NeugliederungWarum die letzte Ratssitzung in Lieberhausen bis 3.30 Uhr gedauert hat
- Zur kommunalen Neugliederung 1969 musste sich Lieberhausen entscheiden, ob es zu Gummersbach oder Bergneustadt gehören wollte.
- Die Bürger waren damals klar für eine Zuordnung zum größeren Gummersbach.
- Es bleiben Erinnerungen von Zeitzeugen und eine Ratssitzung, die trotz nur eines Tagesordnungspunkts bis tief in die Nacht dauerte.
Oberberg – Als am 1. Juli 1969 die kommunale Neugliederung in Kraft trat, gehörte die Stadt Bergneustadt zu den Kommunen, die sowohl bei den Einwohnern als auch bei der Fläche des Stadtgebiets mächtig zulegen konnte. Von heute auf morgen wurden aus 12661 Einwohner 16 233. Und aus 13,15 Quadratkilometern Stadtgebiet wurden 37, was vor allem daran lag, dass sich Gummersbach und Bergneustadt die Gemeinde Lieberhausen aufteilten, die mit dem Stichtag aufgelöst wurde.
Wäre es nach den Neustädtern gegangen, dann hätte sich die Stadt auch die Gummersbacher Ortsteile Großenohl und Derschlag sowie im Aggertalsperrenraum Lieberhausen und Lantenbach einverleibt. Während über Derschlag gar nicht erst verhandelt wurde, sollten die Bewohner von Lieberhausen und Lantenbach sagen, was sie von der Idee halten.
Das könnte Sie auch interessieren:
Die Bürgerbefragung war eindeutig: Mehr als 80 Prozent der Bewohner wollten zu Gummersbach gehören, wie im Amtsblatt „Bergneustadt im Blick“ nachzulesen ist.
Hans-Dieter Görk (69) aus Lantenbach hat die spannende Zeit hautnah miterlebt. Er hatte 1964 vor der Umsetzung der kommunalen Neugliederung seine Ausbildung bei der Gemeinde Lieberhausen begonnen. Werner Hornbruch war damals noch Gemeindedirektor, ging allerdings 1967 noch vor der großen Fusion aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand.
Verwaltungsmitarbeiter müssen sich entscheiden
Sein kommissarischer Nachfolger wurde Heinz Krämer, eingesetzt vom damaligen Oberkreisdirektor Dr. Friedrich-Wilhelm Goldenbogen. Görk erinnert sich noch gut daran, dass Bergneustadt Stadtdirektor Dr. Karl Heinz Rothe Lantenbach und Lieberhausen bei sich eingemeinden wollte. Doch die Bevölkerung habe nicht gewollt, zumal man ohnehin allein schon der Einkäufe wegen immer nach Gummersbach tendiert habe.
Auch die Mitarbeiter in der Lieberhauser Gemeindeverwaltung seien gefragt worden, wo sie arbeiten wollen, erinnert sich Görk, der sich für Gummersbach entschied und im Personalamt Walter Pflitsch als Chef bekam. Ebenfalls nach Gummersbach wechselte der im Jahr 2009 verstorbene Heinz Krämer. Görk berichtet, dass die Neuen in Gummersbach gut aufgenommen worden seien. Es habe ein gutes Miteinander gegeben.
Ein Ereignis der kommunalen Neugliederung ist dem Lantenbacher bis heute in Erinnerung geblieben. In der Gastwirtschaft Feldmann in Pernze habe der Gemeinderat von Lieberhausen seine letzte Sitzung gehabt. „Einziger Tagesordnungspunkt der Sitzung war die Auflösung der Gemeinde Lieberhausen“, erinnert sich Görk. „Um 15 Uhr ist die Sitzung losgegangen, nach der letzten Abstimmung kamen alkoholische Getränke auf den Tisch und die Sitzung hat noch bis 3.30 Uhr spät in der Nacht gedauert.“ Lustig sei es gewesen, sagt Görk, der nach einer Zwischenstation im niedersächsischen Hollenstedt von 1975 bis zum Wechsel in den Ruhestand im Jahr 2005 beim Oberbergischen Kreis in Gummersbach gearbeitet hat.
Gemeinde hätte wohl auf Dauer nicht überlebt
Rückblickend sagt der 69-Jährige, dass eine Gemeinde wie Lieberhausen mit nur 5000 Einwohnern auf Dauer wohl nicht hätte bestehen können. „Und in Gummersbach sind wir doch auch gut aufgehoben“, findet Görk. Und so wurde Gummersbach am Ende auch Rechtsnachfolger der Gemeinde Lieberhausen. Die Personenstandsbücher indes gingen mit Blick auf die Historie, dass Lieberhausen bis 1934 Bergneustadt-Land war und vorher zur Bürgermeisterei Bergneustadt gehörte, in die Feste.
Wie „Bergneustadt im Blick“ weiter berichtet, wurden die zu Lieberhausen gehörenden Ortschaften Auf dem Dümpel, Attenbach, Wörde, Zwerstall, Belmicke, das Othetal, Wiedenest, Pernze, Pustenbach, Höh, Niederrengse, Bösinghausen, Rosenthal und Rosenthalseifen nach Bergneustadt eingemeindet.Neben Lieberhausen ging der Aggertalsperrenraum mit den Ortschaften Lantenbach, Bredenbruch, Deitenbach und Bruch an die Kreisstadt Gummersbach. Zu guter letzt erhielt Bergneustadt von der ehemaligen Gemeinde Denklingen die Ortschaften Baldenberg und Hüngringhausen, während an Gummersbach die zwischen Derschlag und Dümmlinghausen gelegene Ortschaft Kloster sowie einige Straßen abgegeben wurden.