Der Automobilzulieferer Megatech Industries ist an den Konkurrenten Sapa verkauft worden. Davon betroffen sind 110 Beschäftigte in Hermesdorf.
Bangen um JobsProduktionsstätte in Waldbröl-Hermesdorf gehört nun italienischem Konzern

Das Werk des früheren Automobilzuliefers Megatech Industries an der Adolf-Kolping-Straße in Waldbröl-Hermesdorf gehört nun auch zum italienischen Konzern Sapa.
Copyright: Peter Krempin (Archivfoto)
Mehr als drei Jahrzehnte bereits dauert das Ringen um die Arbeitsplätze beim Automobilzulieferer Megatech Industries, am Produktionsstandort in Waldbröl-Hermesdorf sehen nun rund 110 Beschäftigte erneut einer ungewissen Zukunft entgegen: Am vergangenen Freitag hat der Mutterkonzern von Megatech Industries in Wien nach Informationen dieser Zeitung die Übernahme durch das italienische Unternehmen Sapa, einen weltweit aktiven Hersteller von Spritzgießteilen für Fahrzeugmotoren, bekanntgegeben. Dies sei, so heißt in einer englischsprachigen Online-Mitteilung von Sapa, Teil der „weltweiten Expansionsstrategie“.
Am Mittwochvormittag (5. März) trafen sich der Betriebsrat und Vertreter der IG Metall zu einer ersten Krisensitzung. „Zurzeit wissen wir noch nicht, was uns erwartet“, sagt Romik Gucharian, Vorsitzender des Betriebsrats. „Wir versuchen herauszubekommen, was dieser Prozess für uns bedeutet.“ Seit genau einem Jahr befinden sich die Beschäftigten an der Adolf-Kolping-Straße in Kurzarbeit.
Einst hatten rund 400 Menschen bei Megatech Industries in Waldbröl-Hermesdorf ihren Arbeitsplatz
Bis April 2016 war der Hermesdorfer Betrieb ein Zweig des einst in Morsbach-Lichtenberg ansässigen Unternehmens IBS Brocke, dann ging er in den Besitz der europäischen Megatech-Gruppe über. Damals haben dort 400 Menschen einen Arbeitsplatz, 170 davon sollen entlassen werden. „In den vergangenen 25 Jahren habe ich 13 Sozialpläne erstellt und zwei Insolvenzen miterlebt“, sagte zu jener Zeit Werner Kusel, damals und heute Chef der IG Metall in Oberberg, dieser Zeitung.
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Neben der Produktionsstätte in der Marktstadt hatte Megatech Industries zu jener Zeit zwei deutsche Werke von Toyota Boshoku (Hauptsitz in Aichi, Japan) übernommen, jetzt wechselt der Konzern selbst den Besitzer. Ausbleibende Aufträge und massive eingebrochene Umsätze werden seither als Grund für die Turbulenzen genannt.
„Noch können wir aber nicht abschätzen, was wirklich der Grund für den Verkauf nach Italien ist“, schildert Kusel. „Wir vermuten, dass die Banken dahinter stehen und einen massiven Druck auf die Konzernzentrale in Wien ausgeübt haben.“ Bisher sei die Kommunikation dazu sehr schlecht gelaufen, urteilt der Gewerkschafter. „Wir können nur hoffen, dass die neuen Eigentümer den Beschäftigten eine solide Perspektive für die Zukunft bieten.“ Ebenfalls betroffen, so Kusel, seien fast 50 weitere Megatech-Beschäftigte im oberbayerischen Feldkirchen.
In Hermesdorf hergestellt und vertrieben werden Innenraumteile für Fahrzeuge, darunter Säulenverkleidungen, Kofferraumauskleidungen und Kunststoffabdeckungen für die Sitzlehnen im Auto. Weltweit beschäftigte Megatech Industries zuletzt mehr als 3700 Mitarbeiter in den Werken und Büros an 16 Standorten auf drei Kontinenten. Die Waldbröler Produktionsstätte war einst ein Zweig des in Morsbach-Lichtenberg ansässigen Unternehmens IBS Brocke, selbst gegründet in den 1960er Jahren.