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Hauptschule BielsteinWiedersehen in Wiehl nach fünf Jahrzehnten

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Wiedersehen nach fünf Jahrzehnten: In der Nümbrechter Gaststätte „Holsteins Mühle“ traf sich der Abschlussjahrgang 1974 der früheren Hauptschule in Wiehl-Bielstein.

Wiedersehen nach fünf Jahrzehnten: In der Nümbrechter Gaststätte „Holsteins Mühle“ traf sich der Abschlussjahrgang 1974 der früheren Hauptschule in Wiehl-Bielstein.

21 Schülerinnen und Schüler aus dem Abschlussjahrgang 1974 tauschten in Nümbrecht Erinnerungen aus. Viele hatten lange Anreisen hinter sich.

Manche begegnen sich noch ab und zu in Wiehl oder in der Umgebung, andere sahen sich nach einigen Jahren bei diesem Klassentreffen erstmals wieder: Zum 50. Jahrestag ihres Schulabschlusses an der damaligen Hauptschule Bielstein reisten jetzt 21 Ehemalige aus Oberberg und anderen Regionen in Deutschland nach Nümbrecht.

„Unser letzter Schultag war der 24. Juli 1974“, erinnerte sich Johann Günther Baier. Der Drabenderhöher hatte bereits vor fünf Jahren eine Zusammenkunft organisiert und dafür akribische Detektivarbeit geleistet: „Manche Klassenkameraden habe ich in Internetforen, bei Facebook oder mit einem Aufruf in der Siebenbürger Zeitung gesucht.“

Damals waren sie 24 Schülerinnen und Schüler, die nach der zehnten Klasse die Schule in Wiehl-Bielstein verließen. „Sie waren der erste Jahrgang, der die Hauptschule mit der zehnten Klasse und damit auch mit der Mittleren Reife abschließen konnte“, erklärte ihr ehemaliger Klassenlehrer Rolf Baldsiefen. Der 81 Jahre alte Pensionär aus Bielstein war bei dem Treffen ebenso dabei wie Gerhard Schmalenbach, der mittlerweile 87 Jahre alte Mathe-Lehrer der Klasse.

Dem Bielsteiner Lehrer gedankt für die Hilfe auf dem Weg ins Leben

„Als erstes bin ich zu Herrn Baldsiefen gegangen und habe mich bei ihm dafür bedankt, dass er mir den Weg ins Leben so gut geebnet hat“, erzählte Achim Speitmann beim Treffen in Nümbrecht. Sein ehemaliger Schulkamerad Günther Hinzel konnte dem nur beipflichten: „Wir haben eine Menge gelernt, und ich erinnere mich vor allem an die Inhalte der Bücher, die damals Pflichtlektüre waren.“ Dass Lehrer Baldsiefen damals mit ihnen etwa „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque durchgenommen habe, sei zur damaligen Zeit ein Novum gewesen, stimmte ihm Achim Speitmann zu.

Meist seien sie in jungen Jahren zu dritt unterwegs gewesen, schilderten der hauptberufliche Fotograf Achim Speitmann und der Fachmann für Werbetechnik und Siebdruck Günther Hinzel. Mit den beiden in Oberberg lebenden Ehemaligen saß daher der Dritte im Bund mit am Tisch in der Nümbrechter Gaststätte „Holsteins Mühle“: Der pensionierte Sozialpädagoge Hans-Werner Wendel war aus Korbach in Nordhessen angereist und hatte auf seiner Anfahrt vergeblich die Tankstelle in Bielstein gesucht. „An ihrer Stelle steht jetzt ein Supermarkt.“

Enkelkinder wollen nicht glauben, dass der Opa aus Bielstein einst lange Haare hatte

Die drei erzählten vom Besuch vieler Waldfeste, dem von ihnen selbstverwalteten Jugendzentrum mitten in Wiehl, dem „Stoppt Strauß“-Aufkleber und den damaligen Frisuren. „Meine Enkel glauben mir kaum, dass ich längere Haare hatte als sie jetzt“, verriet Günther Hinzel.

Beweisen ließ sich das in Nümbrecht allerdings mit dem Fotoalbum, das Johann Günther Baier mitgebracht hatte. Die Bilder von der Klassenfahrt an den Timmendorfer Strand zeigen Jugendliche mit schulterlangen Haaren und langen Koteletten. „Ich war der Einzige, der damals fotografiert hat, das war schon damals mein Hobby“, berichtete Baier, der in Drabenderhöhe ein Fachgeschäft für Radio und Fernsehen führte.

„Heute fragen die jungen Auszubildenden direkt nach dem W-Lan und ob sie aus dem Dienst bei Instagram posten dürfen“, ergänzte der Ehemalige Christoph Buik. Der pensionierte Polizeibeamte ist wohl am weitesten in der Welt herumgekommen: Er diente unter anderem der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OEZD) und den Vereinten Nationen und war dafür im Einsatz in Somalia, im Kosovo, in New York oder in Kenia.

Digitalisiert sind aber auch die Ehemaligen und mittlerweile Mittsechziger von 1974: Sie haben einen Klassen-Chat bei einem Online-Nachrichtendienst – und damit sei das nächste Treffen ganz einfach zu organisieren, waren sie sich sicher.