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Eklat bei Nümbrechter SPDAcht Sozialdemokraten verlassen die Partei

Lesezeit 2 Minuten

Wütend: Wilhelm Weber.

Nümbrecht – Genau ein Jahr nach Gründung einer Neo-SPD durch Nümbrechter Sozialdemokraten ist der Ortsverein zerstritten wie nie zuvor. Und nicht nur das: Die SPD-Fraktion im Nümbrechter Gemeinderat verlässt – mit einer Ausnahme – die Partei, insgesamt acht Politiker legen ihre Mandate nieder. Das hat Fraktionschef Wilhelm Weber gestern am frühen Abend angekündigt.

„Eine Zusammenarbeit mit der Fraktion ist vom Vorstand des Ortsvereins nicht gewollt, wir müssen damit umgehen“, schildert Weber. Auslöser ist die jährliche Mitgliederversammlung des Ortsvereins am vergangenen Freitagabend: Dabei sollte ein neuer Vorstand gewählt werden. Doch gewählt wurde der nicht – er wurde gelost. Danach verließen 13 Sozialdemokraten, darunter eben die Ratsfraktion, den Konferenzraum der Nümbrechter Sparkasse, in dem die Versammlung zuvor stattgefunden hatte. „Undemokratischer geht es nicht“, schimpft Weber. Allein Heidrun Schmeis-Noack bleibt in der SPD, weil sie als Beschäftigte der Partei nicht austreten darf. Aber auch sie will ihr Mandat niederlegen und überdies den Ortsverein wechseln.

Losentscheid als Grund für Eklat

Grund für den Eklat war, dass die Vorsitzende Ira Hennecken per Losentscheid in ihrem Amt bestätigt wurde. In zwei Wahlgängen hatte es jeweils 16 Stimmen für und 16 Stimmen gegen sie gegeben. Auch ihr Lebensgefährte Andreas Straßner behielt seinen Posten als stellvertretender Vorsitzender, weil sein Kontrahent, das Ratsmitglied Detlev Michalke, seine Kandidatur zurückgezogen hatte. Auch dem war ein 16-zu-16-Votum vorausgegangen, zu einem weiteren Entscheid per Los kam es daher nicht.

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Zerrüttet ist die Nümbrechter SPD, nachdem die Ratsmitglieder Jürgen Rogowski, Dennis Hennecken, Holger Mett und Werner Jucknat im November 2018 eine „Neo-SPD“ gegründet hatten und aus der Fraktion ausgetreten waren. Nachdem die Bundespartei juristische Schritten angedroht hatte, wurde die Neo-SPD zwar aufgelöst, aber das Zerwürfnis blieb. Im November 2017 wiederum war der damalige Vorstand des Ortsvereins um Fabian Scheske zurückgetreten, Ira Hennecken und Andreas Straßner übernahmen.

Versöhnung ausgeschlossen

Um einer erneuten Eskalation entgegenzuwirken und die jüngste Versammlung in geordnete Bahnen zu lenken, hatte die Kreis-SPD ihren Vize-Vorsitzenden Dr. Roland Adelmann und Geschäftsführer Helge Sulfrian nach Nümbrecht geschickt. „Es war nahezu tragisch“, erklärt Adelmann. „Sogar vor der Tür haben wir noch versucht zu beschwichtigen.“ So etwas habe er in den vergangenen 25 Jahren nicht erlebt.

„Und ich glaube auch nicht, dass sich die Differenzen kitten lassen.“ Ebenso hält Claus Horder, Sprecher des Ortsvereins, eine Versöhnung für ausgeschlossen: „Die Gegensätze sind zu stark.“ Allerdings werde der Ortsverein den eingeschlagenen Weg fortsetzen, „damit die Sozialdemokratie in Nümbrecht wieder präsenter wird“. Die Vorsitzende Hennecken war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.