„Hoffen, dass es ausreichend regnet“Waldbröler Landwirt sorgt sich
Waldbröl-Happach – Jeanette Overhoff und Marco Schmelzer schauen am Dienstag sorgenvoll in den noch blauen Himmel. Das Ehepaar betreibt eine Landwirtschaft mit rund 140 Milchkühen in der Waldbröler Ortschaft Happach und hat seit Wochen mit den Auswirkungen der Trockenheit zu kämpfen. Für die nächsten Tage ist allerdings Regen angesagt.
„Wie viel dabei runterkommt, das steht in den Sternen“, sagt Schmelzer und ergänzt: „Wenn es Starkregen gibt, kann den der trockene Boden überhaupt nicht aufnehmen.“
Gras verdorrte auf dem Boden vor der dritten Mahd
In einem normalen Jahr werden die Weiden viermal gemäht. Dieses Jahr sei nur der erste Schnitt gut gewesen, der zweite akzeptabel. Die dritte Mahd sei dagegen ausgefallen, schildert die Bäuerin. Das Gras auf dem ohnehin nicht tiefgründigen Boden sei regelrecht verbrannt.
Üblicherweise werde in so einem Fall ein Pflegeschnitt vor dem nächsten Regen vorgenommen, um das Gras zum Wachstum anzuregen, doch sei das aktuell bei Dieselpreisen von mehr als zwei Euro nicht rentabel: „Wir hoffen, dass es ausreichend regnet, damit das frische Gras durchwächst.“
Erntemenge bei Futtermais besser als befürchtet
Stattdessen sät Schmelzer vor dem angesagten Niederschlag noch schnell Ackergras und eine Zwischenfrucht auf die vorige Woche abgeernteten Maisfelder. Dieses Futtergetreide hätten sie gerne noch zwei bis drei Wochen reifen lassen, doch die Maiskolben drohten von den komplett vertrockneten Stängeln zu fallen und wären damit verloren, erklärt Overhoff. „Die Qualität war zwar deutlich unter der Norm, doch die Erntemenge war noch besser als befürchtet – glücklicherweise keine Vollkatastrophe.“
Das Saatgut stamme aus der „Regenerativen Landwirtschaft“, erläutert die 39-Jährige. „So kommt noch etwas Eiweiß in die Fütterung und wir können auf teures Soja aus dem Regenwald verzichten.“ Anstelle der sonst üblichen Gründüngung mit Senf, der im Frühjahr untergepflügt wird, sind in der Saatgutmischung verschiedene Wintergetreide, Klee und Winterackerbohnen enthalten.
„Es ist ein Versuch – das machen wir jetzt zum ersten Mal so.“ Die Wurzelbildung in verschiedenen Tiefen soll für eine gute Lockerung des Bodens sorgen, ohne das Tierleben darin zu beeinträchtigen.
Grubber statt Pflug für den trockenen Boden
Ihr Mann hat in den letzten Tagen die Äcker oberflächlich mit einem Grubber vorbereitet: „Für den Pflug ist der Boden zu trocken und hart.“ Staubfahnen steigen auf, während er das Saatgut einbringt. Daran, dass die Maschine die Samen etwas andrückt, sei nicht zu denken, schildert Schmelzer: „Die Krume ist so trocken, dass sie nicht zusammenpappt.“
Sehnsüchtig hoffen sie auf ergiebigen Landregen, damit die Saat gut aufgeht und auch das Gras wieder wächst. Overhoff erklärt: „Sonst wird sich nicht vermeiden lassen, dass wir Futter zukaufen müssen – wenn wir keine Tiere abgeben wollen.“
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Franz Bellinghausen, Vorsitzender der Kreisbauernschaft, bezeichnet dieses Jahr als „ziemliche Katastrophe“. Es sei noch schlimmer als in den Dürrejahren von 2018 bis 2020. Er befürchtet, dass es selbst bei ergiebigem Regen keine vierte Mahd mehr geben wird: „Bis sich das Gras erholt hat, ist Mitte bis Ende September – dann sind wir schon im Herbst.“ Allerdings rechnet er damit, dass die Landwirte noch gut durch den Winter kommen, da die meisten noch Futterreserven aus dem Vorjahr mit reichlich Regen haben.