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Die Rückkehr des KartoffelackersOberberg wird erste Modellregion für Agrarflächen

Lesezeit 2 Minuten

Eine Ackerfläche mit Traktorspuren in Reichshof-Hespert

  1. In Oberberg ist der Anteil der Äcker an der landwirtschaftlich genutzten Fläche stetig gesunken und lag schon 2010 nur noch bei etwa neun Prozent.
  2. In einem bundesweit einmaligen Pilotprojekt sollen die Ackerflächen nun wieder zunehmen.
  3. Landwirte und Natürschützer begrüßen die Initiative. Alle Hintergründe zu den Plänen in der Analyse.

Oberberg – Grüne Wiesen voller bunter Kräuter gelten gemeinhin als beste Voraussetzung für die Artenvielfalt. Deshalb gilt in NRW ein „Grünlandumbruchsverbot“. Das heißt, alle landwirtschaftlichen Flächen, die fünf Jahre lang nicht umgepflügt wurden, sollen auch weiterhin dem Gras und dem Klee vorbehalten bleiben.

Es gibt aber auch ein zu viel des vermeintlich Guten: In Oberberg ist der Anteil der Äcker an der landwirtschaftlich genutzten Fläche stetig gesunken und lag schon 2010 nur noch bei etwa neun Prozent, den Großteil machen Wälder und Grünland aus. Das hat negative Folgen für viele Ackerwildkräuterarten. Vögel, die von Getreide- und Kartoffeläckern abhängen, sind im Bergischen Land heute ausgestorben (wie das Rebhuhn) oder extrem selten (wie Feldlerche und Kiebitz).

Olaf Schriever von der Biologischen Station Oberberg sagt: „Mehlschwalben haben bei uns inzwischen schon Mühe, ihre Nester zu bauen, weil sie keinen Lehm mehr finden.“

Erstes bundesweites Pilotprojekt in Oberberg

Im Bergischen Land gibt es darum eine bundesweit einmalige Initiative, die auch vom Naturschutzbeirat des Oberbergischen Kreises begrüßt wird. Angestoßen wurde sie von den Partnern aus Landwirtschaft und Naturschutz, die sich in Oberberg bereits seit 2017 als „Modellregion“ organisiert haben. In einem Pilotprojekt sollen die Ackerflächen im Oberbergischen und Rheinisch-bergischen Kreis gezielt vermehren werden.

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Aus Grünland, das vorher intensiv für Gras oder Mais genutzt wurde und artenarm ist, möchte man Ackerland mit dreigliederiger Fruchtfolge machen. Das heißt, nach einem Jahr Mais wird Getreide oder Kartoffeln angebaut. Im dritten Jahr lässt der Bauer das Ackergras wachsen. Sein Vorteil: Er steigert den Ertrag, der Mais ist weniger krankheitsanfällig.

50 Hektar sollen zu Agrarfläche werden

Im vergangenen Jahr wurde ein Konzept beim NRW-Landwirtschaftsministerium eingereicht und positiv bewertet. Demnach sind die Biologischen Stationen federführend und suchen potenzielle Flächen aus. Interessierte Landwirte können sich dort melden. Eine Kommission aus Vertretern von Landwirtschaft, ehrenamtlichem Naturschutz und der Biologischen Stationen prüft die Flächen auf ihre Eignung. Wichtig ist etwa die Frage, ob seltene Vogelarten hier früher vorkamen. Ist die Fläche geeignet, wird ein Antrag auf Erteilung einer zeitlich begrenzten Befreiung vom Grünlandumbruchsverbot bei der Unteren Naturschutzbehörde gestellt.

In den nächsten Jahren soll in dieser Weise in beiden bergischen Kreisen eine Gesamtfläche von etwa 50 Hektar umgewandelt werden, was etwa 70 Fußballfeldern entspricht. Nach einem Aufruf durch die beiden bergischen Kreisbauernschaften sind bereits 38 interessierte Landwirte an die Biologischen Stationen herangetreten. Die ersten Flächen wurden im Oktober 2019 besichtigt. Demnach kommen im Oberbergischen Kreis sechs Betriebe mit insgesamt 21 Hektar und im Rheinisch-bergischen Kreis vier Betriebe mit insgesamt 14 Hektar in Frage.