Kräfte aus dem Kreiskrankenhaus und dem Rettungsdienst zeigten in Waldbröl auf dem Vieh- und Krammarkt die Handgriffe einer Wiederbelebung.
ReanimierungLeben retten lernen mitten auf dem Markt in Waldbröl
Helene Fischer und die Bee Gees können Leben retten. Wer deren Hits „Atemlos“ oder „Staying alive“ im Ohr hat und dazu dann auch noch mit beiden Händen rhythmisch drückend den Oberkörper bearbeitet, der macht alles richtig, wenn ein anderer Mensch leblos zusammengebrochen ist. „Eine Beatmung ist gar nicht notwendig“, erklärt Dr. Jörg Niehüser-Saran, Intensiv- und Notfallmediziner am Kreiskrankenhaus in Waldbröl, die neue Wiederbelebung.
Großes Aufgebot aus dem Krankenhaus und dem Rettungsdienst in Waldbröl
Die zeigt er auch: An diesem Donnerstagmorgen stehen er und 14 Kräfte aus dem Krankenhaus und dem Rettungsdienst des Oberbergischen Kreises zum ersten Mal auf dem Vieh- und Krammarkt in Waldbröl, breiten Matten aus, legen Übungspuppen darauf und lassen Blaulichter an Rettungsfahrzeugen blitzen.
Wenn am Montag die „Woche der Wiederbelebung“ anbricht, dann wissen viele Marktbesucher bereits, wie's geht, wie man einen Menschen nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand zurück ins Leben holen kann. Allein in Waldbröl, Nümbrecht und Wiehl kommt es pro Monat zu acht Wiederbelebungen. „Aber die wenigsten werden von Ersthelfern ausgeführt, die Quote liegt bei weniger als 40 Prozent“, sagt Niehüser-Saran. „Die meisten warten nach dem Notruf immer noch auf den Rettungswagen, der aber braucht fünf bis acht Minuten.“
Immer noch verstreicht zu viel Zeit nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand
Wertvolle Zeit verstreicht also: Denn die Überlebenschance sinkt nach fünf Minuten bereits drastisch. Der Notfallmediziner erklärt: „Weil im Herz aber immer noch genügend Sauerstoff vorhanden ist, muss man nicht beatmen, wohl aber dafür sorgen, dass der Sauerstoff weitergepumpt wird in die Lunge und zum Hirn.“ 100 bis 120 rhythmische Druckbewegungen seien das richtige Maß, schildert der Arzt. „Leider glauben das immer noch viele und haben Angst, einzugreifen – diese Angst wollen wir nehmen.“ Falsch machen könne man dabei nämlich überhaupt nichts.
Auch, weil die Rettungsleitstelle Hilfe am Hörer leistet. „Wer die 112 gewählt hat, der bekommt eine sehr detaillierte Anleitung, wie es weitergeht“, betont Björn Brochhagen, Wachleiter der Region Süd. Er freut sich, dass das Interesse an den Demonstrationen auf dem Waldbröler Marktplatz groß ist.
So frischt dort etwa Jürgen Hartmann aus Wiehl-Weiershagen sein Wissen auf. „Vor vielen, vielen Jahren war ich Sanitäter bei der Bundeswehr“, verrät der heute 80-Jährige. „Seither hat sich in der Ersten Hilfe vieles verändert – und natürlich habe ich auch viele vergessen.“ Die Aktion im Marktrummel finde er daher sehr gut, ergänzt Hartmann.