Nümbrecht – Marco Ripplinger (42) hat bei den Fußballern des SSV Nümbrecht die Nachfolge von Ralph Köhler als Sportlicher Leiter angetreten. Eine Aufgabe, die er zuvor einige Jahre beim SV Frielingsdorf inne hatte. Was den 42-jährigen Vater zweier Kinder antreibt und was er verändern möchte, darüber sprach Andrea Knitter mit ihm.
Sie sind beruflich sehr eingespannt, jetten um die Welt. Was treibt Sie an, sich noch als Sportfunktionär zu engagieren?
Ich habe selbst gespielt und bin dem Fußball immer verbunden geblieben. Das gibt mir positive Energie. Das gilt nicht nur für meine Arbeit im SSV, sondern auch, wenn ich meinen Sohn Jonas (12) nach Hennef begleite, wo er in der U13 spielt. Die ganze Familie ist dem Sport verbunden. Meine Tochter Milena ist Handballerin in Nümbrecht und meine Frau hat Tennis gespielt. Als es durch die Corona-Pandemie keine Trainingsmöglichkeiten gab, habe ich unsere Doppelgarage mit Kunstrasen ausgelegt, um für meinen Sohn eine Trainingsfläche zu schaffen.
Wie kam Ihre Verbindung nach Nümbrecht?
Ich komme aus Homburg-Bröl, wo wir auch wohnen. Das ist ja gleich um die Ecke, damit gab es immer eine Verbindung.
Gespielt haben Sie aber nie für Nümbrecht, oder?
Doch, aber nur ein Jahr nach meiner schweren Verletzung. Ich habe in der Jugend in Wiehl und in Höhenhaus Bundesliga sowie in der A-Jugend Mittelrheinauswahl gespielt. Im Seniorenbereich war ich unter anderem für Marialinden, beim Bonner SC und in Dattenfeld aktiv. Mit 25 Jahren war für mich nach der zweiten Operation an der Achillessehne Schluss mit dem hochklassigen Fußball.
Kam in Frielingsdorf dann der direkte Wechsel auf die Funktionärsebene?
Nicht direkt. Zum SV Frielingsdorf bin ich über Maik Alzer und meinen Freundeskreis gekommen, mit denen ich in Dattenfeld zusammengespielt hatte. Maik wurde dann Trainer in Frielingsdorf. Ich war zunächst noch ein bisschen Spieler, dann Co-Trainer, Trainer, Sportlicher Leiter und zum Schluss im Vorstand des Seniorenfußballs aktiv.
Was hat Sie an alledem gereizt?
Der SV Frielingsdorf ist ein echter Verein, wie auch der SSV Nümbrecht. Ich habe dort einen großen Bekanntenkreis. In einem solchen Umfeld macht es Spaß, seinem Hobby nachzugehen.
Was macht für Sie einen echten Verein aus?
Das Zusammengehörigkeitsgefühl, Ehrenamt und die Identität.Ich möchte, dass sich ein Verein nicht nur über die Spielklasse der 1. Mannschaft definiert. Vielmehr sollte man einen Verein nachhaltig aufstellen und als Ganzes betrachten. Eine Mischung aus dem SC Freiburg und dem FC St. Pauli könnte zum Beispiel als Vorbild dienen.
Trotzdem sind Sie aus Frielingsdorf weggegangen. Warum?
Ich hatte immer Kontakt zu Nümbrecht und als mich die Verantwortlichen ansprachen, fühlte es sich gut an. Ich kenne viele Personen aus dem Vorstand, den Trainerteams und den Mannschaften. Gegen den Trainer der ersten Mannschaft, Torsten Reisewitz, habe ich sogar selber noch Fußball gespielt und als Trainer an der Linie gestanden. Frielingsdorf war schon eine Herzensangelegenheit, aber jetzt passte eben auch der Wechsel. Ich bin beruflich sehr viel unterwegs, da ist es gut, dass Nümbrecht gleich um die Ecke ist. Anders als als Spieler oder Trainer muss ich als Sportlicher Leiter nicht immer präsent sein. Dazu kommt, dass der Verein was vor hat.
Was meinen Sie damit?
Dass hier zum Beispiel eine neue Anlage entsteht. Dafür sind wir der Gemeinde und den Verantwortlichen sehr dankbar. Weiterhin treibt der Verein eine „Offensive 2025“voran, in welcher klare Ziele formuliert sind. Auf diesem Weg möchten wir unsere Mitglieder, die Sponsoren sowie die Zuschauer mitnehmen. Es gilt die Strukturen zu optimieren und viele unserer Jugendspieler in die Seniorenmannschaften zu integrieren. Zudem gibt es bereits eine gefestigte Landesligamannschaft und einen guten Unterbau mit einem Kreisliga A-Team und einer Breitensportmannschaft in der Kreisliga C. Es ist jetzt schon zu merken, dass die neue Infrastruktur Rückenwind bringt, wir dürfen uns aber nicht darauf ausruhen
Wo sind da Ihre Aufgaben als Sportlicher Leiter angesiedelt?
Ich arbeite zusammen mit den Trainern zum Beispiel an der Kaderplanung und an der Entwicklung der Mannschaften, treffe mich regelmäßig mit ihnen. Weiterhin verstehe ich mich als Bindeglied zwischen den Mannschaften, Trainern und Vorstand, um dem Ganzen eine einheitliche Struktur zu geben und gemeinsame Ziele zu verfolgen. In diesem Zusammenhang ist die Kommunikation ein zentrales Instrument. Zudem sehe ich meine Aufgabe darin, die Jugend zu integrieren. Durch meinen Sohn habe ich den Jugendfußball kennen und verstehen gelernt. Kinder müssen Spaß haben. Es sind keine kleinen Erwachsenen, deshalb brauchen wir ein altersgerechtes Kindertraining mit Förderung und Forderung. Das wird durch unsere Jugendabteilung bereits toll umgesetzt. Ein Beispiel dafür ist die neue Jugendfußballschule Homburger Land.
Ist es nicht schwerer geworden, sie dann als Jugendliche zu begeistern und im Verein zu halten?
Es ist nicht schwieriger, sondern anders geworden. Durch die digitalen Medien ist alles schneller geworden und es gibt mehr „Ablenkungen“. Jungen Spielern mit „Haudrauf“ zu kommen, geht nicht mehr. Man muss ihnen schon sagen, was man mit ihnen vorhat und das klar und transparent.
Was meinen Sie konkret?
Ein ganz aktuelles Beispiel ist, wie wir versuchen, die A-Jugendlichen frühzeitig an die Landesliga heranzuführen. Die Jugendlichen hatten in der Vorbereitung die Möglichkeit, eine Woche mit der ersten Mannschaft zu trainieren und auch am Trainingslager teilzunehmen, was bereits sechs von ihnen genutzt haben. Nun werden wir aber mit allen gemeinsam die weiteren Integrationsschritte planen.
Sind die Jugendlichen mit so einer hohen Klasse nicht überfordert?
Nein, denn wir möchten ihnen frühzeitig zeigen, was es bedeutet, in der Landesliga zu spielen und welchen Aufwand sie dafür betreiben müssen. Das sollen sie wissen, um dann zu entscheiden, ob sie das möchten. Sie haben ja auch noch die Möglichkeit, die ersten Schritte in einer der beiden anderen Seniorenmannschaften zu gehen. Wir haben einen sehr guten A-Jugend-Jahrgang und möchten das nutzen. Um höherklassig Fußball zu spielen, braucht man Wille, Talent und Einstellung. Sie haben jetzt die Chance, ein Jahr Vollgas zu geben, ehe wir uns gemeinsam mit den Trainern für einen Weg entscheiden.
Bieten Sie Ihnen über den Kontakt hinaus noch weitere Unterstützung?
Ja, wir haben mit Julian Schwarz, Kilian Seinsche und Jan-Luca Krämer drei Paten aus der ersten
Mannschaft. Sie sind immer ansprechbar. Für die jüngeren Jahrgänge haben wir unter anderem unsere Fußballschule. Für die Studenten, die zum Beispiel aus Köln zum Training kommen, bieten wir Fahrgemeinschaften an, damit sie weiterhin beim SSV spielen können. Um die Identität des Vereins zu stärken, geben wir eine Stadionzeitung heraus, in der unsere Projekte vorgestellt werden und um die sich Aldo Putzig kümmert. Und dann gibt es auch noch den Club der 100, in dem sich Unterstützer treffen. All das dient dazu, das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken und die Mitglieder an den Verein zu binden.
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Zurück zum Alltagsgeschäft. Wie sehen Sie die Landesligamannschaft aufgestellt?
Das kann man wohl erst in einem halben Jahr sagen. Es ist schwer , die Situation durch die vielen Verletzten und die Corona-Pause richtig einzuschätzen. Es ist eine Übergangssituation und ich hoffe, dass die Spielzeit nicht wieder unterbrochen wird. Ich denke, am Ende der Hinrunde wissen wir, wo wir stehen.