Morsbach„Kunstfalter“ malen für die Lichtenberger Behinderten-Werkstätten Oberberg
Lichtenberg – Eine zauberhafte Kirschblüte, abstrakte Kunst in Grüntönen mit weißen Highlights, weiße Blüten, die zu schweben scheinen und ein vorwitzig-gefräßiger Pac-Man: Die Werke der Gruppe „Kunstfalter“ sind ebenso vielfältig, wie die Kunstschaffenden der Behinderten-Werkstätten Oberberg (BWO) in Morsbach-Lichtenberg selbst.
Im Januar 2019 gründete sich die Gruppe, die jeweils vier Kunstinteressierten aus der BWO offensteht, um darauf aufmerksam zu machen, welche kreativen Talente in den Beschäftigten stecken. Eine Ausstellung im Morsbacher Rathaus gab es im Herbst jenen Jahres. Dann schränkte die Pandemie die Möglichkeiten, Werke zu zeigen, drastisch ein.
Bilder verschönern die Wände der Morsbacher BWO
Jennifer Reier schmunzelt leise, als sie verrät, dass ihr gar nicht bewusst gewesen sei, welche schönen Dinge sie mit den Acrylfarben erschaffen kann: „Ich habe in der Schule ein wenig gezeichnet, aber jetzt erst wirklich angefangen zu malen.“ Ihre Blüten vor einem rauchig-blauen Hintergrund, an denen sie mehrere Wochen lang mit zarten Pinselstrichen gearbeitet hat, wird sie demnächst mit nach Hause nehmen.
In der Regel allerdings verschönern die Bilder die Wände der Morsbacher BWO und stehen vor allen Dingen auch zum Verkauf. Denn, so berichtet Gruppenleiterin Jutta Schneider, das Material muss ja bezahlt werden. Die Kunstgruppe „Kunstfalter“ soll zwar keine Gewinne abwerfen, sich im Idealfall aber selbst tragen.
Andi Müller ist 57 Jahre alt und arbeitet in der Produktion. Freitags allerdings genießt er es, sich in Farbe auszudrücken, mit Materialien zu experimentieren und staunt manchmal selbst über die tollen Ergebnisse. Vor kurzem hat Schneider vorgeschlagen, dass sich die Gruppe an der Aquarellmalerei versuchen könnte. Und so tasten sich die vier Kunstfalter gerade an einen anderen Werkstoff mit ganz neuen Eigenschaften und Möglichkeiten heran.
Kunstfalter nehmen Bestellungen an
Vor Sarah Weber liegt ein Blatt dickes Papier, das dank ihres Talents und ihrer Geduld nun mit pinkfarbenen Blumen erblüht. Die 29-Jährige ist dabei einigermaßen selbstkritisch: „So langsam werden meine Bilder so, dass ich sie zum Verkauf anbieten kann.“ Sarah Weber und Andi Müller sind seit Beginn der Gruppe dabei, Jennifer Reier ist etwas später nachgerückt und das vierte Mitglied, Mario, ist noch ganz neu dabei. Er entdeckte über sein Bild eines Pac-Man, wie viel Spaß ihm Kunst macht und, was für ein wunderbarer Ausgleich zur Arbeitswoche die kreativen Stunden, jeweils am Freitagvormittag, sind.
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Jutta Schneider hat zudem beobachtet, dass sich über das Malen, das Nachdenken und das Diskutieren von Motiven, Freundschaften gebildet haben. Sie ist gelernte Familienpflegerin und in der BWO zuständig für kreative Angebote im Bereich der begleitenden Maßnahmen. Ihr Wissen über Kunst und Malerei hat sie extra für die Kunstfalter noch einmal deutlich erweitert.
Gerne hätten die Kunstschaffenden Ausstellungen besucht, gerne hätten sie oberbergische Künstlerinnen und Künstler zu sich eingeladen, um von ihnen zu lernen. Noch liegen diese Pläne auf Eis. Denn alle lassen, was Kontakte angeht, weiterhin große Vorsicht walten. Doch zumindest das Internet bietet unzählige Inspirationen, die Kunstfalter haben das Logo der BWO-Zeitschrift „Rundblick“ entworfen und auch die eigene Fantasie und Schaffenskraft ermöglichen Kunstwerke, die mittlerweile schon von oberbergischen Anwaltskanzleien angekauft werden.
Wer Interesse an einem der Bilder hat, kann hier Kontakt aufnehmen. Dort gibt es auch weitere Infos zum Projekt.