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VorausschauLindlar steht vor großen Herausforderungen

Lesezeit 4 Minuten
Der Lindlarer Ortskern, fotografiert vom Turm der Kirche St. Severin.

Der Lindlarer Ortskern, fotografiert vom Turm der Kirche St. Severin.

Was war? Was kommt? Welche Projekte sind abgeschlossen, welche gescheitert und wo hakt es noch? Ein- und Ausblicke für Lindlar.

Es sind keine guten Voraussetzungen, mit denen die Gemeinde in das neue Jahr gestartet ist. Mit den Stimmen von CDU und Grünen hatte der Stadtrat in seiner letzten Sitzung im vergangenen Jahr die Erhöhung der Grundsteuer B auf 1245 Prozent beschlossen, dazu noch die Steigerung der Gewerbesteuer von 515 auf 540 Prozent. Lindlar hat damit die höchste Grundsteuer im Kreis und auch eine der höchsten im Land NRW. Der Rat war damit über die von Bürgermeister Georg Ludwig vorgeschlagene Erhöhung hinausgegangen. Ludwig stimmte gegen die Erhöhung und erhielt sich bei der Abstimmung über die Haushaltssatzung. Massive Proteste gegen die Hebesatzerhöhung gab es von der SPD und der FDP.

Ludwig wird nicht mehr für das Amt des Bürgermeisters kandidieren. Bisher hat nur die CDU mit Sven Engelmann einen Kandidaten nominiert. Von SPD, Grünen und FDP gibt es bislang keine verbindlichen Aussagen ob und wer im September bei den Wahlen zum Bürgermeisteramt antreten wird. Zumindest die SPD hat aber signalisiert, in Kürze die Öffentlichkeit über einen Kandidaten zu informieren.

Veränderungen in der Verwaltung

Doch aller Voraussicht nach wird es nicht nur beim Bürgermeister eine Änderung geben. Auch für die Stelle des Beigeordneten, der Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters ist, wird eine Neubesetzung erforderlich, falls Michael Eyer neuer Bürgermeister in Overath wird. Die dortige CDU hat den 59-Jährigen einstimmig als Kandidaten nominiert. Vom aktuellen Verwaltungsvorstand wäre dann nur noch Kämmerin Cordula Ahlers übrig, die 2018 von Overath nach Lindlar wechselte.

Zudem stehen in diesem Jahr viele weitere personelle Veränderungen in der Verwaltung an, da einige langjährige Mitarbeiter in den Ruhestand gehen und auch Mitarbeiter die Verwaltung verlassen. Aktuell erfolgt die Leitung des Ordnungsamtes nur vertretungsweise, da der Leiter krankheitsbedingt länger ausfällt. Da er auch Wahlleiter ist und im Februar die Bundestagswahlen anstehen, wurde Diana Ottofülling mit dieser Aufgabe betraut. Sie ist zuständig für die Schulen, bei denen es ebenfalls viel Arbeit gibt. Die mehrfach verschobene Erweiterung des Gymnasiums ist hier nur ein Punkt.

Zahlreich große Projekte in Arbeit

Es sind also schwierige personelle Rahmenbedingungen unter denen die Verwaltung die zahlreichen großen Projekten, die derzeit laufen, stemmen muss. Zu den großen Projekten zählen das Isek   (Integriertes Stadtentwicklungskonzept), die Erweiterung des Gewerbegebietes Klause V, das Neubaugebiet An der Jugendherberge und das Gewerbegebiet Altenlinde, um nur die wichtigsten zu nennen. Die Erweiterung der Grundschule Lindlar-Ost oder die Feuerwache Frielingsdorf sind zwei der zahlreichen anderen Bauprojekte, insgesamt sind es zwölf größere Projekte, die derzeit teilweise parallel von den Mitarbeitern zu bearbeiten sind.

Für das Isek sind die ersten Fördermittel zur Umgestaltung des Areals vor dem Schulzentrum am Wilhelm-Breidenbach-Weg bereits geflossen, mit den ersten Arbeiten soll noch in diesem Jahr begonnen werden. Die Planungen für die künftige Verkehrsführung und -gestaltung im Ortskern sollten in diesem Jahr ebenfalls zum Abschluss gebracht werden, damit die erforderlichen Fördergelder beantragt werden können. Aktuell erhält die Gemeinde nur 50 Prozent Förderung, die restlichen 50 Prozent müssen aus den Haushaltsmitteln bestritten werden. Angesichts der desolaten Haushaltssituation besteht aber die Hoffnung, dass der Förderanteil wieder erhöht wird.

Planungen noch nicht abgeschlossen

Während im Neubaugebiet Altenlinde die ersten Häuser stehen, müssen für die geplanten Neubaugebiete „An der Jugendherberge“ und „Kirschbäumchen“ erst einmal die entsprechenden Pläne erstellt werden, damit auch dort gebaut werden kann. Politik und Verwaltung haben die Hoffnung, zumindest das lang und strittig diskutierte Projekt „An der Jugendherberge“ so weit planerisch und rechtlich vorbereiten zu können, dass mit der Erschließung begonnen werden kann. Vielfach gab und gibt es in der Bevölkerung das Gefühl, dass es mit den großen Projekten nicht voran geht. Das trifft auch für das Gewerbegebiet in Linde, insbesondere aber für die Erweiterung des Gewerbegebietes Klause V zu.

Die Erweiterung der Grundschule Lindlar-Ost läuft und auch bei einem weiteren wichtigen Projekt, der Schlossklinik Heiligenhoven, wird nach langem Stillstand wieder weitergebaut. Der französische Investor Perial baut dort, wie berichtet, eine große Privatklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, die von der Limes Schlosskliniken GmbH betrieben wird. Auf ihrer Internetseite wirbt Limes mit der Eröffnung im Frühjahr 2025.

Neben den großen Projekten, bei denen Bürgerbeteiligung erfolgte, sind die Bürger bei der Kommunalwahl im September gefragt. Er wird spannend zu beobachten, welche Mehrheiten künftig in Lindlar über die Kommunalpolitik entscheiden: Ist es die aktuelle Mehrheit von SPD, Grünen und FDP, wird die CDU eine Koalition eingehen, um wieder in die Verantwortung zu kommen?

Gemeinde hat großes Potenzial

Egal, welche Konstellation im Herbst die Geschäfte übernimmt, es wartet eine riesengroße Aufgabe, denn die Rahmenbedingungen sind alles andere als gut. Lindlar ist hoch verschuldet, hat viele große, parallel laufende Projekte und Personalknappheit in der Verwaltung. Aber die Gemeinde hat auch enormes Potenzial durch die Neubaugebiete, durch das Gewerbe, die neue Klinik, die Natur und den Tourismus mit Wandern und Radfahrern und die Steinbrüche mit dem ältesten Wald der