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Ausflug ins IdyllWieso sich ein Besuch im Nümbrechter Nutzgarten lohnt

Lesezeit 3 Minuten

Ein Idyll, das genau so klingt, wie man es sich vorstellt.

Nümbrecht – Bachgeplätscher, Vogelzwitschern, hinter der Scheune kräht ein Hahn: viel mehr Idylle geht kaum. Der Nutzgarten, den Georg Bee unterhalb des Nümbrechter Ortskerns anlegt, ist der perfekte optische Hintergrund zur Tonkulisse. Und wie bestellt landet ein Kleiber im alten Apfelbaum.

Der 56-Jährige gestaltet seit gut einem Jahr seinen Garten und ein angrenzendes Stück Land, das der Gemeinde gehört und das er nutzen darf, um. Auf rund 3500 Quadratmetern soll ein alter Nutzgarten entstehen, der zugleich artenreiches Biotop sein soll und nach seiner Fertigstellung öffentlich zugänglich sein wird. Wobei Führungen für Gruppen aus Schulen oder Kindergärten nach Absprache schon jetzt möglich sind.

Georg Bee (56) arbeitet seit über einem Jahr in Nümbrecht im und an dem Nutzgarten, der einmal öffentlich zugänglich sein soll.

Binnen eines guten Jahres hat sich dort allerhand entwickelt. „Die Zahl der Insekten hat sich merklich vergrößert und im Boden ist auch viel los“, erklärt Bee. Manche seiner krabbelnden Nachbarn musste er zur Bestimmung selber erst nachschlagen.

Auch baulich hat sich einiges getan. Der alte Brunnen aus Grauwacke-Bruchsteinen ist instand gesetzt und dient als Anschauungsobjekt ebenso wie ein kleiner Garten mit Alltagsstauden, die man aus der Maulwurfperspektive anschauen kann, weil sie oberhalb einer Mauer wachsen. Es handelt sich eben um einen pädagogischen Garten, wobei Bee selber auch immer dazulernt.

Führungen für Gruppen aus Schulen oder Kindergärten sind schon jetzt möglich.

Demnächst kommt ein historischer Schuppen dazu, den er in der Nähe von Overath von einem Künstler-Ehepaar erworben hat. Darüber hinaus gibt es ausreichend Pläne und Ideen für noch mehr Erweiterungen – etwa den Umbau der alten Schreinerei hinter dem Wohnhaus der Bees zu einem Gewächshaus mit einem Schulungsraum in der oberen Etage.

Der Garten ist inzwischen in sechs Themen-Zonen aufgeteilt.

Informationen dazu kann man sich dank der jeweiligen Schilder mit QR-Codes direkt aufs Smartphone laden. Georg Bee, der nach drei Schlaganfällen den Lehrerberuf an den Nagel hängen musste, hofft, dass die Besucher Erkenntnisse gewinnen, die im besten Fall über das Kennenlernen zuvor unbekannter Pflanzen hinausgehen.

Anstoß- und Ideengeber

Vieles fliege heute nur oberflächlich an uns vorbei, bemängelt er – „ohne die Intensität zu erzeugen, die wir eigentlich brauchen, damit wir uns wohlfühlen“. Genau diese Intensität hofft er, vermitteln zu können. Und sei es, dass Besucher am Ende des Spaziergangs einfach auf einer Bank ausruhen und sich die Zeit nehmen, den Hühnern zuzusehen.

Auf rund 3500 Quadratmetern soll ein alter Nutzgarten entstehen.

Bee möchte auch auf Probleme aufmerksam machen und zugleich Lösungen anbieten, über die die Gartenflaneure zumindest nachdenken können. Schlechte Qualität von Lebensmitteln wäre da ein Thema, das dem Nümbrechter am Herzen liegt. Oder die Frage, wie es eigentlich möglich ist, dass uns ganzjährig sämtliche Lebensmittel zur Verfügung stehen – und was diese Tatsache bedeutet. Zwar versteht der ausgebildete Bildhauer die Gartengestaltung auch „ein bisschen als bildhauerische Arbeit“, aber sein eigentlicher Appell lautet: Im Kleinen könne jeder etwas tun. Bee möchte all denen Ideen liefern, die der Natur im Kleinen eine Chance geben wollen, die zwecks Verzehr ihr eigenes Obst und Gemüse anbauen möchten.

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„Andere werden bessere Gartenlösungen finden als ich“, ist Georg Bee sicher. Aber das findet er auch in Ordnung, er sieht sich eher als einen Anstoßgeber. „Und das sind nicht die, die es am besten machen.“