Die Gemeinde Engelskirchen ist mit der Ründerother Bücherfabrik ausgestiegen, Stadt Gummersbach und Kreis haben sich bereits im vergangenen Jahr vorerst vom „Bergischen Forum“ verabschiedet, das im Hohenzollernbad eingerichtet werden sollte. Was bedeuten diese Rückschläge für den Erfolg der Regionale 2025?
QualifizierungOberberg hat bei der Regionale 2025 immer noch Eisen im Feuer
Worum geht es noch mal bei der Regionale 2025?
Die Regionale 2025 Bergisches Rheinland ist ein Strukturprogramm des Landes NRW. Ziel ist es, den ländlich geprägten rechtsrheinischen Raum strukturell weiterzuentwickeln. Seit 2018 arbeiten dafür der Oberbergische Kreis, der Rheinisch-Bergische Kreis und der Rhein-Sieg-Kreis zusammen. Kernthemen sind die Konversion von Gebäuden und die Ressourcenschonung. Von der Regionale mit dem „A-Stempel“ zertifizierte Projekte werden in den Förderprogrammen des Landes vorrangig berücksichtigt.
Was sagt der Geschäftsführer zum Scheitern einzelner Projekte?
Dr. Reimar Molitor, Geschäftsführer der Regionale-Agentur, machte beim Pressetermin vergangene Woche in Engelskirchen keinen Hehl aus seinem Bedauern, dass aus der Umnutzung des Ründerother Industriekomplexes nichts wird.
„Das tut auch der Regionale weh.“ Derartige städtebauliche Maßnahmen seien eigentlich „das Gebot der Stunde“. Er verwies aber darauf, dass noch immer 71 Projekte im Qualifizierungsverfahren seien, 15 von diesen würden bereits umgesetzt. „Wir sind auf einem guten Weg.“
War die Regionale 2010 erfolgreicher?
Die Realisierungsquote sei diesmal ähnlich wie bei der Regionale 2010, versichert Molitor. Damals wurden mit dem Förderprogramm quer durch den Kreis eine Reihe von prestigeträchtigen Einrichtungen auf die Beine gestellt, vom Talsperren-Projekt „Wasserquintett“ im Norden über das Lindlarer Metabolon-Areal und das Gummersbacher Steinmüller-Gelände bis zum Ausbau von Schloss Homburg im Süden. Aber auch früher seien Projekte auf der Strecke geblieben, sagt der Regionale-Chef. Und manchmal würden sie auch wieder aufgegriffen.
Was ist bei der Regionale 2025 anders?
Diesmal, sagt Molitor, sei die wirtschaftliche „Großwetterlage“ schwieriger, besonders für öffentliche Vorhaben. Molitor denkt dabei an Kostensteigerungen und mangelnde Verfügbarkeit von Bauunternehmen auch bei europaweiter Ausschreibung. „Dass aber deswegen das Instrument des Landesstrukturprogramms Regionale nicht mehr geeignet wäre, sehe ich überhaupt nicht. Im Gegenteil.“
Mit welchen Projekten ist Oberberg noch im Rennen?
Mehrere Projekte sind im Qualifizierungsverfahren. Noch im frühen C-Status befinden sich beispielsweise das Medizinische Fort- und Weiterbildungszentrum in Gummersbach, die naturnahe Konversion des Munitionsdepot im Reichshof, die Entwicklung der Ortsmitte von Marienheide und das Wiehler Seequartier. Mit dem B-Stempel hat der Regionale-Lenkungsausschuss weitere Vorhaben dazu ermuntert, offene Punkte zu klären. Die Bücherfabrik war bereits so weit gediehen, außerdem gehören dazu unter anderem die Neugestaltung des Waldbröler Marktplatzes und die Entwicklung der Wiehltalsperre im Reichshof als Naturerlebnisraum.
Regionale 2025: Neugestaltung der Bergneustädter Altstadt ist voll im Gang
Den A-Status, der Startsignal für die Umsetzung ist, bekam zuletzt das Lindlarer Projekt für „Zirkuläres Bauen und Klimawandelanpassung im öffentlichen Raum“. Bereits in vollem Gang sind die Neugestaltung der Bergneustädter Altstadt und des Morsbacher Bahnhofquartiers sowie die Nümbrechter Initiative „Rundum gesund“. Längst in Betrieb ist der Gummersbacher „Innovation Hub“. Die „Bergische Rohstoffschmiede“ auf dem Lindlarer Metabolon-Gelände soll zu einem „Hub“ für Ressourcen und Nachhaltigkeit entwickelt werden.
Wie bekommt man einen eignen Einblick?
Vom 27. August bis 2. Oktober öffnen ausgewählte Regionale-Projekte im Rahmen der „Tage der offenen Projekte“ ihre Türen für die Öffentlichkeit. Zum Start der Reihe lädt der Bergische Abfallwirtschaftsverband am Sonntag, 27. August, zur Besteigung des Metabolon-Deponiekegels bei Sonnenaufgang (ca. 6.09 Uhr) ein (Anmeldung an info@metabolon.de). Das komplette Programm der „offenen Projekte“ gibt es im Internet.
Interview: Ulrich Stücker über die Regionale
Ulrich Stücker ist Bürgermeister der Stadt Wiehl und Sprecher der oberbergischen Bürgermeister-Konferenz.
Ist die Regionale in Zeiten leerer Kassen noch ein sinnvolles Instrument?
Ich halte sie nach wie vor für sehr gut. Und die Vielzahl der Projekte im Qualifizierungsprozess ist ja auch gewaltig. Diese Projekte regional abzustimmen, damit nicht jeder nur für sich in seinen Gemeindegrenzen wirtschaftet, das ergibt immer noch Sinn. Wir müssen noch mehr regional und interkommunal denken. Die Nähe der Regionale zum Land hilft den Kommunen. Außerdem ergeben sich Kontakte zu guten Planungsbüros.2010 hat die Stadt Gummersbach, für die Sie damals als Beigeordneter gearbeitet haben, viel Geld für das neue Steinmüllergelände bekommen. Dieser Geldsegen scheint vorbei zu sein.
2010 hat die Stadt Gummersbach, für die Sie damals als Beigeordneter gearbeitet haben, viel Geld für das neue Steinmüllergelände bekommen. Dieser Geldsegen scheint vorbei zu sein.
Das Instrument der Regionale war damals noch nicht so bekannt, auch das hat uns geholfen. Heute ist das Interesse größer. Das zwingt die Kommunen, ihre Prioritäten zu prüfen. Eine langwierige Qualifizierung ohne Erfolgsaussicht sollte man lassen. Es gilt: Der Regionale-Stempel erleichtert den Zugang zu Fördertöpfen, ist aber nicht mit einer eigenen Förderung verknüpft. Und eine 90-prozentige Förderung hat es in der Vergangenheit nur in den seltensten Fällen gegeben.
Sollten die Kommunen also weiterhin auf die Regionale setzen?
Es geht um die Frage: Welche Projekte sind so gut, dass es sich lohnt, Steuergeld zu investieren? In diesen Zeiten ist die Kompetenz der Regionale umso wichtiger. (tie)