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Wenn Sprechen nicht mehr funktioniertLindlarer Logopädin hilft nach Schlaganfällen

Lesezeit 4 Minuten

Die 42-jährige Logopädin Tina Keck ist für den Motivationspreis der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe nominiert.

Lindlar – Tina Keck hilft Menschen, das Sprechen neu zu erlernen. Menschen, die nach einem Schlaganfall oder einer Hirnblutung eine Sprachstörung haben. Manche können gar nicht mehr sprechen, andere leiden an einer Wortfindungsstörung. „So ein Schlaganfall ist ein furchtbarer Schicksalsschlag. Von einem Moment auf den anderen verändert sich das ganze Leben. Ich gehe dann mit den Patienten gemeinsam den Weg zurück ins Leben und begleite sie. Das zu dürfen, liebe ich an dem Job“, sagt Keck.

Für ihre Arbeit mit Schlaganfall-Patienten ist die Lindlarer Logopädin Tina Keck für den diesjährigen Motivationspreis der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe nominiert. Sie ist eine von 78 Nominierten.

Seit zwölf Jahren arbeitet sie im Logo-Zentrum

Seit zwölf Jahren hilft sie Menschen im Logo-Zentrum Lindlar ihre Sprache wiederzuerlangen. „Eine echte Schlaganfall-Heldin“, heißt es von der Deutschen Schlaganfall-Hilfe. Patienten aus ganz Deutschland, Österreich, der Schweiz und Teilen Luxemburgs kommen zu Tina Keck. Durch intensive Sprachtherapie erlernen sie hier wieder das Sprechen. Mehrere Wochen lang bekommen sie zwei bis vier Therapieeinheiten pro Tag.

„Die Arbeit mit den Patienten erfüllt mich“, sagt Keck. Deshalb sei die Nominierung für den Preis schon jetzt ein großes Kompliment für sie. Kecks Arbeitskollegen haben sie für den Preis bei der Stiftung vorgeschlagen. Dafür haben sie extra ein Video gedreht und Kecks Patienten vor die Kamera geholt. „Ich war unfassbar gerührt als ich das Video gesehen habe. Da haben mich Patienten vorgeschlagen, die ich seit Jahren nicht gesehen habe. Und auch welche, mit denen ich jetzt noch eng zusammenarbeite“, erinnert sich die 42-Jährige.

Tina Keck schwärmt für die Logopädie. Aber auch für sie ist die Arbeit mit Patienten manchmal eine Herausforderung, sagt sie. Als Logopädin sei es neben der fachlichen Arbeit wichtig, sich in den Patienten einzufühlen und Verständnis zu generieren. „Ich habe zum Beispiel Ingenieure vor mir sitzen, die vor dem Schlaganfall noch Vorträge gehalten haben. Jetzt lerne ich mit ihnen die Wörter Haus, Baum und Auto. Das ist nicht einfach“, sagt Keck. Aber Tina Keck sieht auch Erfolge in ihrer Arbeit. An einen Patienten erinnert sie sich besonders gut. Er war vor zehn Jahren bei ihr in Therapie. Wörter verstehen konnte er. Antworten jedoch kaum. „Und da sitzt er vor mir und macht mir klar, dass er auf dem 50. Geburtstag seiner Frau eine Rede halten möchte“, erinnert sich Keck. Für den Mann eine riesige Herausforderung. Doch Keck übt mit ihm sechs einfache Sätze. Zwei Stunden am Tag, vier Wochen lang. Einige Tage später hat Keck eine aufgewühlte Ehefrau am Telefon. „Sie hat geweint und sich bedankt. Ihr Mann hatte ihr eine Rede gehalten. Vor 50 Gästen. Und da musste ich vor Freude vielleicht auch ein bisschen mitweinen“, erzählt Keck.

Schon früh für die Logopädie entschieden

Ihr sei schon früh klar gewesen, dass sie ihr Weg in die Logopädie führen werde. Während ihr Vater wollte, dass sie das Elektrogeschäft der Familie übernimmt, entschied sich die gebürtige Baden-Württembergerin für ein freiwilliges soziales Jahr an der Uniklinik Freiburg. Dort lernte sie eine Logopädin kennen. Ab da war für die damals 20-Jährige klar, dass sie Logopädin werden will. „Das hat einfach Sinn ergeben. Ich mochte die Arbeit mit Menschen und ich habe mich schon in der Schule für Sprache und Kommunikation interessiert. Es hat einfach zusammengepasst“, erinnert sich Keck. Für ihr Studium ging sie in die Niederlande. Dort arbeitete sie nach ihrem Studium auch als Dozentin.

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Besonders spannend fand sie schon damals die Arbeit mit Aphasie-Patienten. „Also Menschen, die eine Sprachstörung erst durch einen Schlaganfall oder eine Hirnblutung erwerben“, erklärt sie. „Da war der Platz im Logo-Zentrum natürlich ein Traumjob. Hier liegt der Fokus klar auf der Intensivtherapie bei Aphasie. Und das nach den besten wissenschaftlichen Erkenntnissen“, sagt Keck.

Dankbarkeit als schönster

Preis für die Arbeit

Im Logo-Zentrum ist Keck nicht mehr wegzudenken. „Die herausragende Wirksamkeit intensiver Aphasie-Therapie kommt jeder aphasischen Person zugute. Dafür setzt sich Tina Keck seit Jahren engagiert und fachlich höchstqualifiziert ein“, heißt es von Volker Middeldorf. Er gründete das Logo-Zentrum 1991. Ob es bei Tina Keck auch für den Motivationspreis 2022 reicht, entscheidet sich am 21. Oktober. Den größten Preis erhalte sie jedoch schon jetzt von ihren Patienten. „Diese Dankbarkeit ist eigentlich das Schönste, was man für seine Arbeit bekommen kann“, sagt Tina Keck.