AboAbonnieren

Morsbacher KultgaststätteEs wird wieder gekocht im „Wirtshaus zur Republik“

Lesezeit 4 Minuten

Der gebürtige Kölner David Schmitz und seine Freundin Isabell Kleimeier führen das „Wirtshaus zur Republik“.

Morsbach – David Schmitz ist auf der Suche. Er hält Ausschau nach einer Profi-Gastro-Küche, in der er fortan seine Fleischwaren herstellen und für den bundesweiten Versand vorbereiten kann. „Garpunkt“ heißt das Unternehmen des 37-Jährigen, das im Sous-vide-Garer vorbereitetes Fleisch vertreibt. Als Schmitz schließlich Morsbach erreicht, findet die Suche ihr Ende. Eine Küche hat David Schmitz aber nicht entdeckt. Sondern gleich eine ganze Gaststätte, nämlich das „Wirtshaus zur Republik“.

„Im vergangenen Sommer war das – und es hat mir sofort gefallen“, blickt der gebürtige Kölner zurück. „Und damals sah es auch so aus, als gäbe es keine andere Küche auf dem Markt als eben diese.“ Also will es der gelernte Koch wagen und die Küche nicht nur für sein Unternehmen nutzen, sondern das urige Gasthaus auch zu neuem Leben erwecken.

Im August 2012 haben dort Mosbachs Kult-Gastwirt Herbert Stausberg – von allen Knoorz genannt – und seine Frau Anita das letzte Kölsch gezapft. Nach ihrem Abschied wechselten die Pächter häufig – bis Silvester 2018. Dann hatte Sohn und Inhaber Cajus Stausberg die Nase voll, er stellte das Haus nur noch für Vermietungen bereit.

Konzept hat am Ende überzeugt

„Wir haben lange geredet“, verrät David Schmitz, dessen Konzept am Ende dann doch überzeugt. Seither führen der gelernte Koch und seine Lebensgefährtin Isabell Kleimeier das „Wirtshaus zur Republik“. Und das kommt an: „Wir sind sehr gut aufgenommen worden. Man freut sich, dass wir da sind“, sagt die 25-Jährige, die für den Service zuständig ist und Hotelfachfrau gelernt hat. „Immer wieder schauen neue Gäste vorbei.“ Drei Aushilfen und eine Spülkraft komplettieren das Team. Zurzeit ist die Gaststube von Donnerstag bis Sonntag geöffnet, stets ab 17 Uhr. Essen gibt’s dann bis 21 Uhr.

Eines der Gerichte im „Wirtshaus zur Republik“ im Oberdorf von Morsbach.

Beeindruckt hat das Paar auch die malerische Lage in Morsbachs historischem Oberdorf. Kobolde treiben dort ihr Unwesen: Am Biergarten sprudelt und plätschert der Koboldbrunnen aus der Werkstatt des Erkelenzer Bildhauers Michael Franke. „Die Terrasse wollen wir auf jeden Fall etwas vergrößern, daran arbeiten wir gerade“, kündigt David Schmitz an. Und keine 500 Meter entfernt haben er und Isabell Kleimeier eine Wohnung bezogen. Zuletzt haben sie in Sonthofen (Landkreis Oberallgäu) und dort in einem kleinen Hotel gearbeitet, das Schmitz’ Eltern Elke und Norbert gehört hat.

Gekocht im Kölner Wasserturm

„Die wollten in den Ruhestand wechseln und wieder in Richtung Heimat ziehen – aber lieber ins Bergische als nach Köln“, schildert David Schmitz, der im Hotel den Posten des Chefkochs bedient hat. Gekocht hat er zuvor etwa im Kölner Wasserturm und im Kölner Restaurant „Le Patron“. „Meine Selbstständigkeit mit dem Fleisch-Direktvertrieb lief super – bis Corona kam, die Aufträge ausblieben und mir von jetzt auf gleich die Küche gekündigt wurde.“ Zudem seien die Mieten in Bayern explodiert: „Sieht man Berge, geht der Wahnsinn los.“

So sieht das Restaurant innen aus. 

Im „Wirtshaus zur Republik“ setzt das Paar auf saisonale Speisen mit möglichst regionaler Herkunft, vieles davon ist „bio“. „Natürlich ist Fleisch mein Thema“, sagt Schmitz und lacht. So gibt es eine Fleischkarte, etwa mit Barbecue-Gerichten. Die Speisekarte, auf der sich zum Beispiel ein Bergischer Kräuter-Pfannkuchen findet, wechselt alle zwei, drei Wochen und richtet sich nach dem, was Schmitz und Kleimeier auf Märkten finden.

Im Morsbacher Oberdorf befindet sich das Gasthaus.

Alles sei hausgemacht, die Soßen, die Dips und vor allem die Pommes, die der Koch nach niederländischer und belgischer Art aus den Kartoffelsorten Agria oder Bintje – je nach Jahreszeit – herstellt und dann in Rinderfett frittiert. „Auch das kommt von unserem Stammmetzger in Kürten.“ Für Freitag, 5. August, planen sie einen Bayrischen Abend mit entsprechender Küche und Musik.

Bedenken, ein Gasthaus zu übernehmen, das so lange leergestanden hat, hatte das Paar nicht. Aber gerne sähen die beiden das Wirtshaus auch wieder als Dorfkneipe, in der sich die Morsbacher um den Tresen scharen. „Wenn das klappt, denken wir sicher über die Öffnungszeiten nach“, sagt David Schmitz, der den Donnerstagabend zudem für besondere Events in Auge gefasst hat. „Wir werden vieles ausprobieren. Aber gerade probieren wir noch, uns zu finden.“ Gepachtet haben sie das Haus für fünf Jahre – mit einer Option auf weitere fünf.