Natur ist nicht gratisÖkologische Begrünung in Wiehl findet nicht nur Beifall
Wiehl – Wie grün soll der öffentliche Raum sein? Und wie viel darf das kosten? In dieser Frage gab es im Bauausschuss des Wiehler Stadtrats nun eine Kontroverse. Konkret ging es um eine kleine Straßenecke in Oberbantenberg. Für die Pflanzung von Bäumen, das Anlegen von Wildblumenwiesen und ähnliche Maßnahmen wurden der Stadt im vergangenen Jahr 76 470 Euro aus dem Landesfördertopf zur „Schaffung, Erhaltung, Wiederherstellung und Verbesserung von grüner Infrastruktur“ zugesprochen.
Bezahlt wird davon unter anderem die Pflanzung von 26 Bäumen zwischen Jennecken und Hillerscheid sowie die Bepflanzung rund um den Dorfplatz in Siefen. Am Bomiger Feuerwehrhaus, an zwei Stellen in Marienhagen sowie am neuen Retentionsraum des Wiehlflusses in Oberwiehl wurden Wildblumen ausgesät. Das Land fördert auch die Anschaffung des Geräts, das zur Pflege der Blühstreifen erforderlich ist.
Verzicht auf Spritzmittel und Totholz
Die Stadt mäht allerdings ohnehin seltener, vor allem, wenn es die Verkehrssicherheit erfordert. Die Gärtnerkolonne des Bauhofes lässt Totholz auch mal liegen und verzichtet auf Spritzmittel. Um Beschwerden vorzubeugen, erläuterte Fachbereichsleiter Pascal Hilgenberg, habe man Schilder mit dem Hinweis „Wiehl blüht auf“ aufgestellt, die den Anwohnern zeigen, dass der Wildwuchs beabsichtigt ist.
Im Bauausschuss dankte Hilgenberg Landwirten und Dorfgemeinschaften für ihre Unterstützung bei dem Unterfangen, die Stadt naturnah umzugestalten. Vom Vorsitzenden des Oberbantenberger Heimatvereins, Peter Kesehage, der für die CDU im Stadtrat sitzt, gab es aber Kritik. Bei ihm stehe das Telefon nicht mehr still, seit die Stadt eine Schotterfläche an der Straße Am Plutenhöfchen begrünt habe. „Nur 100 Meter weiter liegt der Spielplatz, wo man mit weniger Aufwand etwas hätte pflanzen können.“ Das Geld hätte die Stadt sinnvoller für einen Eimer Farbe eingesetzt, um damit ein Klassenzimmer der Sekundarschule zu streichen.
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Fachbereichsleiter Hilgenberg berichtete auf Kesehages Kritik, dass die Stadt an dieser Stelle 4000 Euro aus eigenen Haushaltsmitteln ausgegeben habe. „Wir können uns nicht gegen private Schottergärten aussprechen, wenn wir nicht mit gutem Beispiel vorangehen.“ Zuspruch bekam er von Barbara Degener (Grüne): „Ich finde es richtig, dass wir den Leuten zeigen: Es geht auch anders.“
Hilgenberg kündigte an, dass die Stadt weitere Förderanträge für naturnahe Grünflächen stellen werde. In Frage komme etwa der Nösnerlandpark in Drabenderhöhe und der Oberwiehler Schulgarten.