rauszuholen, kostet mich wenig Mühe und ich kann mir ganz einfach 20 Minuten Zeit nehmen. Außerdem kostet es nicht viel. Nicht jeder hat das Geld, sich zu Hause teure Heimtrainer aufzustellen, nur weil die Fitnessstudios geschlossen sind.
Miriam Neufurth: Ich sehe darin auch eine soziale Komponente. Im Lockdown waren wir isoliert und ich habe mich teilweise eingeengt gefühlt. Ich wollte dieser ganzen Situation entfliehen, wusste aber nicht wie. Hullern hat mir dabei sehr geholfen und mich wieder ins Gleichgewicht gebracht. Außerdem sind dadurch Freundschaften entstanden mit Leuten, die diese Leidenschaft teilen. Davon habe ich sehr profitiert und tue es noch.
Wie haben Sie beide sich eigentlich kennengelernt?
Lavinia Bergk: Tatsächlich über die Gruppe „Oberberg Stones“. Wir sind beide gerne kreativ. Ich habe dann gesehen, dass Miriam einen Hula-Hoop-Kurs anbietet und mich sofort angemeldet.
Miriam Neufurth: Mittlerweile leiten wir die Kurse gemeinsam und ergänzen uns dabei echt gut. Ich baue die Reifen und Lavinia leitet die Workouts.
Sie bauen Reifen selber? Aus welchen Materialien bestehen die eigentlich?
Miriam Neufirth: Ja, mit meinem Mann zusammen. Wir haben ein Handarbeitsgewerbe. Ich arbeite unglaublich gerne mit den Händen. Für die Reifen kaufen wir einfaches PE-Rohr im Baumarkt. Mein Mann baut dann die Reifen und ich umwickele sie mit Glitzer-Tape und Gewebeband für den Grip. Es gibt aber auch Reifen aus anderen Materialien, beispielsweise aus Edelstahl. Die sind dann schwerer. Oder Reifen mit Noppen, die gleichzeitig massieren.
Sie leiten ab diesem Monat gemeinsam einen neuen Hula- Hoop-Kurs in Gummersbach. Wie kam es dazu?
Miriam Neufurth: Über die Ohana-Familienbildung, die ihren Sitz in Wipperfürth hat, werden Hula-Hoop-Kurse angeboten, die wir auch leiten. Da die Nachfrage seit Corona steigt, bieten wir nun einen neuen Kurs in Gummersbach an, der immer am Montagabend in Windhagen stattfindet. Los geht’s am 15. August.
Lavinia Berg: In dem Kurs fokussieren wir uns auf die Fitness. Wir machen Workouts und kombinieren das Hullern mit Fitnessübungen. Ich bringe vor allem Ideen ein und jeder oder jede kann alles ausprobieren. Hauptsächlich geht es um das gemeinsame Hullern, den Spaß und den Austausch.
Miriam Neufurth: Außerdem hullern wir jeden Samstag – wenn es nicht regnet – ab etwa 14 Uhr für ein paar Stunden in der Gummersbacher Fußgänger vor Sport Hacke. Denn dort können auch meine Reifen erworben werden. Wir möchten dadurch das Interesse an Hula Hoop wecken und die Möglichkeit bieten, kostenlos den Reifen zu schwingen. Das Tolle dabei: Es kommen auch Menschen dazu, deren Sprache wir nicht verstehen und die unsere Sprache nicht verstehen. Aber über den Reifen kommunizieren wir total gut.
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Was gibt Ihnen persönlich der Hula-Hoop-Sport, und haben Sie vielleicht auch sportliche Ziele?
Miriam Neufurth: Mir hat das Hullern mein Selbstwertgefühl zurückgegeben. Das würde ich gerne auch an andere weitergeben. Ich möchte insbesondere Frauen, die sich sportlich nicht so viel zutrauen, erreichen und ihnen vermitteln, was ich gelernt habe und wie gut es mir auch mental mit Hula Hoop geht.
Lavinia Bergk: Mir geht es ähnlich. Ich war nie sportlich und habe mit Hula Hoop etwas gefunden, was ich gerne mache und auch gut vermitteln kann. Mir macht das Anleiten in den Kursen unglaublich viel Spaß. Hullern ist für mich als Ausgleich im oftmals stressigen Familienalltag sehr wertvoll. Ich bleibe auf jeden Fall dran.