Über der 35er-GrenzeKreis beschließt Maßnahmen – Fragen und Antworten zu den Folgen
Oberberg – Der Oberbergische Kreis hat den Schwellenwert von 35 bei der Sieben-Tage-Inzidenz überschritten. Nach elf neuen Fällen lag der Wert am Donnerstag bei 35,60. Was das für den Kreis bedeutet, dazu die wichtigsten Fragen und Antworten.
Welche neuen Maßnahmen gibt es jetzt?
Nachdem tagsüber bereits der Krisenstab getagt hatte, dauerte es bis in den Abend, ehe der Kreis nach Abstimmung mit dem Land seine Entscheidung bekanntgab: Wie in der neuen Coronaschutzverordnung vorgesehen, dürfen ab einem Wert von 35 keine privaten Feiern im öffentlichen Raum mit mehr als 50 Teilnehmern stattfinden. Das gilt für das gesamte Kreisgebiet von heute bis zum nächsten Freitag. Zudem appellierte Landrat Jochen Hagt in der Mitteilung: „Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften an weiterführenden Schulen empfehle ich dringlich, auch im Unterrichtsraum grundsätzlich eine Mund-Nase-Bedeckung zu tragen.“
Wo steht der Kreis imnationalen Vergleich?
Der Kreis gehört inzwischen zu den sogenannten Hotspots in ganz Deutschland mit den meisten neuen laborbestätigten Fällen in jüngster Zeit. Bei der Sieben-Tage-Inzidenz lag Oberberg gestern nach den Daten des Robert-Koch-Institutes in einer traurigen Top Ten auf Rang 10 – zwar deutlich hinter dem nördlichen Nachbarn Remscheid (59,46), aber nur knapp hinter Köln (36,38).
Wie wurde Oberberg zum Hotspot?
Es gibt nicht das eine große Ausbruchsgeschehen wie im Frühjahr anderswo mit Karnevalssitzung und Après Ski oder im Sommer mit dem Tönnies-Werk. Ursprünglich wurde der Ausbruch auf Reiserückkehrer zurückgeführt, die das Virus nach den Ferien zunächst in der eigenen Familie verbreitet haben sollen. Eine wichtige Rolle spielte danach ein Kondolenzbesuch zwischen Familien aus den Moscheegemeinden in Bergneustadt und Waldbröl.
Unabhängig davon soll aber eine Hochzeitsfeier in Ehreshoven mit etwa 100 Menschen ein weiterer Beschleuniger der Verbreitung gewesen sein. Der Kreis selbst äußert sich „mit Rücksicht auf den Patientenschutz“ nicht zu Einzelereignissen – wie zuletzt zu einer Feier an der Bruchertalsperre. Sprecherin Jessica Schöler sagt nur: „Es gibt nicht den einen großen Ausbruch, sondern viele kleine – in Schulen, vor allem aber bei Feiern.“ Es handele sich aber immer um Vorgänge, die nach der Coronaschutzverordnung wieder erlaubt waren.
Wer kontrolliertdie Regeln?
Gefordert sind die Ordnungsämter der Kommunen. „Es wird kontrolliert, das kann ich Ihnen garantieren“, sagt Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein. In der Kreisstadt seien die Kontrollen bereits hochgefahren worden. „Anfang der Woche haben wir in 16 Gaststätten kontrolliert, ob die Regeln eingehalten werden.“ Bis auf zwei Fälle sei alles in Ordnung gewesen.
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Auch in vielen Lebensmittelmärkten sei der Außendienst unterwegs. Das Problem: „Wenn wir richtig kontrollieren wollen, brauchen wir sechs Leute mehr. Vier draußen – noch mal so viele wie bisher – und zwei im Innendienst.“ Seit März habe es 300 Fälle von Verstößen gegen die Schutzverordnung gegeben: „Die Hälfte ist abgearbeitet.“ Neues Personal zu finden sei schwer, so der Bürgermeister, der ankündigte, dass wegen des neuen Inzidenzwertes ab Montag der Zugang zum Rathaus wieder reglementiert werde.
Was macht jetzt der VfL Gummersbach?
Ausgerechnet gestern gab der Club bekannt, dass am 10. Oktober zum ersten Heimspiel 840 Zuschauer zugelassen werden sollen. Dafür wurden jetzt die Dauerkarten-Inhaber und Partner angeschrieben. Sollten sich mehr als 840 anmelden, werde ausgelost, wer in die Halle darf. Auch das wäre aber Makulatur, wenn die Inzidenz am Tag vor dem Spiel – also am nächsten Freitag – noch über 35 liegt.
Was sagt der Club zu dieser Situation?
„Maximal bescheiden“ findet VfL-Geschäftsführer Christoph Schindler die Hängepartie. Fünfstellig sei die Höhe der Kosten vom Sicherheitspersonal bis zum Catering, die der Club aufbringen müsse, ohne zu wissen, ob Zuschauer kommen. Dabei sei 840 eine Minimallösung: „Wir haben ein gutes Hygienekonzept für 1800 vorgelegt. Und Vereine wie Dormagen dürfen 996 Menschen reinlassen, obwohl die Halle da viel kleiner ist.“