AboAbonnieren

OberbergTH Köln und Unternehmen wollen aus Fahrradreifen Gas, Öl und Koks gewinnen

Lesezeit 2 Minuten

Verschlissene Fahrradreifen sollen einem geschlossenen Wirtschaftskreislauf zugeführt werden.

Oberberg – Die Nutzerinnen und Nutzer der rund 80 Millionen Fahrräder, die es derzeit in Deutschland gibt, verschleißen jede Menge Reifen. Bis heute landen die allermeisten Fahrrad-Altreifen in den Müllverbrennungsanlagen. Dabei entsteht zwar einmalig nutzbare Energie, aber die verbleibenden Rohstoffe würden in Form von Verbrennungsasche deponiert und seien somit nicht weiter nutzbar, heißt es in einem Bericht des Campus Gummersbach der Technischen Hochschule (TH) Köln.

Ein alternatives Verwertungsverfahren sei die Pyrolyse, die verglichen mit der Verbrennung gleich mehrere Vorteile habe: „Durch die Hitzebehandlung unter Luftausschluss entstehen verwertbares Gas, Öl und Koks“, heißt es in der Mitteilung der TH. An dieser alternativen Methode arbeitet Prof. Dr. Danka Katrakova-Krüger, Leiterin des Labors für Werkstoffe am Gummersbacher Campus zurzeit. Sie erforscht mit Kooperationspartnern aus der Industrie, wie man das Pyrolyse-Verfahren für die Verwertung von Fahrradreifen optimieren kann.

Professorin arbeitet mit Ralf Bohle GmbH aus Reichshof zusammen

Dabei arbeitet sie mit der Ralf Bohle GmbH aus Reichshof zusammen, die mit der Marke „Schwalbe“ Europamarktführer im Bereich der Fahrradreifen und Radschläuche ist, und dem jungen Unternehmen Pyrum Innovations aus Dillingen im Saarland. Das vielversprechende Konzept wird vom Bundeswirtschaftsministerium über das ZIM-Programm („Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand“) gefördert.

Prof. Dr. Danka Katrakova-Krüger vom Campus Gummersbach erforscht die Methode.

In der Pyrolyse-Anlage werden die Altreifen bei Temperaturen zwischen 550 und 750 Grad unter Sauerstoffabschluss thermisch behandelt, als Produkte entstehen dabei Pyrolysegas, Pyrolyseöl und Pyrolysekoks. Dabei sei dieses Verfahren besonders umweltschonend, freuen sich die Beteiligten. Denn: Das Pyrolysegas wird in zwei Blockheizkraftwerken mit jeweils 250 Kilowatt elektrischer Leistung verstromt und zum Betrieb der Anlage genutzt. Die Anlage lässt sich damit vollkommen energieautark betreiben.

Das könnte Sie auch interessieren:

Das zweite Pyrolyseprodukt ist ein hochwertiges Öl, das durch Kondensation des Pyrolysedampfes gewonnen wird. Es lasse sich zu wertvollen Feinchemikalien für die chemische Industrie weiterverarbeiten. Der Pyrolysekoks schließlich könne als Recycling-Ruß („Recovered Carbon Black“) fossil hergestellten Industrieruß nachhaltig ersetzen und soll im Rahmen des Kooperationsprojektes für die Herstellung neuer Schwalbe-Produkte eingesetzt werden.

Ziel sei es insgesamt, so Prof. Dr. Katrakova-Krüger, „ein innovatives Verwertungskonzept für Fahrrad-Altreifen im Sinne einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft zu entwickeln“. (r)