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FerienprogrammOGS St. Nikolaus in Wipperfürth wird zu inklusivem Filmset

Lesezeit 3 Minuten

Rapunzel, Froschkönig und Rotkäppchen in einer Szene des inklusiven Filmprojektes.

Wipperfürth – In der Maske wird nachgepudert, die Haar zurecht gezupft, dann geht es hinüber ins Filmstudio, wo Regisseur Lukas Kotthaus, der auch als Kameramann und Tontechniker fungiert, alles vorbereitet hat. Nebenan sind Sophie und Pascal dabei, die bereits gedrehten Filmszenen für sehbehinderte Menschen zu beschreiben und die Texte einzusprechen (audiotranskribieren).

OGS St. Nikolaus wird zum Filmset

Fast wie an einem großen Filmset geht es derzeit in den Räumen der OGS St. Nikolaus zu. 15 Kinder aus dem Oberbergischen sind mit Begeisterung dabei, ihren eigenen Film zu gestalten. Es ist eine gemeinsame Ferienaktion von Kunstbahnhof und Noh Bieneen. Die Kinder mussten sich schon früh für die Plätze anmelden und eigene Ideen einreichen, damit gemeinsam mit Regisseur Kotthaus ein Drehbuch geschrieben und die einzelnen Szenen und Texte entwickelt werden konnten.

Die fertigen Szenen werden für Sehbehinderte aufbereitet.

Froschkönig, Rotkäppchen und Rapunzel sind auf dem Weg ins Studio, wo vor dem Blue-screen gedreht wird, einem blauen Hintergrund oder einem greenscreen. Damit können Spezialeffekte erzielt werden. So ist eine der jungen Schauspielerinnen in ein grünes Ganzkörperkostüm geschlüpft, nur die Hände stecken in weißen Handschuhen, und das aus gutem Grund.

Durch den grünen Hintergrund sind nur noch die weißen Hände zu sehen. Sie scheinen zu schweben. Doch was sie in der Luft vorführen, ist kein Tanz der Hände, sondern Gebärdensprache. Und die hat die junge Schauspielerin extra für das Projekt gelernt, auch wenn sie schon Vorkenntnisse hatte. Denn der Film ist ein inklusives Projekt, wie Maria Lamsfuß vom Verein Noh Bie-neen erläutert. Jugendliche mit Behinderung sind aktiv am Film beteiligt und er soll auch so gestaltet werden, dass er für seh- und hörgeschädigte Menschen geeignet ist.

Kreative Ideen für inklusives Schauspiel

Zwischen zehn und 18 Jahre sind die Hobbyschauspieler alt. Sie haben in der Projektwoche eifrig in Theaterworkshops für ihre Auftritte vor der Kamera geübt. Und das war ganz schön anstrengend, denn nicht alle Teilnehmer können lesen. So wurden die Texte vorgesprochen oder aufs Handy gespielt, so dass sie immer wieder abgehört werden konnten.

Und es kommt ja nicht nur auf den Text an, sondern beim Schauspielern sind auch Gestik, Mimik und Bewegung wichtig. Und so wurde täglich intensiv geprobt. Und in den Pausen hat Gaby Weiß als Märchenoma bekannte Märchen vorgelesen.

Die Schauspielerinnen werden geschminkt wie die Profis auch.

Acht verschiedene Märchenszenen soll es insgesamt geben, sagt Nicola Wild, Leiterin des Kunstbahnhofs, die von der Truppe ganz begeistert ist. Und es sei kein bekanntes Märchen, sondern von den Jugendlichen selbst gestaltet. Zahlreiche bekannte Märchenfiguren werden in einem digitalen Märchenwald auftreten, mehr wird noch nicht verraten.

Die Kostüme wurden extra für die Kinder angefertigt.

Es ist Chaos im Märchenland, sagt Lamsfuß. Der Titel des Films steht noch nicht fest, denn die zweite Gruppe, die in der nächste Woche kommt, um ihre Szenen einzuüben und aufzunehmen, kann ebenfalls noch Vorschläge machen, zum Schluss wird abgestimmt.

Projekt war durch Hochwasser kurzzeitig gefährdet

Um den Film auch im Wald anschauen zu können, wird eine spezielle App entwickelt, informiert Nicola Wild. Per Smartphone (aber nicht Apple) oder mit einem Tablet, das man ausleihen kann, könne man sich dann den Film auch in der passenden Kulisse anschauen.

Das Projekt war durch das Hochwasser kurzzeitig gefährdet, denn die Alte Drahtzieherei, wo alles stattfinden sollte, stand durch das Hochwasser nicht mehr zur Verfügung. Kurzfristig mussten neue Räume gefunden werden. Auch die Licht- und Tontechnik war durch die Flut beschädigt worden. Kurzfristig wurden Lösungen gefunden, freuen sich die Veranstalter über die große Unterstützung.

Dazu zählen auch die Förderung durch das Netzwerk Domino und den Inklusionsbeirat der Stadt. Zudem habe es private Sach- und Geldspenden gegeben, bedankt sich Maria Lamsfuß. Und Nicola Wald hatte eine Förderung über den Fonds Sozio Kultur/Neustart Kultur der Bundesregierung beantragt. Er übernimmt nun 80 Prozent der gesamten Kosten.