MühlentagSo funktioniert die Wasserkraftanlage in Marienheide
Marienheide – Helmut Gebske steht inmitten sich auf Regalen stapelnder Kordelrollen, allerhand Karten, Zeichnungen und anderen Schätzen. Er erklärt, demonstriert, plaudert und beantwortet Fragen rund um seine Wasserkraftanlage in Wipperfließ. Im Zentrum des Geschehens rattert die Spiralturbine vor sich hin – sein wohl größter Schatz. Schnell ist klar: Die Marienheider Anlage hat Charakter, genauso wie ihr Besitzer.
Der Führung folgt eine Tour mit dem Fahrrad
Es ist Pfingstmontag und das heißt deutschlandweit: Mühlentag. Schon zum 29. Mal öffnen an diesem Tag zahlreiche Mühlen, Hämmer- und Wasserkraftanlagen ihre Türen und heißen Interessierte willkommen. Je nach Standort ist von Sonderführungen über spezielle „Mühlengerichte“ in Restaurants bis hin zu Mahldemonstrationen alles dabei. Helmut Gebske bietet den Besucherinnen und Besuchern in Wipperfließ eine Besichtigung seiner Anlage mit anschließender Radtour zur Wupperquelle in Börlinghausen und den drei dazugehörigen Teichen.
Die oberbergische Wasserkraftanlage ist erstaunlich fortschrittlich. Auf den ersten Blick wirkt der Raum, in dem die Francis-Spiral-Turbine zur Stromerzeugung steht, wie eine zu groß geratene Rumpelkammer. Doch tatsächlich handelt es sich dabei um ein autarkes Energiesystem. „Schon seit ihrer Gründung im 16. Jahrhundert erzeugt die Anlage genügend Strom, um den Hof am Laufen zu halten“, berichtet Gebske.
24 Kilowatt Strom reichen für 24 Stunden Staub saugen
Heute erzeugt die Maschine 24 Kilowatt pro Stunde. Damit könnte man immerhin 24 Stunden lang Staub saugen. Allerdings gibt es keinen Stromspeicher, die Energie der Anlage wird direkt verbraucht. „Wir sind ein reiner Inselbetrieb“, führt Gebske scherzhaft aus. Die Energie bleibe also an Ort und Stelle. Am Tag laufe die Turbine etwa zwölf Stunden und das deckele viele der laufenden Kosten. Gebske erzählt, wie er schon mehrfach zum Verkauf gedrängt worden sei. Trotzdem halte er sich wacker: „Ich halte mit allem, was ich habe, an der Anlage fest. Ich will nicht verkaufen.“
Den Standort schon vor Jahrhunderten genutzt
Doch wie funktioniert das eigentlich genau mit der Wasserkraft? Bereits Gebskes Vorgänger haben sich ihren Standort zu Nutzen gemacht. Denn die Wupperquelle liegt in der Nähe des Gehöfts, der Fluss verläuft parallel zum Grundstück. Sie legten drei Teiche an und verbanden diese mit dem Fluss. So wurde dem Fluss ein Nebenarm hinzugefügt, der unterirdisch unter der Anlage hindurchfließt. In Wipperfließ gibt es also keine starke Strömung zu bestaunen, sondern eine metallene Turbine, die laut ihre Kreise zieht.
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Im Oberbergischen fanden am Deutschen Mühlentag zudem Führungen in der Mühle von Reichshof-Nespen und im Engelskirchener LVR-Industriemuseum Ermen und Engels statt. Interessierte schauten hinter die Kulissen und lernten das Mühlenleben kennen. Ins Leben gerufen wurde der jährliche Mühlentag von der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung und ihren Landesverbänden.