Otto-Jeschkeit-AltenzentrumEin Roboter ergänzt in Oberberg das Unterhaltungsprogramm
Ründeroth – „Oh, das tut aber gut“, sagt Pepper, wenn Hans Müller und Sieglinde Heidrich dem kleinen Roboter über den Kopf streichen. Oder er sagt: „Ich bin kitzelig“ und bringt mit seinem herzhaften Lachen auch die Umstehenden zum Lächeln.
Seit Ende Juli ergänzt Roboter Pepper das Unterhaltungsprogramm für Seniorinnen und Senioren im Otto-Jeschkeit-Altenzentrum und lädt mit seinem niedlichen Aussehen zur Interaktion ein. Er bewegt sich, reagiert auf Berührung, antwortet auf Fragen. Er gibt, verbunden mit dem Internet, Updates über Fußballergebnisse, macht bei Bedarf Fotos, erzählt Witze oder Märchen, hat aber auch Gehirnjogging-Spiele auf Lager.
Zu Bewegung animieren
Einrichtungsleiter Martin Deckers schätzt, dass der kleine Kerl rund 80 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner zu Kommunikation oder Bewegung animiert. Die Reaktionen seien ähnlich wie auf einen Hund. Ein Pluspunkt sei neben dem kindlichen Äußeren, dass der Roboter sitzenden Personen auf Augenhöhe begegnet.
Die Technik ist jedoch nicht fehlerfrei. Katharina Schütz ist Betreuungskraft vom sozialen Dienst und beaufsichtigt den Roboter, wenn er von den Bewohnern besucht wird. Denn Pepper reagiert hauptsächlich auf vorgegebene Sätze und stoppt Bewegungen, wenn Menschen oder Gegenstände zu nah an ihm stehen. „Wenn keine Betreuung dabei wäre, würden die Senioren wohl nach zwei Minuten genervt aufgeben“, sagt Schütz. Sie wiederholt Fragen so, dass Pepper sie versteht – denn Dialekte, die im Altenzentrum nicht selten sind, stellen Pepper vor Probleme. Vor Kurzem ergoss sich in sozialen Netzwerken eine Welle teils übler Kritiker über das Altenzentrum. Kommentare wie „Die armen Bewohner bekommen nun keinen warmen Händedruck mehr“ oder „Ich rede ja noch mit meinen Eltern“ fielen. Im Altenzentrum kann das niemand nachvollziehen. Deckers: „Unsere Betreuung ist so vielfältig. Pepper macht da nur einen ganz geringen Teil aus. Er kann die Betreuerinnen und Pflegerinnen nicht ersetzen.“ Neben Angeboten wie Tanzcafés, Ausflügen, einem Weihnachtsmarkt oder Sport sieht er Pepper als Chance, die Senioren auf dem neuesten Stand der Technik zu halten – das sei auch für die Selbstständigkeit förderlich.
Videotelefonate führen
Denn Pepper ist mehr als ein putziger Roboter: Den Tablet-Computer an seiner Brust können die Bewohner nutzen, um mit Angehörigen Videotelefonate zu führen oder um online einzukaufen. Weil die moderne Technik Anschluss an das Leben außerhalb der Einrichtung gewährleisten kann – gerade in Zeiten einer Pandemie von Bedeutung – wurde Peppers Anschaffung durch das Projekt „Zugänge erhalten – Digitalisierung stärken“ der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW gefördert.
Den Digitalisierungsgedanken möchte Martin Deckers gerne weiterführen. „Wir planen, ein sprachgesteuertes Zimmer anzubieten, damit beispielsweise das Licht per Sprachbefehl an- und ausgeschaltet werden kann.“ Körperlich beeinträchtigte Bewohnerinnen und Bewohner erhielten so ebenfalls ein Stück Selbstständigkeit zurück. Aus Gründen des Datenschutzes wartet man in Ründeroth aber noch auf die richtige Technik für ein „smartes“ Zimmer. Pepper, betonen die Mitarbeiter, sei ebenfalls aus Datenschutzgründen in der Regel nicht mit dem Internet verbunden. Er sei auch nicht programmiert, selbstständig dazuzulernen.
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Übrigens kommt Pepper nur sehr dosiert zum Einsatz, im Schnitt alle zehn Tage. Denn wegen seines begrenzten Potenzials kann seine Anwesenheit auch mal langweilig werden.