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Klänge aus vergangenen ZeitenDr. Ullrich Wimmer sammelt mechanische Musikinstrumente

Lesezeit 4 Minuten

Dr. Ullrich Wimmer inmitten seiner „Schätzchen“ im Drehorgelmuseum Kempershöhe.

Kempershöhe – Das alte Harmonium der Firma Wrede ist eines der Stücke, das Dr. Ullrich Wimmer nie wieder hergeben wird. „Diese Drehorgel ist von mehreren Generationen gespielt worden und war auf vielen Straßen unterwegs“, erzählt er. Ein Instrument, das eine Geschichte erzählt. Gebaut wurde es 1929. Kein Serienproduktion, ein richtiges Unikat. Für Dr. Ullrich Wimmer ein ganz besonderer Schatz.

In seinem privaten Museum im Kempershöhe – in der kleinen ehemaligen evangelischen Kirche – sammelt er Drehorgeln, selbst spielende Instrumente und Spieluhren. „300 sind es inzwischen“, erzählt er. Ganz kleine, aber auch große mechanische Instrumente gibt es zu entdecken.

Die ältesten Stücke stammen aus dem 18. Jahrhundert. Geweckt wurde seine Sammelleidenschaft im Jahr 1971. Als Student in Bonn las Wimmer von einem Abend, der den Titel „Max Reger spielt Max Reger“ trug. „Reger war 1916 gestorben. Ich fragte mich, wie das gehen soll – und wurde neugierig,“ blickt er zurück.

„Ich wurde zum besten Pianisten im Freundeskreis“

Die Lösung: Auf der Bühne stand ein selbstspielendes Klavier. „Die Tasten bewegten sich von selbst, mittels einer Walze nach dem Klavierspiel von Max Reger“, erinnert sich Wimmer. Die Faszination für mechanische Instrumente ließ den Theologen danach nicht mehr los. Ein Freund, Geselle in einem Orgelbaubetrieb, kam etwas später auf ihn zu und erzählte ihm von einem selbst spielenden Klavier, das dort abgegeben worden war. „Das kannst du haben, sagte er. Und ich sagte nicht nein.“ Der Freund setzte das gute Stück – das zunächst nicht mehr funktionierte – wieder instand. „Und ich wurde zum besten Pianisten im Freundeskreis“, sagt der Sammler mit einem Schmunzeln.

Das Klavier legte den Grundstock seiner Sammlung. Wenn er sich heute davor setzt, legt er gerne auch mal die Walzen mit den „unspielbaren“ Musikstücken wie das „Solfeggietto a Cinque“ von Marc-André Hamelin ein. Stücke also, die in ihrer Abfolge nur mechanisch auf einer Klaviertastatur funktionieren – und für Pianisten so gut wie unspielbar sind.

Das Drehorgelmuseum in Kempershöhe

Derzeit ist die Ausstellung der mechanischen Musikinstrumente im Drehorgelmuseum Marienheide- Kempershöhe wieder geöffnet – Besucher müssen vorab einen Termin vereinbaren, unter der Telefonnummer 0 22 64/ 2 01 31 81.

Das kleine Museum in der ehemaligen evangelischen Kirche in Kempershöhe liegt an der Deutschen Orgelstraße und ist in der Liste des Immateriellen Unesco-Weltkulturerbes aufgelistet.

Wimmer findet seine alten Schätze meist auf Sammlerauktionen. „Doch oft wollen die Instrumente auch einfach zu mir“, erzählt er. Eine Auktion in Köln habe er einst besucht, um eine Walzenspieldose zu ersteigern. Den Zuschlag bekam er nicht: „Das hätte meine Vermögensverhältnisse überstiegen.“ Die Liebhaber alter mechanischer Instrumente kennen sich jedoch untereinander. „Drei Tage rief derjenige, der die Spieldose ersteigert hatte, an und sagte mir, dass die gleiche Dose im französischen Chartres auf einer Auktion angeboten wurde. Da bekam ich den Zuschlag – und das zu einem günstigeren Preis.“

Jedes Instrument erzählt eine Geschichte

Ein weiteres Schmuckstück seiner Sammlung ist die alte Kirmesorgel. „Ein befreundeter Sammler wusste, dass ich gerne eine haben wollte. Über ihn erfuhr ich von einem Instrument in Sachsen.“ Ein Original, allerdings bunt an gepinselt, mit bunten Birnchen verunstaltet und es hatte im Wasser gestanden. Doch durch eine fachgerechte Restaurierung kam unter den Farbschichten der historische Originalzustand aus dem Jahr 1925 wieder zutage.

„Jedes Instrument erzählt seine eigene Geschichte“, sagt Dr. Ullrich Wimmer. Er besitzt ein Orchestrion aus einem Brüssler Etablissement, das noch heute Brandflecken von den Zigaretten des Barpianisten aufweist. „Man könnte sie abschleifen, aber dann würde die Geschichte dahinter fehlen.“

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Als „ganz besondere Stücke“ bezeichnet der Sammler die „Androiden“ - mechanische Figuren, die ein Instrument spielen. Wie der Clown mit der Violine, den Wimmer in seiner Sammlung hat. Ein ganz beeindruckende Sammlung von Androiden habe er vor ein paar Jahren in Frankreich besucht. „Es war eine der schönsten Sammlungen, die ich gesehen habe“, sagt Wimmer. Leider sei die Sammlung von den Erben des französischen Sammlers später aufgelöst worden.