„Chance auf Versöhnung vertan“Kreis-SPD berät Vorgehen in der „Causa Nümbrecht“
Nümbrecht – Zunächst werde es eine unabhängige, sozialdemokratisch gesinnte Fraktion geben, erst zum Ende der Legislaturperiode wollen sieben der acht SPD-Mitglieder im Nümbrechter Gemeinderat ihr Mandat niederlegen. So beschreibt Fraktionschef Wilhelm Weber den geplanten Fahrplan für den Ausstieg aus der Partei und vorerst auch aus der Politik, nachdem es bei der Mitgliederversammlung des SPD-Ortsvereins am vergangenen Freitagabend zum Eklat gekommen war.
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„Erst wollen wir aber sicher sein, dass der Haushalt der Gemeinde Nümbrecht in trockenen Tüchern ist, wir wollen ihn nicht in Gefahr bringen“, erklärt der Wirtenbacher Weber, warum er und seine Mitstreiter das rote Parteibuch nach der Verabschiedung des Etats 2020 zurückgeben wollen. „Wir wollen uns schließlich nicht aus der Verantwortung stehlen: Wir stehen den Bürgern gegenüber in der Pflicht.“ Daher werde man als parteilose Fraktion weiterhin in der Politik Nümbrechts mitarbeiten. Zurzeit, so Weber, laufe übrigens die Suche nach einem Namen für diese Fraktion.
Vom politischen Gegner kommt Anerkennung
Unterdessen will die SPD Oberberg verhindern, dass die „Causa Nümbrecht zur unendlichen Geschichte“ gerät, wie Kreisvorsitzender Thorsten Konzelmann sagt. „Die Versammlung am Freitag wäre die beste Gelegenheit zur Versöhnung gewesen, doch wurde diese Chance vertan“, bedauert er und betont aber auch, dass der Ortsverein jetzt einen gewählten Vorstand habe, auch wenn die Vorsitzenden, Ira Hennecken und Andreas Straßner, per Losentscheid in ihren Ämtern bestätigt wurden.
„Allein vom Willen aller Beteiligten hängt es ab, ob man wieder zu einander findet, nicht von der Kreis-SPD“, sagt Konzelmann und denkt an viele Gespräche und gescheiterte Vermittlungsversuche in der Vergangenheit. Käme es nun zum Austritt der sieben Sozialdemokraten, wäre Webers Stellvertreterin, Heidrun Schmeis-Noack, das einzige SPD-Mitglied im Gemeinderat. Doch auch sie will ihr Mandat aufgeben: „Über den Zeitpunkt dafür mache ich mir gerade Gedanken.“
Diskussion reicht inzwischen tief ins Persönliche
Da Schmeis-Noack bei der Partei angestellt ist, darf sie nicht austreten. Zudem möchte die Gaderotherin den Ortsverein verlassen und zu einem anderen wechseln. „In Nümbrecht hat es der Ortsverein geschafft, die SPD zu zerschießen“, klagt sie mit Blick auf seit Jahren anhaltende Querelen. Die sollen Wurzeln nicht mehr nur in der Diskussion um die Ausrichtung der sozialdemokratischen Politik haben, sondern inzwischen tief ins Persönliche reichen. Sachlich werde schon lange nicht mehr diskutiert, heißt es.
Anerkennung kommt ausgerechnet vom politischen Gegner. „Diese SPD-Fraktion ist die beste, die Nümbrecht seit langem hat“, sagt Manfred Henry Daub, Fraktionschef der CDU, und kündigt an, dass die Christdemokraten den Genossen um Wilhelm Weber den Rücken stärkten. „Sie sind eine kompetente und engagierte Truppe, die sachlich zu Werke geht.“ Ziel müsse es sein, bei allem Frust stabile Verhältnisse im Gemeinderat herzustellen. Dort bleibt nach Angaben von Bürgermeister Hilko Redenius alles beim alten: „So lange die Fraktion dem Rathaus ihre Auflösung nicht schriftlich mitteilt, passiert gar nichts.“