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Waldbröler MarktGastronom Guido Caputo übernimmt Traditionsstand

Lesezeit 3 Minuten

Nimmt Abschied vom Grillrost: Bernhard Müsse hat auf dem Waldbröler Markt die letzte Wurst gewendet.

Waldbröl – Es soll Menschen geben, die essen sie schon zum Frühstück. Tatsache ist: Wer eine Marktwurst will, der braucht Geduld. Immer. Kaum haben Bernhard Müsse und Jens Huland die Klappen an ihrem Imbisswagen hochgeschlagen, tummeln sich davor die Hungrigen. Denn wer auf dem Waldbröler Vieh- und Krammarkt keine Wurst gegessen hat, der ist einfach nicht dort gewesen.

Doch wenn am heutigen Donnerstag, 11. März, der Markt zum zweiten Mal nach der Corona-Auszeit öffnet, dann stehen nicht mehr Huland und Müsse an den Grillrosten: Nach zwölf Jahren und zwei Monaten haben sie den Wagen verkauft – der Waldbröler Kneipier und Gastronom Guido Caputo (45) übernimmt. Leicht fällt dem Duo das nicht. Es seien sowohl berufliche, als auch private Gründe, die zu diesem lange und wohl überlegten Schritten geführt hätten. Denn beide betreiben den Stand in der Freizeit, sie arbeiten für dasselbe Industrieunternehmen in Waldbröl.

Vollgas geben

„Wenn du’s machen willst, musst du immer Vollgas geben“, sagt Huland (54), der dem Markt seit seiner Lehrzeit bereits verbunden ist: „Damals schon habe ich dabei geholfen, die Stände aufzubauen“, verrät er. Und als die Wurstbude freigeworden sei, habe er sofort zugegriffen. Vor ihm hatte der mobile Imbiss bereits zwei Besitzer. „Ich konnte mir aber keinen anderen als meinen Kumpel Bernhard als Partner vorstellen“, lobt er den 60 Jahre alten Kompagnon. „Das war echt eine schöne Sache“, urteilt dieser. „Der Waldbröler Markt ist ja auch etwas Besonderes.“ Nun aber wolle er mehr Zeit für die Enkelkinder haben.

Zu haben ist die Ur-Marktwurst heute an zwei Ständen, nämlich bei Martina und Rainer Wannowius sowie eben bei Jens Huland und Bernhard Müsse. Wie alt ihr Stand ist, das wissen sie nicht so genau. „50 Jahre sind es mindestens, wenn nicht sogar schon 60“, überlegt Huland. Der weiße Grillwagen ist natürlich nicht so alt, die Männer haben ihn gekauft. Müsse: „Vorher hatten wir so eine Flatterbude.“

Ein Stück Kindheit

Für Nachfolger Caputo ist die Wurst indes ein leckeres Stück Kindheit: „Ich habe immer eine gegessen“, erinnert sich. „Denn das ist in Waldbröl Tradition“, sagt Caputo. Er weiß, dass er ein großes Erbe antritt. Und er verspricht, dass alles so bleibt, wie es ist. „So etwas darf man einfach nicht verändern.“ Das gelte auch für die hausgemachte Currysoße: Deren Rezept war bei jedem Lauf bisher inklusive, natürlich auch bei Huland und Müsse. „Wir haben es nur leicht verändert“, schildert Huland, ansonsten sagt er: „Alles andere ist streng geheim.“ Allein, dass beim Anrühren eine Menge Liebe im Spiel sei, gibt er Preis. „Und Wein – der kommt in den Koch.“

Hergestellt wird die Marktwurst heute in Siegen, aber nach Jahrzehnte altem Rezept aus Wildbergerhütte. Einen Darm hat die Wurst nicht: Sie wird in einem Kunststoffschlauch gegart, der vor dem Grillen entfernt wird. „Das nennt man Schäler“, erklärt Wurstmann Huland. „So bleibt die Wurst fest und beim Grillen grade, wird rundherum schön braun.“

Um 5 Uhr geht's los

Die Arbeit auf dem Markt hat für Huland und Müsse spätestens um 5 Uhr mit den Vorbereitungen begonnen. Aber nicht nur damit: „Wir beliefern Unternehmen in den Industriegebieten – diese Vorbestellungen kommen zuerst auf den Grill“, schildert Huland. „Eine Kollegin fährt die Würste dann raus.“

Neu-Eigentümer Caputo überlegt derweil, den Stand auch an einem anderen Tag in der Woche als Foodtruck in der Marktstadt aufzubauen. „Aber erst mal geht’s um den Markt.“ Seine Vorgänger freuen sich, dass sie wenigstens auf dem ersten Markt nach der Corona-Pause den Hunger stillen konnten.

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