Lindlarer Karneval„Am Strucher Strüchelchen“ löst sich nach 70 Jahren auf
Lindlar – 70 Jahre lang große Karnevalssitzungen, Gemeinschaft und „Dremol Struch Alaaf“ – Die Karnevalsgemeinschaft „Am Strucher Strüchelchen“ hat Jahrzehnte lang den Bergischen Karnevals auf der Grenze von Lindlar und Overath mitgestaltet. Doch nun haben die Mitglieder die Auflösung des Vereins beschlossen. Grund dafür waren Nachwuchsprobleme, sowie das Ausbleiben von Sitzungen.
„Was unseren Verein ausgezeichnet hat, war sicherlich die Gemeinschaft. Wir hatten immer ein sehr intensives Vereinsleben. Egal ob Karnevalssitzung, Feiern am 11.11. oder Grillabende“, sagt Dietmar Freiherr von Landsberg. Er war langjähriges Vereinsmitglied und brachte sich als Vorsitzender ein. Rund 40 Jahre feierte er die „fünfte Jahreszeit“ mit der KG „Am Strucher Strüchelchen“.
Gleichberechtigung gab es von Anfang an
Gegründet wurde die Karnevalsgemeinschaft 1950. Ein Jahr zuvor, 1949, wurde der erste Elferrat durch die Schützenbruderschaft Kalkofen ins Leben gerufen. „Ich selbst habe den Anfang nicht miterlebt, doch man muss sich vorstellen, wie gerne die Leute feiern wollten. Es waren die Jahre nach dem Krieg und es ging endlich alles wieder bergauf“, so von Landsberg. Neben den Schützen wollten also auch die Frauen Karneval feiern. Deshalb gründeten sie ihren eigenen Elferrat mit ihrer Präsidentin Lisbeth Göke. Schnell fanden sich die beiden Elferräte zusammen.
Was die Karnevalsgemeinschaft auch auszeichne, seien die wenigen Präsidenten und Vorsitzenden, die es in der Vereinsgeschichte gab. Erster Präsident war Mannemann Freiherr von Landsberg. Er war der Vater von Roswitha Freifrau von Landsberg, der jetzigen Frau von Dietmar Freiherr von Landsberg. Die beiden Karnevalsfreunde lernten sich in der KG „am Strucher Strüchelchen“ kennen und lieben. Roswitha von Landsberg wurde 1949 geboren und war seit der Gründung durch ihren Vater Mitglied im Verein.
„Ich habe 18 Jahre lang Karneval feiern aufzuholen!“
Schon als Kind stand sie beim Kinderkarneval in der Bütt. Dietmar Freiherr von Landsberg entdeckte die KG hingegen erst später für sich. Er wurde in Ostfriesland geboren und wuchs dort auf. Erst nach seinem Abitur zog er für sein Studium nach Köln. Zu dem Zeitpunkt war er 18 Jahre alt. „Im Rheinland entdeckte ich dann den Karneval für mich. Und da war klar: Ich habe 18 Jahre lang Karneval feiern aufzuholen!“, erinnerte sich von Landsberg.
Die ersten Sitzungen hielt die KG in Fahn im Festsaal. „Es war immer brechend voll. 90 Leute waren es bestimmt“, erinnert sich Roswitha von Landsberg zurück. Jahr für Jahr waren die Sitzungen ausverkauft. Die meisten Besucher kamen aus den umliegenden Dörfern zu Fuß. „Damals hatte ja auch nicht jeder ein Auto“, so von Landsberg. Da der Festsaal klein war und es kaum sanitäre Anlagen gab, musste häufig improvisiert werden. Doch nach einigen Jahren stiegen die Ansprüche und auch der Platz reichte nicht mehr aus.
Vom Hohkeppler Hof nach Schmitzhöhe
Schnell war klar: Ein neuer Saal muss her. So zog die KG „Am Strucher Strüchelchen“ in den Saal des Hohkeppler Hofes um. Wenn das Ehepaar von Landsberg an diese Zeiten zurückdenkt, kann es sich ein Lachen nicht verkneifen. „Die Decke dort war so niedrig, dass die Tänzerinnen sich für ihre Kunststücke regelrecht verrenken mussten und ständig an die Decke stießen. Und nicht selten flog dann auch mal die Dekoration von der Decke durch den Raum. Solche Bilder vergisst man nicht“, erzählt Roswitha von Landsberg.
Die niedrige Decke war später jedoch einer der Gründe, weshalb der Verein sich zum dritten Mal einen neuen Ort für die Sitzungen suchte. Fündig wurden sie mit der Turnhalle der Schule in Schmitzhöhe. Die Turnhalle hatte zwar eine hohe Decke und auch die sanitären Anlagen wurden den hygienischen Vorschriften gerecht, doch für Auf- und Abbau blieb den Vereinsmitgliedern immer nur wenig Zeit.
Vereinsleben auch nach der letzten Sitzung
Hier zeigte sich die gute Zusammenarbeit der Mitglieder. Jeder packte mit an, so dass auch diese Hürde gestemmt werden konnte. Zu Hochzeiten hatte die KG schließlich um die 100 Mitglieder. Und auch am Ende waren es noch 41. „In Schmitzhöhe veranstalteten wir viele lustige Feiern mit buntem Programm. Doch Jahr für Jahr wurden die Auflagen verschärft und eine Umsetzung für uns immer schwieriger“, so der erste Vorsitzende. Es wurde mehr Personal gebraucht und die Sitzplätze reduziert.
Das könnte Sie auch interessieren:
So war die Finanzierung der KGsletzlich nicht mehr möglich. 2013 veranstaltete die KG „Am Strucher Strüchelchen“ ihre letzte Sitzung. Das Vereinsleben blieb auch darüber hinaus bestehen. Private Treffen, Kaffeetrinken und Besuche bei anderen Vereinen unternahmen die Mitglieder weiter. „Trotzdem sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es nun Zeit fürs Ende ist“, so von Landsberg.