Gimborn – Der langen Geschichte von Schloss Gimborn sind weitere Kapitel hinzuzufügen: Im 19. Jahrhundert soll der damalige Besitzer ein Gasthaus vor dem Ort geplant haben. Und: Sein Nachfolger soll zu den Pionieren der Elektrifizierung im Oberbergischen gehört haben.
Das hat der Hobbyhistoriker Hans-Jochen Baudach anhand alter Unterlagen herausgefunden. Der frühere Oberberger und heute in Köln lebende Architekt erforscht die Geschichte des Schlossdorfs seit 1973 im Auftrag der örtlichen St. Sebastianus Schützenbruderschaft.
Bis heute lebt ein Adliger im Schloss
In deutschen Landen war der Ort Gimborn einst bekannt: Graf Adam von Schwarzenberg (1583-1641) machte aus dem Amt Gimborn-Neustadt eine reichsunmittelbare Herrschaft. Mit Peter Freiherr von Fürstenberg lebt bis heute ein Adeliger im Schloss.
Vom aktuellen Baron hörte Hans-Jochen Baudach, dass über die Herrschaft Gimborn noch Archivunterlagen existieren sollen – die über Jahrzehnte als verschollen galten. Auf der Suche nach den historischen Quellen landete Baudach schließlich beim Landschaftsverband Rheinland in Brauweiler.
Korrespondenz zwischen Köln und Baron entdeckt
Weil die Unterlagen das Archiv nicht verlassen dürfen, arbeitete sich Baudach an zwei Tagen im Mai 2018 vor Ort durch die vielen Schriftstücke.
Zutage förderte er unter anderem eine Korrespondenz zwischen der in Köln-Ehrenfeld ansässigen „Helios Action-Gesellschaft für electrisches Licht und Telegraphenbau“ und Franz-Egon I. Baron Fürstenberg-Gimborn – der Urgroßvater von Peter Freiherr von Fürstenberg.
Über 120 Jahre alter Kostenvoranschlag
Im April 1896 schickt Helios dem „Herrn Freiherrn von Fürstenberg Hochwohlgeboren“ zunächst einen von ihm gewünschten Kostenvoranschlag für die Elektrifizierung des Schlosses.
In der Aufstellung sind unter anderem eine Turbine für 1656,80 Reichsmark, eine Dynamomaschine (915 RM) und Leitungen (1051,20 RM) aufgelistet – das Unternehmen beziffert den Aufwand für die Stromversorgung auf den stolzen Betrag von 5212,40 Reichsmark.
Ein Gasthaus am Dreieck
Bevor Franz-Egon I. Baron von Fürstenberg-Gimborn die Herrschaft Gimborn 1874 erwarb, war sie im Besitz von Cajus Graf von Stolberg zu Stolberg, berichtet Heimatforscher Hans-Jochen Baudach. „Er versuchte die Wirtschaftlichkeit seines Anwesens unter anderem mit einem Gasthaus am Gimborner Dreieck zu mehren.“ Das Dreieck bezeichnet die bis heute vorhandene Weggabelung von der Leppestraße in die Schlossstraße. Die Planung eines Gasthauses war naheliegend, berichtet Baudach. Denn auf der Leppestraße seien zu dieser Zeit viele Pferdefuhrwerke unterwegs gewesen, die Waren von Mühlen und Hammerwerken transportieren, die entlang des Leppeflusses angesiedelt waren. „Für Kutscher und Pferd waren Pausen zwangsläufig erforderlich. Das Gimborner Dreieck war zu seinem solchen Zweck von der Lage bestens geeignet.“ Fest steht, dass der Gemeinde Gimborn im Jahr 1859 ein Gesuch vorlag, mit einer gezeichneten Karte als Anhang, auf der das Dreieck mit Leppestraße und der vorgesehenen Position der Gaststätte eingezeichnet waren. Allein: Anzeichen dafür, dass dieses Gasthaus am Gimborner Dreieck jemals errichtet wurde, gibt es nicht. (ag)
„Dem Angebot lagen Zeichnungen bei, unter anderem Grundrisse von drei Schlossgeschossen“, berichtet Baudach. In den Skizzen sind die angedachten Stellen für Glühlampen und Anschlussdosen zu sehen.
Erstes Elektrizitätswerk 1889 in Gummersbach
Als sich Franz-Egon I. Baron Fürstenberg-Gimborn um eine Elektrifizierung seines Wohnsitzes kümmerte, brannten in anderen Orten im Bergischen bereits Glühlampen, sagt Baudach. So erhielt die Tuchfabrik Wülfing in Dahlerau (bei Radevormwald) schon 1885 eine Beleuchtung. Seit November 1889 hatte Gummersbach das erste Elektrizitätswerk. Baudach: „Doch dass auch in kleinen Orten wie Gimborn Elektrizität Einzug erhalten sollte, war zu jener Zeit etwas besonderes.“
Rechnungen konnten nicht gefunden werden
Nachdem Baron Fürstenberg-Gimborn die Kostenaufstellung von Helios erhalten hatte, muss er bei der Firma um einen Nachlass gefragt haben. Denn im Oktober 1896 antwortet Helios dem Gimborner in einem Schreiben, dass es kaum möglich sein wird, die Gesamtsumme des Kostenvoranschlags „bedeutend zu erniedrigen“.
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Helios schlägt dem Baron aber vor, den Monteur mit eigenen Hilfskräften zu unterstützen. Um die Kosten für die Montage bedeutend geringer zu stellen, würden „schon 1 bis 2 Mann als Beihülfe“ genügen. Aus diesem Helios-Schreiben ist zu entnehmen, dass der Strom durch einen Wasserradantrieb mit Turbine erzeugt werden sollte.
Unklar bleibt, ob die Beleuchtung des Gimborner Schlosses tatsächlich schon zu dieser Zeit realisiert wurde. Denn Rechnungen konnte Hans-Jochen Baudach in den Schriftstücken nicht finden.
Seine Erkenntnisse hat der Heimatforscher in einem Büchlein festgehalten, erschienen im Selbstverlag. Wer sich dafür interessiert, kann mit ihm per E-Mail Kontakt aufnehmen: info@architekt-baudach.de.