AboAbonnieren

Geschäftsführerin reagiertRollstuhlfahrer beschwert sich über On-Demand-Fahrangebot Monti

Lesezeit 4 Minuten
Ein Monti-Auto steht an einem Busbahnhof.

Die schönen Wagen der Marke LEVC haben sich nicht als alltagstauglich erwiesen.

Ovag-Geschäftsführerin Corinna Güllner bedauert, dass ein reibungsloser Transport von Rollstuhlfahrern nicht sichergestellt werden kann.

Er sei als Patient der Dr. Becker Rhein-Sieg-Klinik nach Nümbrecht gekommen, schrieb uns Klaus Roland (Name geändert). Er sei nach einer OP auf den Rollstuhl angewiesen. „Mit Interesse bin ich auf das Angebot von Monti gestoßen.“ Doch habe er dabei schlechte Erfahrungen gemacht, wie er schildert. So habe er einmal während der Fahrt auf dem Boden sitzen müssen.

Auf Nachfrage bedauert Ovag-Geschäftsführerin Corinna Güllner, dass Herr Roland diese Erfahrungen gemacht hat. Doch ein reibungsloser Transport von Rollstuhlfahrern im Monti könne auch künftig nicht sichergestellt werden, sondern müsse wohl noch stärker eingeschränkt werden. Monti sei kein Mittel des Massentransports und wegen seiner Größe Restriktionen unterlegen. „Die Entscheidung, den Rollstuhltransport stärker einzuschränken, haben wir auf Basis der extrem geringen Nutzung durch Rollstuhlfahrer in Abwägung mit Verfügbarkeit und Anschaffungskosten rollstuhlgerechter Fahrzeuge getroffen.“

Oberbergischer Kreis: Monti ging im Jahr 2021 an den Start

Beim Monti-Start 2021 habe man kaum auf Erfahrungen zurückgreifen können, die allermeisten damals getroffenen Festlegungen hätten sich aber in der Praxis bewährt, sodass man im Zuge der Gebietsausweitungen im letzten Jahr keine größeren Anpassungen vorgenommen habe. Weniger bewährt hat sich aber wohl die Wahl der auffälligen ersten beiden Monti-Fahrzeuge der Marke LEVC, die aussehen wie Londoner Taxen und die auch in anderen On-Demand-Verkehren in Deutschland eingesetzt wurden. „Vorteile dieses Fahrzeuges waren der elektrische Antrieb, die Rollstuhltauglichkeit und das auffällige Design.“ Mit der Wahl des Fahrzeugs wollte die Ovag die Einstiegshürden möglichst gering halten.

Es habe aber in den ersten Monaten so gut wie keine Buchungen mit Rollstuhl gegeben. „Bei der Gebietsausweitung im Sommer letzten Jahres haben wir bei der Abwägung von Verfügbarkeit, Lieferfristen und den zusätzlichen Kosten für die Beschaffung bzw. den Ausbau rollstuhlgerechter Fahrzeuge auf der einen Seite und der extrem niedrigen Nachfrage durch Rollstuhlfahrer auf der anderen Seite bei der Erweiterung des Fuhrparks letztlich nicht-rollstuhltaugliche Fahrzeuge angeschafft“, so die Ovag-Geschäftsführerin.

Auch nach der Gebietsausweitung blieben die monatlichen Buchungen mit Rollstuhl zwischen null und einem unteren einstelligen Bereich, sodass die wenigen Fahrten durch die beiden LEVC-Fahrzeuge sichergestellt werden konnten.

Monti: LEVC-Fahrzeuge haben sich als störanfällig erweisen

Doch inzwischen hätten sich diese Fahrzeuge als störanfällig erwiesen; sie fallen aus technischen Gründen häufig aus. Viele andere Verkehrsunternehmen hätten ähnliche Erfahrungen gemacht und die Autos bereits wieder ausgemustert. Güllner: „Auch wir stehen kurz vor dieser Entscheidung.“ Wegen der hohen Ausfallquote der beiden Montis könne es vorkommen, dass zu einer Anfrage mit Rollstuhl kein Angebot gemacht werden kann. „Grundsätzlich kann es auch bei anderen Fahrtanfragen ohne besondere Anforderungen insbesondere zu nachfragestarken Zeiten vorkommen, dass dem Fahrgast keine zeitnahe Fahrt angeboten wird.“

Im Fall des Herrn Roland kommen noch Ungereimtheiten hinzu. So moniert er, dass weder er noch Mitpatienten es vermocht hätten, ein Ziel in der Monti-App einzugeben. „Daraufhin buchte ich über die Hotline. Nur einmal kam ein halbwegs geeignetes Fahrzeug.“ Beim ersten Mal sei – zu recht, wie er schreibt – aus Sicherheitsgründen die Mitnahme verweigert worden, „was eine weitere Stunde Wartezeit bedeutete. Beim nächsten Mal durfte ich dann auf dem Boden sitzend mitfahren, ohne Polster und Sicherheitsgurt.“

Was sagt die Ovag dazu? „Wieso die Buchung per App nicht funktioniert hat, lässt sich für uns nicht nachvollziehen. In der (…) telefonischen Buchung war dann die Anforderung ‚Rollstuhl‘ zunächst nicht hinterlegt, sodass zweimal ein Fahrzeug kam, das nicht rollstuhlgerecht war.“ Der Fahrer der zweiten gebuchten Fahrt habe „auf vehementes Drängen des Fahrgasts, ihn trotz nicht rollstuhltauglichem Fahrzeug mitzunehmen, nachgegeben und ihm eine Mitfahrt ermöglicht“, berichtet Güllner – somit habe der Fahrer falsch gehandelt.


„Anspruch auf Beförderung besteht nicht“

„Das Beste“, schreibt der Fahrgast ironisch, sei zum Schluss passiert; „es kam ein Monti-Fahrzeug mit ausklappbarer Laderampe. Die Fahrerin stieg aus und erklärte, dass sie so etwas noch nie gemacht habe. Dann suchte die Fahrerin die Rampe auf der falschen Seite des Autos. Ein weiterer Fahrgast und ein (…) Passant halfen, die Rampe zu finden, aufzubauen und mich ins Fahrzeuginnere zu schieben.“

Grundsätzlich, erklärt Corinna Güllner, seien alle Fahrer in der Nutzung der schwer zu bedienenden Rampe geschult, doch mangele es an Routine, weil sie nur selten gebraucht werde. „Generell gilt, dass – wie auch im Bus – der Fahrgast entweder selber in der Lage sein muss, über die Rampe mit dem Rollstuhl in das Fahrzeug zu gelangen, oder dabei von einer geschulten Person begleitet werden muss.“ Im Monti gelte wie im gesamten ÖPNV, dass die Entscheidung über die Mitnahme beim Fahrpersonal vor Ort liegt. „Ein Anspruch auf Beförderung besteht tatsächlich nicht.“