Morsbachs Bürgermeister Bukowski„Es lohnt sich, in die Ortschaften zu investieren“
Morsbach – Jörg Bukowski ist seit 2009 und in dritter Amtszeit Bürgermeister der Gemeinde Morsbach. Er möchte vor allem den Tourismus aufwerten. Wir sprachen mit ihm.
Sie konnten den Kulturbahnhof aufgrund der Pandemie nicht mit einem Fest einweihen. Wie wird er inzwischen von den Morsbachern wahrgenommen?
Bukowski: Den Umständen entsprechend sehr gut. Es haben einige Veranstaltungen und Trauungen stattgefunden, die Brautpaare und deren Gäste haben sich sehr wohlgefühlt. Auch Vereine und andere Nutzer freuen sich über die neuen Räume. Besonders das Jugendzentrum kommt bei den Jugendlichen sehr gut an.
An welchen Stellen in der Gemeindemitte und in den Orten drumherum wollen und werden Sie in diesem Jahr die nächsten Akzente setzen?
Mit 2022 beginnend sollen in den kommenden drei Jahren alle 66 Ortschaften mit gigabitfähigen Internetanschluss versorgt werden. Neben der weitergehenden Entwicklung des Bahngeländes sind Dorferneuerungsmaßnahmen für Lichtenberg konkret geplant. Die Neugestaltung in Holpe zeigt uns, dass es sich lohnt, gerade auch in die Außenorte zu investieren. Und das Hallenbad wird – voraussichtlich im Sommer – endlich wieder öffnen.
Welches dieser Projekte wird Ihnen wohl die meiste Geduld abverlangen?
Tatsächlich die Breitbandversorgung der ganzen Gemeinde. Das hat mir – und den Betroffenen – schon viel Geduld abverlangt und wird es auch noch, zumindest in diesem Jahr. Mit dem neuen Geschäftsführer der Morsbacher Entwicklungsgesellschaft wird erkennbar, wie umfangreich die planerischen Maßnahmen sind, um das schnellste Internet in die Gemeinde zu bringen. Aber so sind wir auch in der Lage, es nun selbst angehen zu können. Und ich bin überzeugt: Dafür hat sich das Warten gelohnt.
Sie planen einige touristische Projekte, die nicht alle auf Zustimmung stoßen. Bei welchem sind Sie zuversichtlich, dass 2022 die Weichen gestellt werden können?
Das kann ich derzeit nicht sagen. Unter dem finanziellen Druck werden leider alle Projekte von die Politik in Frage gestellt. Aus meiner Sicht sind Trailpark und Draisinen-Strecke Alleinstellungsmerkmale, die nicht nur von Touristen, sondern auch von Einwohnern gern genutzt würden. Es sind aber auch Investoren und Betreiber sowie ehrenamtlich Aktive erforderlich, um solche Projekte erfolgreich umzusetzen. Der Draisinenverein steht vor der Gründung und ist bereits auf der Strecke aktiv. Denkbar ist übrigens auch, dass er das Projekt allein umsetzt, ohne eine finanzielle Beteiligung der Gemeinde und entsprechende Haushaltsmittel. Dafür braucht es aber eine starke Absicherung und Unterstützung, etwa durch Sponsoren.
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Der Haushalt weist ein Defizit von mehr als 1,3 Millionen Euro auf, das könnten wir ausgleichen. Wünschenswerte, aber aus finanziellen Gründen schwer umsetzbare Projekte könnten weitergeführt werden. Vereine und mildtätige sowie gemeinnützige Organisationen haben es gerade sehr schwer und freuen sich bestimmt über eine Finanzspritze. Mit dem Geld könnte die Jugendherberge angekauft, saniert und wieder genutzt werden. Die Realisierung eines – medizinischen – Versorgungszentrums in Lichtenberg wäre ebenso möglich. Vergessen möchte ich nicht die vom Hochwasser Geschädigten – besonders in der Gemeinde Swisttal –, die nach wie vor unter den Folgen der Katastrophe leiden. Oh, leider sind die acht Millionen schon weg – ich hätte da noch Ideen ...