Beinahe drei Jahrzehnte hat Wolfgang Krug in der Gesamtschule Marienheide in Verantwortung gestanden
Schachspieler und MathelehrerWolfgang Krug hört als Schulleiter der Gesamtschule Marienheide auf
Schachspieler durchdenken im Spiel schon viele Züge im Voraus. Schachspieler aus Leidenschaft ist auch der Leiter der Marienheider Gesamtschule, Wolfgang Krug, der mit Ablauf des Schuljahres in Ruhestand geht.
Ob er vor rund 30 Jahren erahnen konnte, dass er so lange die Schule führen würde? Fest steht, dass er nach seiner Ausbildung zunächst gar nicht zur Gesamtschule wollte. Die Größe der Schulen schreckten ihn ab. Doch Krug überzeugte, dass es bei dieser Schulform nicht nur um fachliches Lernen gehe, sondern darum, den Schüler zu sehen, seine Talente zu fördern und nicht alles stur nach Lehrplan abzuhandeln. Heute sagt er, dass er immer wieder zu einer Gesamtschule gehen würde.
Sport war als Zweitfach war naheliegend für den Handballtorwart
Dass er nach dem Abi Mathematik studieren würde, war von Beginn an klar. Und als zweites Fach? „Geschichte sollte es werden, doch die angedrohten Texte auf Latein und Griechisch ließen mich zu Sport kommen“, erzählt Krug. Handball spielte er als Torwart eh schon seit Jahren, so dass Sport naheliegend war. Die Sympathie für den Ballsport sollte später eine Rolle auch in Marienheide spielen, was der Schachspieler Krug aber vermutlich noch nicht vorhersehen konnte.
Nach dem Studium kam die Suche nach einer Schule. Nach einem Referendariat an einer Kollegschule (Berufskolleg) kamen Stationen in Marxlohe und Ohligs, bei denen Krug bereits Aufbauerfahrung und Expertise als Vizeschulleiter sammeln konnte. In Bergisch Gladbach wohnend kam dann 1997 das Angebot für die Vizeschulleiterstelle in Marienheide. Die Nähe zum Wohnort gab den Ausschlag, dass er seinen Arbeitsplatz nach Oberberg verlegte.
Tödlicher Anschlag auf zwei Lehrerinnen der Gesamtschule
Doch der Start war alles andere als einfach, aus vielerlei Gründen. Das Sprengstoffattentat auf dem Parkplatz der Schule, bei dem zwei seiner Kolleginnen ums Leben kamen, war eine Herausforderung in mehrfacher Hinsicht. Für das Kollegium, die Schüler aber auch für jeden einzelnen Betroffenen wie Krug. Hinzu kam, wie der Schulleiter berichtet, dass die Schule damals in der Bevölkerung nicht akzeptiert gewesen sei. Anfangs mit sechs Zügen gestartet, seien die Anmeldezahlen zusammengebrochen. Auch innerschulisch sei nicht alles rund gelaufen. Schon bald wurde Krug kommissarischer Schulleiter, 2002 dann auch offiziell.
„Wenn ich nicht schon Erfahrung gehabt hätte im Bereich von Schulleitung, hätte ich das hier vermutlich nicht geschafft“, sagt der 66-Jährige. „Kompliziert“ wurde es dann noch einmal, als die Sekundarschulen in der Schullandschaft auftauchten. Am Ende hat sich die Gesamtschule Marienheide als gut frequentierte Adresse für Anmeldungen bei Eltern bewährt. Wenn heute Schüler nicht aufgenommen werden könnten, sei das für die Betroffenen nicht schön, sagt Krug. Für die Schule indes sei das aber auch ein Beleg dafür, dass sie gut arbeite und dass die Nachfrage größer als ihre Kapazitäten sei. Dass Schach Schulfach wird, konnte Krug nicht realisieren. Dafür aber Schule des Leistungssports werden.
Und hier war es vor allem der Handball, mit dem die Schule in den Fokus kam, ohne Spitzensportler wie den heutigen Tischtennisprofi Benedikt Duda zu verschweigen. Eine Kooperation mit dem VfL Gummersbach macht es möglich, dass Handballspieler Lernen und Sport unter einen Hut bekommen. Dass angehende Profis die Schule zur Landesmeisterschaft führten und danach ins Bundesfinale nach Berlin, war ein Höhepunkt. Krug will nun mehr Zeit für seine Frau haben und die Familie, zu der inzwischen auch zwei Enkel gehören. Aus dem Handball ist schon lange Volleyball geworden, den Krug heute spielt. Und natürlich Schach. Er wird vermutlich wissen, welcher Zug als nächstes kommt.