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Kommentar zur Otto-Kaufmann-StraßeWegsehen ist auch nach 76 Jahren keine Option

Lesezeit 2 Minuten

Otto Kaufmann (1900-1985) war Lehrer und Heimatforscher.

Kann man die alten Kamellen nicht endlich ruhen lassen? Ganz entschieden: Nein! Einen Schlussstrich unter die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit kann es nicht geben. Wegsehen ist auch nach 76 Jahren keine Option. Auch nicht – gerade nicht – vor unserer Haustür.

Der verdiente Heimatforscher Otto Kaufmann steht nun begründet unter dem Verdacht, im Dritten Reich ein überzeugter Nationalsozialist gewesen zu sein, der sich aus freien Stücken über ein reines Mitläufertum hinaus exponiert zu haben scheint. Frage: Kann man ihm vorwerfen, dass er seine belastete Vergangenheit später nicht wie ein Fähnchen vor sich hergetragen hat? Wohl kaum.

Tragweite des Themas richtig einschätzen

Nach 1945 ist Kaufmann dann für seine Grundlagenforschung vielfach ausgezeichnet worden, etwa vom Bund, vom Kreis, vom Landschaftsverband Rheinland, vom Bergischen Geschichtsverein.

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Frage: Wäre das auch dann geschehen, wenn die Öffentlichkeit seine ganze Vergangenheit gekannt hätte? Eher nicht. Es hätte auch keine Otto-Kaufmann-Straße in Nümbrecht gegeben. Jetzt ist es an uns, die neuen Fakten einzuordnen. Bei der Bewertung ist zu berücksichtigen, dass auch Kaufmann in der NS-Zeit Zwängen unterlag.

Die Fragestellung an den Gemeinderat lautet aber ohnehin nicht: Wie bewertet die Politik heute Äußerungen aus den 30er Jahren? Die Frage lautet vielmehr: Findet der Rat, dass Otto Kaufmann noch ein Vorbild ist, nach dem eine Straße benannt sein soll? Man darf darauf vertrauen, dass in Nümbrecht, wo das Gedenken an die Opfer der NS-Zeit bekanntlich besonders wachgehalten wird, die Tragweite des Themas richtig eingeschätzt wird.