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Bundestagswahl in OberbergCarsten Brodesser gewinnt Direktmandat

Lesezeit 3 Minuten
Brodesser_wins

Familienfoto mit Direktmandat: Carsten Brodesser bleibt Abgeordneter für Oberberg in Berlin.

Gummersbach – Es war schon dunkel draußen und tatsächlich verhältnismäßig spät, als der mutmaßliche Sieger gegen 20 Uhr am Sonntagabend das Gummersbacher Kreishaus an der Moltkestraße erreichte. Die Stunden zuvor hatte Carsten Brodesser mit einem kleinen Kreis von Vertrauten in der Kreisgeschäftsstelle der CDU einige Straßen entfernt verbracht – und das länger als gewohnt.

Entsprechend erleichtert war der 54-jährige Lindlarer, als er dann an diesem Abend Glückwünsche noch entgegennehmen durfte: Glückwünsche für ein Direktmandat, das knapper war als erwartet. Mit 33,9 Prozent setzte sich Brodesser vor Michaela Engelmeier (SPD, 26,8 Prozent) durch. Am Ende waren es 11.296 Stimmen Vorsprung.

Wirklich glücklich sein konnte er damit aber nicht. Denn auch für ihn selbst bedeutete das ein Minus von fast zehn Prozentpunkten im Vergleich zu 2017, als er erstmals direkt in den Bundestag gewählt wurde.

Zweitstimmen: SPD holt die CDU fast ein

Noch deutlicher fiel der Einbruch für seine Partei aus: 2017 noch mit 13,9 Prozentpunkten Vorsprung vor der SPD mit Abstand stärkste Kraft im Oberbergischen, lag die am Sonntagabend bei den Zweitstimmen letztlich nur noch bei 27,7 Prozent und 1605 Stimmen vor den Sozialdemokraten, die von 22,6 auf 26,7 Prozent zulegen konnte.

Entsprechend gut gelaunt waren Michaela Engelmeier und ihr Team um den SPD-Kreisvorsitzenden Thorsten Konzelmann und den Ehrenvorsitzenden Friedhelm Julius Beucher schon gut eine Stunde vor der CDU im Kreishaus angekommen. „Ich bin den ganzen Abend schon begeistert, was die SPD in den vergangenen Wochen geschafft hat und dass Olaf Scholz jetzt unser Kanzler wird“, sagte Engelmeier.

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Jubel im Jägerhof: Michaela Engelmeier (2.v.r.) bei der Bekanntgabe der bundesweiten Prognose um 18 Uhr.

Zuvor hatten sie und ihr „Team Olaf“ im Bergneustädter Jägerhof die 18 Uhr-Prognose gefeiert, nach der sich der Platz eins für ihre noch vor kurzem scheinbar aussichtslose Partei immer weiter verfestigte.

Engelmeier schaffte das Direktmandat auch im fünften Anlauf nicht

Für Engelmeier selbst gab es hingegen zunächst eigentlich keinen Grund zum Jubeln. Trotz der oberbergischen Aufholjagd blieb das Direktmandat für sie auch im fünften Anlauf letztlich unerreichbar. Und auch der Einzug in den Bundestag über Platz 38 der Landesliste, der nach den zuletzt noch schlechteren Umfrageergebnissen von CDU/CSU immer greifbarer zu werden schien, war nun wieder in weitere Ferne gerückt.

„Das wird noch eine lange Nacht für mich“, sagte sie deshalb, als sie sich kurz nach der Gratulation für Brodesser im Kreishaus mit ihrem Tross wieder in Richtung Bergneustadt verabschiedete. Zurück blieb ein Carsten Brodesser, bei dem die Erleichterung über den Doch-Noch-Sieg schnell der demütigen Analyse einer Wahlniederlage wich.

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Bis zuletzt, so der Lindlarer, habe er noch gehofft, dass CDU/CSU zumindest bei den Zweitstimmen bundesweit noch stärkste Kraft werden konnte. „Zuletzt hatte ich beim Wahlkampf auf der Straße auch das Gefühl, dass wir das wirklich noch drehen können.“

Auch wenn es im Bund sogar noch knapp wurde: Das historisch schlechteste Ergebnis der Partei und die Verluste auch in Oberberg seien eine herbe Niederlage. Überrascht zeigte er sich auch davon, dass am Ende gerade mal gut 60 Prozent der Erststimmen auf die Kandidaten von CDU und SPD entfielen. 2017 waren es noch gut 70, 2013 sogar noch über 80 Prozent. „Es sieht so aus, als gebe es das taktische Verhalten der Wähler kleinerer Parteien – zum Beispiel bei den Grünen, die gerne für SPD-Kandidaten gestimmt haben – so nicht mehr“, so Brodesser.

Am Ende könnte dem Lindlarer das aber sogar noch sein Direktmandat gerettet haben. Denn ausgerechnet die Grünen-Kandidatin Sabine Grützmacher konnte das Ergebnis ihres Vorgängers von 2017 fast verdoppeln – um 5,9 auf 12,0 Prozent. Sie holte 19.015 Stimmen. Wären viele davon noch taktisch an Engelmeier gegangen, hätte es für Brodesser an diesem Abend mit der Erleichterung noch sehr viel später werden können.