In der Gemeinde hat sich der Siegener Verein „Lernen fürs Leben“ als möglicher Träger einer Förderschule vorgestellt. Das Konzept kommt an.
Neues KonzeptWird aus Morsbachs alter Jugendherberge eine Förderschule?
Die ehemalige Jugendherberge an der Oberen Kirchstraße wird möglicherweise durch die Nutzung als Förderschule schon ab dem Schuljahr 2026/27 wieder mit Leben gefüllt. Der Landesverband Rheinland im Deutschen Jugendherbergswerk hatte den Unterkunftsbetrieb in Morsbach am 31. Oktober 2018 eingestellt und die Gebäude geschlossen, weil diese stark sanierungsbedürftig sind und der Brandschutz nicht mehr den Anforderungen genügte. Eine Sanierung, so hieß es, komme aufgrund der Kosten in Höhe von anderthalb bis zwei Millionen Euro nicht in Frage.
In Morsbach hat die Natur das Gelände der früheren Jugendherberge längst erobert
Seitdem holt sich die Natur das Gelände zurück. Auf dem Vorplatz sind inzwischen zahlreiche Birken und Weiden übermannshoch gewachsen. Jetzt diskutiert die Politik über eine neue Nutzung der Immobilien, und zwar als Förderschule. Jetzt hat sich mit dem Verein „Lernen fürs Leben“ aus Siegen ein möglicher Träger in Morsbach vorgestellt.
Dieser sei, so betonte Vorstandsmitglied Hans-Jürgen von Donop, auf der Suche nach einem neuen Standort – vor allem mit Blick auf den großen Bedarf an Förderplätzen in der Region. Die Räume der Herberge seien gut geeignet für eine heilpädagogische Förderschule auf der sozial-philosophischen Basis der Pädagogik Rudolf Steiners.
Aber warum gerade Morsbach? Von Donop führte aus, dass ihm nach einem Tipp zum Leerstand die schöne Lage gefallen habe. Auch seien die vorhandenen Räume für Schulzwecke geeignet und es gebe eine nagelneue Küche für die Ganztagsbetreuung, die Bausubstanz sei in Ordnung. In der Region habe der Verein mehr als 15 ausgebildete Pädagoginnen und Pädagogen zur Verfügung, auch habe er bereits in Siegen eine solche Schule betrieben: „Wir haben ein komplettes Schulkonzept einschließlich Lehrplan – nur ein Gebäude fehlt noch.“
Vorgesehen seien im Endausbau zwölf Klassen mit jeweils ebenso vielen Schülern. Bevor allerdings mit einer Planung begonnen werde, müsse in Erfahrung gebracht werden, ob die Realisierung des Vorhabens rechtlich überhaupt möglich ist. Von Donop: „Auch die zu erwartende Refinanzierung der Betriebskosten seitens der Bezirksregierung – als private Schule in freier Trägerschaft in Höhe von 91 Prozent durch das Land – ist von einem positiven Genehmigungsbescheid der Bauaufsichtsbehörde abhängig.“ Eine verbindliche Planung dieses Umbaus durch einen Architekten habe daher noch nicht stattgefunden.
Das Konzept für eine neue Förderschule in der Gemeinde Morsbach hat schon Hand und Fuß
Im Konzept seien mehrere Förderschwerpunkte vereint, berichtete zudem Vereinsmitglied Martin Pugnow. Vorrangig sei eine sozial-emotionale Förderung – etwa für Kinder, die im Elternhaus Traumatisierungen erfahren haben. Auch die geistige Entwicklung soll, ähnlich wie an der Wiehler Helen-Keller-Schule, gefördert werden. Der Ansatz sei inklusiv: „Alle sollen sich gegenseitig helfen und dabei voneinander profitieren.“
Bei einer Durchgängigkeit von Klasse 1 bis 12 sei die Schulzeit aus einem Guss: „Wir schaffen eine sehr familiäre Atmosphäre.“ Der Morsbacher Politik gefiel, was man da hörte. Bürgermeister Jörg Bukowski betonte jedoch, dass das Grundstück und die Gebäude immer noch Eigentum des Landesverbandes des Jugendherbergswerks sind. Baurechtlich sei das Gelände als Sondergebiet für die Nutzung als Jugendherberge ausgewiesen.
Für die neue Widmung der Jugendherberge müsste in Morsbach ein Bauleitplanverfahren eingeleitet werden
Für eine Nutzung als Schule sei daher ein neues Bauleitplanverfahren erforderlich, sagte Bukowski und ergänzte, dass das jüngst erstellte Tourismuskonzept der Gemeinde aktuell eine Nutzung des Ensembles für touristische Zwecke vorsehe. Eine Kombination von Schule und touristischem Angebot werde allerdings auch von den Interessenten nicht ausgeschlossen: „Das kann vom Ansatz her in beide Richtungen gedacht werden.“
Stefan Schlechtingen (CDU) erkundigte sich, ob neben einer reinen Tagesschule auch ein Internatsbetrieb vorgesehen sei, auch sei die Verkehrssituation im Bereich der Ortszufahrt jetzt schon kritisch. Hans-Jürgen von Donop erklärte, dass es kein Internat geben werde, die Verkehrsbelastung durch einen Schülerspezialverkehr mit neunsitzigen Kleinbussen sei deutlich geringer als bei der vorherigen Nutzung als Jugendherberge.
Auf Nachfrage von Tobias Schneider (SPD), ob die Schule neben Sonderpädagogen auch Arbeitsmöglichkeiten für weitere Berufsgruppen anbieten würde, antwortete von Donop, dass neben Hausmeister, Sekretariat und Küche auch ein Bedarf für eine Schmiede und Tischlerwerkstatt sowie für die Landwirtschaft und den Schulgarten bestehe.