140 Ehrenamtler vermitteltDie Weitblick-Initiative erhält durch Corona viel Zulauf
Oberberg – Seitdem Hans-Willi Rudloff für die Weitblick-Initiative vor neun Jahren Lotse wurde, hat er in der Gemeinde Engelskirchen annähernd 140 Ehrenamtler in die verschiedensten Aufgaben vermittelt – und dabei so viel zurückbekommen. Es sei äußerst befriedigend, Projekte ans Laufen zu bringen und zu beobachten, wie etwas Gutes für die Gemeinschaft entsteht.
Rudloff ist einer von derzeit 17 Lotsen, die sich im Auftrag des Oberbergischen Kreises in den 13 Kommunen engagieren und Oberberger den Weg in ein Ehrenamt weisen. Und in den kommenden Wochen könnten es einige Lotsen mehr werden, wie Sylvia Asmussen berichtet. Sie leitet die „Servicestelle Ehrenamt“ des Kreises und plant zwei Einführungsveranstaltungen für neue Lotsen.
Qualifizierung
Die Lotsen und Lotsinnen der Weitblick-Initiative treffen eine verbindliche Vereinbarung mit dem Kreis, nach der sie für ihr Ehrenamt wöchentlich acht Stunden über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten investieren. Bei ihrem Einsatz sind die Lotsen versichert, erhalten Fahrtkostenerstattung und Fortbildungen. Bei zwei Einführungskursen im Internet am Freitag, 19. März, 15.30 bis 19.30 Uhr, und Samstag, 27. März, 9 bis 14 Uhr, werden neue Lotsen qualifiziert.
Dabei erfahren die Teilnehmer unter anderem, was die Rolle des Lotsen ist, wie Projekte umgesetzt und dafür Ehrenamtliche gewonnen werden. Zum Abschluss erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat. Die Kosten des Kurses übernimmt der Oberbergische Kreis.
Wer am Kurs teilnehmen möchte oder sich allgemein für die Lotsen-Tätigkeit interessiert, erhält Infos bei Sylvia Asmussen von der Servicestelle Ehrenamt des Oberbergischen Kreises, per Mail unter sylvia.asmussen@ obk.de oder unter (0 22 61) 88-12 70. (ag)
Zu den Web-Konferenzen lädt die Weitblick-Initiative ein, weil sich in den vergangenen Wochen sehr viele Interessenten gemeldet hätten, die sich nach einer ehrenamtlichen Aufgabe erkundigt haben, sagt Asmussen: „Vermutlich spiegelt sich hier wider, dass sich in der ruhigen Pandemie-Zeit viele Menschen nach einer Aufgabe sehnen.“ Waren es in den vergangenen Jahren eher Frauen, die sich für das Ehrenamt des Weitblick-Lotsen interessierten, sind es derzeit vor allem Männer im oder kurz vor dem Ruhestand, die sich einbringen wollen. Eine tolle Entwicklung, findet Asmussen.
Denn es gebe zwar in den meisten Kommunen bereits Lotsen und für einige bislang unversorgte Städte und Gemeinden stehen Kandidaten in den Startlöchern. „Doch wir können weitere Unterstützung stets gebrauchen“, sagt die Weitblick-Koordinatorin. Wenn sich künftig in allen Kommunen zwei oder sogar drei Lotsen die Aufgabe teilen, könnten noch mehr Projekte an den Start gebracht werden. Kreisweit gibt es mittlerweile zahlreiche gute Beispiele für Weitblick-Erfolge – etwa den von vielen Bürgern gestalteten Netz-Werk-Garten in Waldbröl, die Sicherheitsberatung für Senioren oder auch die Repair-Cafés in mehreren Kommunen.
Die Idee zum Repair-Café hatte Hans-Willi Rudloff, in seiner Gemeinde Engelskirchen entstand das allererste. „Unsere 13 freiwilligen Reparateure stehen gerade Gewehr bei Fuß und hoffen, dass sie nach der Pandemie-Zwangspause bald wieder loslegen können“, sagt der 71-Jährige, der sich in seiner Kommune gemeinsam mit Gitta Quercia-Naumann ums Thema Ehrenamt kümmert.
Ist eine Projektidee da, kümmern sie sich darum, Räume, Geldmittel und Mitstreiter zu besorgen und die entstandene Ehrenamtler-Truppe zusammenzuhalten. Ein Erfolg in Engelskirchen war auch die Flüchtlingshilfe, die aus dem örtlichen Weitblick-Büro heraus auf die Beine gestellt wurde. Sie ist mittlerweile in einer eigenständigen Initiative aufgegangen.
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Eine solche Entwicklung sei durchaus gewollt, sagt Asmussen: „Als Weitblick wollen wir ja vor allem Strukturen schaffen. Wenn Projekte dann eigenständig laufen, ist es umso besser. Denn dann haben unsere Lotsen die Zeit, Neues anzugehen.“ Die Lotsen haben dabei freie Hand, erklärt Asmussen. Weisungen aus dem Kreishaus gebe es nicht. Das beim Kreis angesiedelte Weitblick-Team um Asmussen kümmert sich allein darum, die Lotsen bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Etwa durch regelmäßige Fortbildungen und Austausch zwischen den Lotsen in den Kommunen.
Nicht alles, was Rudloff ans Laufen gebracht hat, war auf Dauer erfolgreich. Er berichtet von einem Begegnungscafé für Behinderte, das zu wenig angenommen wurde. Solch ein Scheitern gehöre dazu, sagt er: „Den Versuch, Menschen zusammenzubringen, war’s wert.“