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Der Wald nach dem BrandWie sich die Natur den Hömerich zurückholt – ein Spaziergang

Lesezeit 4 Minuten

An einigen Stellen auf der sonst veraschten Fläche sprießt schon wieder Grün.

  1. Der verheerende Waldbrad auf dem Hömerich hat die Natur größtenteils zerstört.
  2. Doch wie stark die Naturgewalten sind, zeigt ein Besuch auf den abgebrannten Flächen.
  3. So langsam kämpfen sich die ersten grünen Stellen und sogar die ersten Lebewesen zurück.

Strombach – Eine endlose, schwarzbraune Wüste erstreckt sich über nahezu den gesamten Hömericher Kopf. Wo vor drei Wochen noch grüne Bäume und Pflanzen zu Hause waren, findet man nach dem verheerenden Waldbrand nur noch verkohlte Baumstümpfe, verbrannte Äste und Bäume mit schwarzer, abplatzender Rinde. Revierförster Michael Cescotti vom Landesbetrieb Wald und Holz hat die Fläche inzwischen genau vermessen: 21 Hektar sind dem Feuer zum Opfer gefallen. Er ist froh, dass die Bekämpfung des Waldbrands so gut geklappt habe, „nicht zuletzt durch die sehr gute Erschließung des Geländes durch den Rundweg“.

Für Cescotti war ein solch großer Waldbrand nur eine Frage der Zeit. Nach Orkan Friederike haben die darauf folgenden trockenen Sommer eine exponentielle Vermehrung der Borkenkäfer ermöglicht, da die Fichten kein Harz zu ihrem Schutz produzieren konnten. Dadurch sei massenhaft trockenes Holz angefallen, was bis jetzt weder gefällt noch abtransportiert werden konnte: „Es gibt jeder sein Bestes. Aber es war klar, dass es nicht zu schaffen ist.“

Auf dem angebrannten Hömerich soll gezielt gepflanzt werden.

Cescotti versteht die Nöte der rund zehn Waldbesitzer in dem Gebiet und auch deren emotionale Bindung an das Areal. Er erzählt von einem 85-Jährigen, der die Bäume in seiner Jugend mit eigener Hand gepflanzt hat und nun mit ansehen musste, wie sie vom Feuer vernichtet wurden. „Das ein Super-Gau“, meint der Förster. Er habe zwar vor Waldbrand gewarnt, einige Menschen hätten ihn wegen des regenreichen Winters aber nicht ernst genommen. Und mit einem solchen Kronenfeuer habe selbst er nicht gerechnet.

Auch der Waldbrand sei indirekt eine Folge der Corona-Pandemie, meint Cescotti. In der Krise würden sich viele Menschen zwischen den Bäumen erholen, die nicht walderfahren und deswegen unvorsichtig seien: „Ich gehe nicht von Vorsatz aus, sondern von Ahnungslosigkeit.“ Der Förster mahnt, sich im Wald achtsam zu verhalten, nicht zu rauchen und keinerlei offenes Feuer zu nutzen.

Förster Michael Cescotti will zunächst großflächig Grassamen ausstreuen, bevor Birken, Lärchen und Ebereschen als Vorwald den Hömericher Kopf erobert haben. Sie seien eine gute Grundlage für andere Bäume.

Das Gebiet wurde inzwischen wieder für die Öffentlichkeit geöffnet. Rosa Scholochow genoss zum Beispiel schon mit ihren beiden fünfjährigen Töchtern Ariane und Laura und Sohn Luis im Kinderwagen die Ruhe und den Rundweg im Sonnenschein. Sie hat von Karlskamp aus den Waldbrand erlebt, sich wegen der trennenden Wiese aber sicher gefühlt. Ein junges Paar, ebenfalls aus Karlskamp, betrachtete staunend den verkohlten Wald.

Brombeeren und Ameisen schon zurück

Doch die Natur hilft sich schon selbst. Bereits zwei Tage nach dem Brand bohrten sich die Schösslinge des Adlerfarn durch die schwarze Asche, und an vielen Stellen treiben Quecken neu aus dem verbrannten Boden. Mittlerweile finden auch Brombeeren aus dem geretteten Wald ihren Weg auf die kahle Fläche und Ameisen haben begonnen, neue Löcher für ihre Nester in die Baumstümpfe zu bohren.

Viele Bäume sind scheinbar mit einem „blauen Auge“ davongekommen und wirken nur im unteren Bereich geschädigt, doch durch das Bodenfeuer wurde das lebenswichtige Kambium in der Rinde zerstört. Diese Schicht ist für das Dickenwachstum der Bäume verantwortlich.

Besonders bedauerlich sei, dass die im vergangenen Herbst mit jungen Bäumen wieder aufgeforsteten Borkenkäferflächen nun ein zweites Mal vernichtet sind. Problematisch sei der jetzt fehlende Schlagabraum, der den Jungpflanzen Feuchtigkeit und Windschutz geboten habe. Daher gestalte sich jetzt die Baumauswahl für die kahle Fläche sehr schwierig. Junge Buchen benötigten Schatten, Eichen seien da besser geeignet. Auch sei ungewiss, wie sich das Klima in 20 oder 30 Jahren entwickelt, um dann angepasste Baumarten auf der Fläche zu haben: „Da wäre eine Glaskugel ganz gut.“ Auf jeden Fall verzichte er darauf, Parzellen mit nur einer einzigen Baumart zu bestücken. Ein Waldbesitzer habe ihn bereits gebeten, die abgebrannte Fläche mit Weiß-, Küsten- und Hemlocktanne sowie Schwarzkiefer zu bepflanzen. Die könnten erst im Herbst gesetzt werden. Bis dahin sei der Boden schutzlos der Erosion ausgesetzt: „Ein weiterer trockener Sommer ist wahrscheinlich und irgendwann wird es zwischendurch auch wieder Starkregen geben – dann haben wir den Boden im Tal.“

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Cescotti überlegt daher, großflächig Grassamen auszustreuen, bevor Birken, Lärchen und Ebereschen in natürlicher Sukzession als Vorwald den Hömericher Kopf erobert haben. „Das ist eine gute Grundlage, um andere Bäume zu pflanzen.“