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Pflegerobotern lernen HelfenIn Oberberg werden ältere Robotertester gesucht

Lesezeit 3 Minuten
Roboter Kompai

Roboter Kompai im Einsatz.

Lindlar – Ein Spaziergang über den Flur des Pflegeheims, um etwas Bewegung zu bekommen, vielleicht einen Mitbewohner draußen auf der Parkbank treffen: Je nach körperlicher Einschränkung kann solch ein Grundbedürfnis Senioren viel Kraft kosten. Und nicht immer ist sofort eine Pflegerin oder ein Pfleger zur Stelle, um im dicht getakteten Arbeitstag zu helfen.

Helfen könnte aber ein Roboter. Der fungiert als Begleitung, schlägt Alarm, wenn sein Mensch fällt und falls es doch mal langweilig wird, kennt er ein Spiel. Pflegeroboter sind in den vergangenen Jahren über den Exotenstatus hinaus entwickelt worden. Doch ein Roboter ist immer nur so gut, wie seine Technik und die benötigt Daten, um weiter entwickelt zu werden. Daten werden aus Erfahrungen in der Praxis gewonnen, und die sollen nun in Oberberg gesammelt werden.

Freiwillige für Datenerhebung benötigt

Das Gewi-Institut für Gesundheitswirtschaft in Köln arbeitet im Rahmen des europäischen Shapes-Projekt daran, auch Pflegeroboter praxistauglich zu machen. Der Ansatz: In verschiedenen Ländern Europas werden die Bedürfnisse der Menschen erforscht. Nach Oberberg in Deutschland geht es übrigens in Griechenland weiter.

Jetzt sucht das Gewi-Institut in Oberberg Freiwillige. Das Lindlarer Projekt „Kompetenz-Digital“ hilft dabei, Türen zu öffnen. Denn: „Ziel ist es, Menschen so lange wie möglich die Eigenständigkeit zu erhalten“, erklärt Simone Weißenborn, Koordinatorin bei Kompetenz-Digital, die Schnittmenge zwischen dem Auftrag des Lindlarer Pilotprojekts und dem Ansatz von Shapes.

Freiwillige gesucht

Das Shapes-Projekt sucht insgesamt zehn Teilnehmerinnen oder Teilnehmer in Oberberg ab 65 Jahren. Ziel ist es, die Bedürfnisse und Interessen zu erfassen. Dazu werden alle Interessenten erst einmal persönlich befragt und über das Programm informiert. Ziel von Shapes ist es, die Bedürfnisse der Menschen auf einer eigenen Plattform einzubinden, um herauszufinden, wie Technik im Alltag dabei hilft, selbstbestimmt zu leben.

Dafür steht die Abkürzung „Smart and Healthy Ageing through People Engaging in Supportive Systems“ – Optimale Anpassung des Wohnumfeldes für eine höhere Unabhängigkeit und verbesserte Lebensqualität der alternden Bevölkerung.

Kontakt per E-Mail an info@gewi-institut.de. Über die Internet-Seite lässt sich eine Einverständniserklärung herunterladen, die per Post an das Gewi-Institut geschickt werden kann.

www.gewi-institut.de/projekte/shapes-de/

Gesucht werden also Freiwillige, vor allem aber Pflegeeinrichtungen, die bei einem Test mitarbeiten wollen. Als Vorbereitung war jetzt Janine Pöpper vom Gewi-Institut mit dem Roboter Kompai des gleichnamigen französischen Herstellers in Lindlar. Pöpper führte Kompai im Pfarrer-Braun-Haus vor.

Wie kann Technik im Alltag helfen?

Das eingangs beschriebene Szenario ist technisch längst möglich und wird auch so ähnlich schon vom Hersteller beworben. Doch der Ansatz, Roboter in der Pflege einzusetzen, ist teils noch ein ganzes Stück niederschwelliger. Denn: Technik muss zuerst einmal angenommen werden und tatsächlich zu den Aufgaben passen.

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In Frankreich arbeitet Kompai schon seit über einem Jahr in einem Pflegeheim, wo sich Janine Pöpper die Praxis anschaute. „Dort wurden vor allem Menschen mit Demenz betreut“, berichtet sie. Der Roboter hatte eher die Funktion, das Pflegepersonal zu rufen, wenn ein Bewohner Hilfe benötigte. „Nachts fährt Kompai zum Beispiel über die Flure“, so Pöpper. Das entlaste Pflegekräfte.

Robotertaugliche Wohnungen

Welche Erfahrungen im Rahmen von Shapes in Oberberg gewonnen werden, ist also bewusst offen. Durch das Shapes-Programm insgesamt sollen „ältere Menschen von einer besseren Vernetzung von Gesundheits- und Sozialeinrichtungen mit dem häuslichen Umfeld profitieren“, so die Projektbeschreibung des EU-Vorhabens, das erst dieses Jahr in Deutschland begonnen hat.

Beantwortet werden sollen die Fragen, bei welchen Bedürfnissen ein Roboter helfen kann. So stelle sich zum Beispiel in Privatwohnungen die Frage, inwiefern die erst robotertauglich gemacht werden müssen. Da seien Pflege- und Wohnheime vielleicht am Anfang eher geeignet, so Pöpper. Auf jeden Fall müsse noch viel Entwicklungsarbeit geleistet werden. Die beginnt nun mal mit Daten.