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In SichtweiteWie das Windkraft-Projekt an der A4 Reichshof beeinträchtigt

Lesezeit 3 Minuten

Blitze schlagen neben Windrädern ein (Symbolbild).

  1. Direkt auf dem Gebiet der Gemeinde Reichshof soll es keine Winkraftanlage geben
  2. Das bedeute indes nicht, dass die Reichshofer von der Stromerzeugung völlig unberührt bleiben
  3. Die westlichste der Anlagen soll bei Drolshagen gebaut werden – und damit in Sicht- und eventuell auch in Hörweite

Reichshof/Drolshagen – Auf dem Gebiet der Gemeinde Reichshof wird es keine Windkraftanlagen geben. Hatte das Gelsenkirchener Unternehmen Gelsenwasser 2016 zunächst mit vier und später noch mit zwei Windrädern in der Nähe der Autobahn 4 geplant, so muss das Projekt Windpark A4 heute ohne eine einzige Anlage im Süden des Oberbergischen Kreis auskommen. Das betonte Stephan Dohe, Leiter der Projektentwicklung „Windenergie“ bei Gelsenwasser, in Drolshagen am Donnerstagabend.

Dorthin hatte das Unternehmen, vor mehr als 130 Jahren als Trinkwasserversorger gegründet, die Ratsmitglieder der Kommunen Drolshagen, Wenden, Olpe und auch aus Reichshof eingeladen, um über den Stand des Vorhabens aufzuklären. Bis Mitte dieses Jahres, führte Dohe aus, könnte das Projekt so weit gereift sein, dass Gelsenwasser die Anträge auf Genehmigung formulieren und einreichen könnte. „Wir hoffen auf einen Baubeginn im Jahr 2022“, schilderte der Entwicklungsleiter. „In der Gemeinde Reichshof hat der Artenschutz unseren Plänen einen Riegel vorgeschoben.“

Das bedeute indes nicht, dass die Reichshofer von der Stromerzeugung völlig unberührt bleiben: Die westlichste der Anlagen soll bei Drolshagen gebaut werden – und damit in Sicht- und eventuell auch in Hörweite der Reichshofer Ortschaft Hahn. So rechnet Gelsenwasser mit einem Schall von weniger als 35 Dezibel, eine Bibliothek sei damit schon lauter. Und nicht nur das: Wenn schließlich Sattelzüge anrollen und meist in der Nacht Baumaterial für den Windpark anliefern, dann sollen sie im Oberbergischen an einer Sonder-Abfahrt die Autobahn verlassen: Diese werde nördlich von Hahn gebaut, „sofern sie denn überhaupt kommt“.

An Informationsständen und Übersichtstafeln informierten sich Politiker und Bürgermeister über den „Windpark A4“.

Ob die Abfahrt dann Reichshofs Politik beschäftigt, ist noch nicht abzusehen. „Erst wenn es Pläne dafür gibt, wissen wir, ob Reichshofer Flächen davon betroffen sind“, sagt Bürgermeister Rüdiger Gennies, der jüngst aus einer Projektpräsentation von den ersten Entwürfen dieser Anbindung, deren Nutzung allein Gelsenwassers Lieferanten vorbehalten wäre, erfahren hat.

Technik

Von im Jahr 2016 geplanten elf Anlagen sollen laut Gelsenwasser nur noch sechs links und rechts der Autobahn 4 errichtet werden, und zwar in einem Abstand von 181 Metern. Diese Anlagen seien aber größer, leistungsfähiger und höher als die früheren, schilderte VSB-Mann Oliver Thomas: Sie seien 247 Meter hoch, ein Rotor habe einen Durchmesser von 162 Metern. Der Abstand zu äußeren Wohnbereichen muss laut Thomas derzeit bei 800 Metern liegen, zu Ortschaften bei 1000 Metern. (höh)

In Drolshagens St.-Clemens-Haus standen Stephan Dohe und Oliver Thomas vom Projektpartner VSB Neue Energien Deutschland den geladenen Politikern und Bürgermeistern zudem Rede und Antwort. Am 9. April startet in der Gesamtschule von Wenden um 18 Uhr eine Reihe öffentlicher „Bürger-Dialoge“, die auch nach Reichshof führen soll. Der Termin dort stehe noch nicht fest, berichtete Dohe. „Auch wenn wir in der Gemeinde selbst keine Anlagen bauen, sollen die Reichshofer doch vom neuen Windpark profitieren.“

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Über eine Schwarmfinanzierung, Sparbriefe oder Genossenschaftsanteile sollen die Oberberger ihr eigenes Geschäft mit dem Wind machen. Als lokale Kooperationspartner sind laut Dohe Aggerenergie aus Gummersbach und die in Lindlar beheimatete Energie-Genossenschaft Bergisches Land an Bord.