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Helfer in NotWipperfürther Bruno Steinbach wird 80

Lesezeit 3 Minuten

Damit aus Trödel Hoffnung wird, lautet das Motto des Hoftrödels Bengelshagen.

Wipperfürth – Mit dem Pferdefuhrwerk ist er als kleiner Junge mit seinem Vater nach Wipperfürth gefahren, um Ziegel zu besorgen. Dort hat er sie gesehen, die Flüchtlinge, die der Zweite Weltkrieg dort angespült hatte, wo heute ein Eisenbahnwagon an jene finstere Zeit erinnert. Den Hunger hat er gesehen, das Elend und die Not. Diese Erfahrung, so vermutet Bruno Steinbach, habe den Grundstein gelegt für sein späteres soziales Engagement.

Der Gründer des Bengelshagener Hoftrödels wird am heutigen Montag 80 Jahre alt. Auf eben jenem Hof in Bengelshagen kam Bruno Steinbach am 18. Januar 1941 zur Welt, dort ist er zur Schule gegangen, dort hat er 1970 sein Tiefbauunternehmen gegründet und 35 Jahre lang betrieben. 1965 heiratete er seine Frau Christel, die 1999 verstarb. Bruno Steinbach hat zwei Kinder und vier Enkel im Alter zwischen 8 und 26 Jahren.

Seinen 80. Geburtstag feiert Bruno Steinbach heute.

2005 nahm er Abschied von Bengelshagen und baute ein Haus in Scheel, wo er bis heute lebt. Aber es war kein Abschied für immer, denn der Hof und der mit ihm verbundene Trödel bilden seit jener Zeit das Zentrum seines Schaffens, seines Engagements für Menschen in Not.

2004 reiste Bruno Steinbach mit dem befreundeten Pfarrer Josef Prinz, der sich seinerzeit für das Hilfswerk OPAM engagierte, nach Uganda und dort war es wieder: Das Elend, der Hunger und die Not. „Wir kamen an ein Krankenhaus, das waren Hütten, da dürften Sie bei uns keine Hühner drin halten“, erzählt Steinbach. Und sein erster Gedanke war: „Hier muss man etwas tun“. Schon damals engagierte er sich für den Verein „Lichtbrücke“ in Engelskirchen, der Trödel für den guten Zweck verkaufte und es bis heute tut.

Kleiderspende

Kleiderspenden für die Ukraine können im Hof in Bengelshagen abgegeben werden, am besten nach telefonischer Anmeldung bei Bruno Steinbach unter Telefon 0 22 66/ 901 98 20.

Doch der gespendete Trödel wurde immer mehr, die Engelskirchener wussten nicht mehr, wohin damit und eine kleine Annonce für einen „Scheunentrödel“ in Reichshof brachte ihn auf die Idee. „Ich habe ja 2005 mein Unternehmen aufgegeben, ich hatte Platz in meiner Lagerhalle in Bengelshagen“. So wurde der Hoftrödel geboren, seitdem wird, wie das Motto der rund 30 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer rund um Bruno Steinbach lautet, „aus Trödel Hoffnung“.

Krankenhäuser und Schulen gebaut

Zwölf Mal ist er seitdem in Afrika gewesen, hat Krankenhäuser gebaut und Schulen, ein Mädchenhaus für verwahrloste Kinder, hat Kirchendächer reparieren lassen, sich um sauberes Trinkwasser gekümmert und darum, dass Lehrerinnen und Lehrer bezahlt werden. Alles mit dem Erlös des Bengelshagener Hoftrödels und auch mit eigenem Geld. 500 bis 600 Besucher zog es zuletzt Monat für Monat in den kleinen Ort, doch das war vor Corona. „Das spüren wir natürlich deutlich bei den Einnahmen“, erzählt der Jubilar.

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Aber Aufgeben ist keine Option, die Not macht ja auch keine Pause. Zusätzlich zu seinem Engagement für Uganda kümmert er sich aktuell auch um Kleiderspenden für Menschen in der Ukraine. Eine große Feier hat ihm das Virus natürlich auch verhagelt. „Normalerweise hätte ich einen Saal gemietet, alleine schon wegen meiner 30 Ehrenamtler“, so Steinbach. So wird der runde Geburtstag eben im allerengsten Familienkreis begangen, auch nicht so schlimm. Eine Sache nervt ihn aber schon an Corona. Der 80-Jährige hält sich fit mit Kaminholz machen und mit seinem neuen großen Hobby, dem E-Bike fahren. Zusammen mit Gleichgesinnten hat er in der Vergangenheit viele Touren gemacht, an der Ahr und an der Mosel. „Das ist natürlich im Moment nicht möglich“.