Unterwegs als MüllwandererWie Florian Woggon für saubere Spazierwege in Pernze sorgt
Pernze – Als Teenager war Florian Woggon (31) nicht gerade ein aktiver Umweltschützer. „Da habe ich auch schon mal ein Kaugummipapier einfach auf den Weg fallen lassen“, erinnert er sich. Diese Haltung allerdings hat sich radikal gewandelt.
Seit zwei Jahren hat der junge Mann Hunde und geht mit den Vierbeinern Oskar und Carlo regelmäßig spazieren. Dabei fiel ihm auf, wie verschmutzt und vermüllt die Wege rund um Wiedenest und Pernze sind. „Allein auf dem Alleenradweg von Pernze bis zum Tunnel habe ich zehn Wodkaflaschen gefunden. Durch das Laufen mit den Hunden hat sich meine Wahrnehmung der Natur komplett verändert“, berichtet Woggon. Inzwischen unternimmt er regelrechte Müllwanderungen.
An diesem Tag ist er und mit Zange und Müllbeutel rund ums Blockhaus bei Eckenhagen unterwegs. Dort wird er gleich von einem Spaziergänger angesprochen. Der Mann aus Olpe sagt ein herzliches „Danke“ und berichtet, dass er selbst auch regelmäßig Müll einsammelt.
Facebook-Gruppe wächst schnell
Florian Woggon plaudert kurz und berichtet dem Mitstreiter von seinen Zielen. Gerade hat er eine Facebook-Gruppe ins Leben gerufen und schlicht „MüllWandern“ genannt. Diese Gruppe wächst so schnell, dass sogar der Initiator erstaunt ist. „Ich habe offenbar einen Nerv getroffen“, sagt er und erzählt, die Gruppe habe nach wenigen Wochen schon mehrere hundert Mitglieder aus ganz NRW.
Ziemlich aktive Mitglieder, wie die Posts beweisen, die täglich Fotos von gut gefüllten Müllsäcken und stolzen Sammlern zeigen. Mitglieder, die Florian Woggon übrigens auch vor kurzem auf die bestmögliche Weise überrascht haben: „Ich wollte an der B55 im Bereich Pernze den Müll vom Straßenrand aufsammeln, und es war schon alles perfekt sauber. Genauso wünsche ich mir das.“
Rathaus unterstützt die Aktion gern
Florian Woggon ist als Gebäudereiniger selbstständig. In den vergangenen Tagen hat er seinen Kundenstamm gefragt, ob es Möglichkeiten des Sponsorings gäbe. 80 Zangen sind so zusammengekommen. Auch Gespräche mit dem Ordnungsamt Bergneustadt stießen auf offene Ohren und brachten Unterstützung.
„Die Müllsammler dürfen ihre Tüten in die Mülleimer an den Bushaltestellen und am Alleenradweg stecken“, sagt der Wiedenester. Er bietet aber auch an, größere Säcke bei den fleißigen Sammlern abzuholen und zum Bergneustädter Bauhof zur Entsorgung zu schaffen: „Solange der Radius nicht allzu groß wird, mache ich das gerne.“
Er weiß, dass man mit wenig Aufwand eine große Wirkung erzielen kann. „Es hilft schon sehr, wenn Müll, der auf den Wegen neben den Eimern liegt, einfach wieder in die Eimer gesammelt wird. Allerdings bitte vorher Handschuhe anziehen.“ Aktiver Naturschutz sei das, aber auch Tierschutz. Gerade über Scherben und Flaschen auf den Wegen ärgert Florian Woggon sich besonders: „Daran können sich ja nicht nur wir Menschen, sondern auch unsere Hunde und Wildtiere verletzen.“
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Eine weitere Idee, die Florian Woggon gerade erst entwickelt, ist, Pfandflaschen gesondert zu sammeln und das Pfand einem karitativen Zweck zuzuführen. Das mögen immer nur kleine Spenden sein, sagt der Bergneustädter, aber es läppere sich ja auch.
Seine Neffen hat er schon mit seinem Engagement angesteckt. „Kindern macht das Sammeln Spaß. Sie sehen, dass sie mühelos etwas Tolles bewirken können. Und langfristig schützen sie die Umwelt dann ganz selbstverständlich“, ist der 31-Jährige überzeugt und präsentiert drei Müllsäcke, die er auf knapp zwei Kilometern mit Flaschen, Plastikfetzen, Zigarettenschachteln, Masken und Hundekotbeuteln gefüllt hat.