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MechernichRheinlandtaler für den „Eifelpapst“

Lesezeit 4 Minuten

Gratulierten Professor Dr. Wolfgang Schumacher (2.v.r.) zum Rheinlandtaler: Dr. Hans-Peter Schick (v.l.), Anne Henk-Hollstein und Günter Rosenke.

Mechernich – Als „Eifelpapst“ betitelte Landrat Günter Rosenke den Geologen und Geobotaniker Professor Dr. Wolfgang Schumacher. Schumacher erhielt den Rheinlandtaler des Landschaftsverbands Rheinland (LVR). In einer Feierstunde im Mechernicher Rathaus wurde vor allem die jahrzehntelange Arbeit des gebürtigen Antweilerers für den Naturschutz gewürdigt.

Henk-Hollsteins klare Worte

„Naturschutz kann man nicht von oben verordnen. Man muss alle Akteure zusammenführen.“ Anne Henk-Hollstein, Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, brachte in ihrer Laudatio für Schumacher auf den Punkt, was den Biologen auszeichnet: Er könne Menschen überzeugen. Zum Beispiel von der Sinnhaftigkeit des Vertragsnaturschutzes. Der ist das international vielleicht bekannteste Ergebnis jahrzehntelanger Forschungsarbeit und Mitwirkung Schumachers in zahlreichen Gremien auf Kreis- und Landesebene. Er entwickelte das Pilotprojekt dafür im Kreis Euskirchen, mittlerweile wird das Modell deutschlandweit und sogar in der EU angewendet.

Wie alles begann

Vor Habilitation und Promotion war Professor Dr. Wolfgang Schumacher Lehrer in Marmagen. Und genau dort, an der Schule, habe alles 1971 mit einer Arbeitsgruppe angefangen, erzählte er bei der Feier. „Biologischer Umweltschutz“ hieß die. Doch schon ab 1976 – und dann bis 1994 - war aus dieser Urzelle eines damals neuartigen Ansatzes mehr geworden: Schumacher wurde Vorsitzender des neu eingerichteten Landschaftsbeirates im Kreis Euskirchen.

Sein kleines Büchlein „Geschützte Pflanzen im Rheinland“, das er in den 1970er Jahren veröffentlichte, verkaufte sich an die 10 000 Mal. Offenbar hatte Schumacher einen Nerv getroffen und einen Zeitgeist erkannt. Das Pilotprojekt „Landwirte pflegen Biotope“ war dann der Auftakt für eine immer intensivere Kooperation mit Landwirten und der Forstwirtschaft, an deren Ende ab 1980 der Vertragsnaturschutz stand. (sli)

Schumacher ist einer von 29 Rheinlandtaler-Preisträgern in diesem Jahr. Seit 1976 wurde die Plakette mit dem Medusenkopf 1370 Mal verliehen. 57 der Geehrten kommen bisher aus dem Kreis Euskirchen, sieben aus dem Mechernicher Stadtgebiet.

Zahlreiche Weggefährten beim Rathausempfang

Zur Feier im Mechernicher Rathaus, wo Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick mit Schumacher seinen einstigen Doktorvater begrüßte, hatten sich zahlreiche Weggefährten des Geologen eingefunden. Dazu zählen ehemalige Kollegen, Mitstreiter aus den verschiedenen Gremien, Bürgermeister aus dem Kreisgebiet, oder mit Detlev Seif und Markus Herbrand zwei Bundestagsabgeordnete.

In ihrer Laudatio machte Henk-Hollstein die vielen Erfolge bei der Umsetzung eines wirksamen Naturschutzes im Rheinland durch Schumacher vor allem an dessen Persönlichkeit fest. „Herzblut, Fleiß, Zielstrebigkeit, kommunikatives Talent, die Fähigkeit, komplizierte Dinge einfach zu erklären“ – das sei die Mischung, die auch zum Erfolg beim Aufbau der ersten Biologischen Station im Kreis Euskirchen geführt habe.

Mit den Paten Loki Schmidt und Jean Pütz rückte Schumacher die Narzissenwiesen im Oberen Oleftal in den Blick der Öffentlichkeit.

„Wir als Verwaltung, wir im Kreis Euskirchen haben Ihnen viel zu verdanken. Sie haben dazu beigetragen, dass die Menschen einfach gerne hier leben“, ergänzte Rosenke in seinem Grußwort. Schumacher habe „tatsächlich blühende, artenreiche Landschaften geschaffen und erhalten“.

Langer Weg zum Vertragsnaturschutz

So viele Blumen mochte der Biologe und Geobotaniker in seinen Dankesworten nicht einfach für sich reklamieren. „Dass die Integration von Landwirtschaft und Naturschutz erreicht wurde, das kann man nie als Einzelner erreichen. Dafür braucht man ein gutes Netzwerk“, stellte Schumacher entschieden fest.

Er erinnere sich gut an den langen Weg zum Vertragsnaturschutz . „Den wollten viele Landwirte zuerst überhaupt nicht“, sagte Schumacher bei der Feier. Der Geologe dachte deshalb lebenspraktisch und – als Wissenschaftler – „anwendungsorientiert“: Prämien für den Wegfall der Ernteflächen überzeugten schließlich viele Zögernde. Heute seien „Betriebe schon in der zweiten oder sogar dritten Generation dabei“.

Mit Schäfer Werner Kulling verbindet Schumacher das gemeinsame Ziel, die Wachholderhänge bei Alendorf zu erhalten.

Schumacher, der mit seiner Ehefrau in Antweiler lebt, ist mittlerweile 75 Jahre alt und im Ruhestand. Er ist aber immer noch in Sachen Naturschutz unterwegs. Narzissen und Orchideen – die einen etwa rund um Höfen, die anderen zum Beispiel bei Sistig oder Krekel – sind die Pflanzen, deren Schutz ihm besonders am Herzen liegt. Er war maßgeblich daran beteiligt, dass durch Wegnahme von Fichten die Narzissenwiesen ins Oleftal zurückkehrten. 1979 lud er mit Kanzlergattin Loki Schmidt als Patin im Oleftal zum ersten Narzissenfest. In Alendorf ist er ein gefragter Führer über die Wacholderhänge.

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Was er im Laufe seines bemerkenswerten Lebens für den Naturschutz erreicht hat? Schumacher fasste es so zusammen: „Wir haben in der NRW-Eifel in der Mehrzahl nicht den Rückgang der Pflanzen- und Tierwelt. Seit 1985 sind in den Naturschutz in NRW aber auch fast eine Milliarde Euro geflossen.“ Schumacher trägt einen guten Teil Verantwortung dafür, das stand auch am Ende der Feierstunde für den neuen Rheinlandtaler-Träger, der schon 1987 das Bundesverdienstkreuz erhalten hat, fest. Neben der Plakette überreichte Günter Rosenke dem Geehrten eine Kiste Wein „aus den Beständen des Kreishauses“. Schumacher, um ein Bonmot nicht verlegen, kommentierte die Gabe mit Blick auf den anstehenden Genuss: „Das ist angewandte Botanik.“