Investition in GeflügelSo geht es im „Hühnerhotel“ der Raffelsiepers zu
- In der Corona-Pause gehen einigen Kindern schon mal die Freizeitbeschäftigungen aus. Schließlich herrschen besondere Umstände.
- Die Geschwister Lisa, Lutz und Anna Raffelsieper haben die Zeit genutzt, um einen mobilen Hühnerstall zu bauen.
- Was sich die Teenager haben einfallen lassen und wie es im „Hühnerhotel“ zugeht.
Wegerhof – „Willste’n Ei? Komm vorbei!“ Der Erfinder dieses coolen Werbeslogans heißt Lutz Raffelsieper und ist 14 Jahre alt. Gemeinsam mit seinen Schwestern Anna (16) und Lisa (17) hat er die Corona-Pause auf ganz besondere Art genutzt. Den Kids war langweilig und so beschlossen sie kurzerhand, ein Hühnerhotel für 150 Tiere zu bauen. So etwas kann man zwar auch kaufen, ist aber nicht ganz billig.
Deshalb entschlossen sie sich zum Eigenbau. Papa Heinz Raffelsieper, einer der größten Milchbauern in der Region, hatte noch einen alten Container rumstehen, der bildete die Basis. Zunächst musste der Eisenkasten entrümpelt werden, er war irgendwann als Wohncontainer genutzt worden. Das war schon mal eine ganz schöne Maloche, zumal Lisa im Abitur steckte und – zumindest bei den groben Vorarbeiten – nur bedingt helfen konnte.
Auch Technik im Stall
Danach wurde er mit feinster technischer Raffinesse ausgestattet. Automatische Wasserspender, Legeboxen, ein 300 Liter Wassertank (selbst gebastelt) unter der Decke. Die Tür für die Hühner schließt sich bei Sonnenuntergang automatisch, ebenso öffnet sie sich beim ersten Sonnenstrahl, angetrieben wird das Ganze durch Solarenergie vom Dach.
Papa konnte um Rat gefragt werden, wenn es mal nicht weiterging, aber geplant, recherchiert, getüftelt und geschuftet haben Anna, Lisa und Lutz. Das Gestell mit den Hühnerstangen (auch selbst gebastelt) kann mit einer Handkurbel nach oben gefahren werden, damit man beim Ausmisten nicht unter den Stangen rumkrabbeln muss. So kann der Stall bequem ausgefegt werden, was alle acht bis zehn Tage passiert. Bei der Gelegenheit wird der komplette Container mit dem Radlader um ein paar Meter versetzt, auf ein frisches Stück Wiese, denn in diesem Zeitraum hat das liebe Federvieh seine Parzelle kahlgefressen und plattgetrampelt.
Der Container steht auf vier höhenverstellbaren Stelzen. Man könnte ihn auch einfach auf den Boden stellen, aber erstens können sich so die Hühner prima darunter verstecken und zweitens wird die Wiese an der Stelle nicht platt gedrückt. So wandert der Stall durchs Gelände und wenn er wieder an seinem Ursprungsort angelangt ist, hat sich dort das Gras erholt. Im Hause Raffelsieper kennt man keine Probleme, nur Lösungen.
Kürzlich war es nun so weit, nach zwei Monaten harter Arbeit konnten 150 „gebrauchte“ Hühner ihr neues Zuhause beziehen und mit dem Eierlegen beginnen. Die Eier, etwa 100 am Tag aus „mobiler Freilandhaltung“, was laut Lisa die optimale Art ist, ein Huhn zu halten, verkaufen die drei auf eigene Rechnung.
Heinz Raffelsieper betont, dass es das Projekt der Kinder sei, schließlich haben sie es auch vorfinanziert. Es gibt ein „Eierkonto“ aus dem Erlös des bisherigen Verkaufes, denn die Raffelsieper-Kinder sind im Hühnergeschäft alte Hasen. Seit drei Jahren verkaufen sie Eier.
Bisher hatten sie 50 Hühner, nun sind es eben 200 und was die legen, gehört den Kids. Und wird investiert. Bisher lief der Verkauf so, dass die Eier in Kartons in einer winzigen Hütte am Wegesrand deponiert wurden, wer wollte, nahm sich welche weg und legte das Geld passend in ein Schälchen. So weit, so ehrlich. Waren keine Eier mehr da, war Ende.
Und das passierte in letzter Zeit immer häufiger, deshalb auch die Idee mit dem neuen, größeren Hühnerhotel. Und die neue Größe erfordert auch neue Vermarktungswege, also haben Anna, Lisa und Lutz ganz nebenbei auch noch eine massive Holzhütte gebaut und einen „Regiomat“ angeschafft, der in der Hütte Platz finden soll. Über diesen Apparat können nun per Münzeinwurf Eier erworben werden, und zwar Tag und Nacht und gekühlt.
Angefangen hat es mit der Liebe zum Gefiederten vor sieben Jahren, da bekam jedes der Kinder ein Huhn zu Weihnachten. Im Laufe der Jahre sind dann immer mehr aus verschiedenen Rassen dazugekommen, darunter auch solche, die auf der Roten Liste für bedrohte Tierarten stehen. Und das ist auch der Plan für die Zukunft, erklärt Lisa.
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Die 150 neu erworbenen Hühner legen nur braune Eier. Andere Hühner legen andere Farben, es gibt weiße, schwarze und sogar grüne Eier. Anna, Lisa und Lutz sind überzeugt davon, dass die Zukunft des Eies in der Vielfalt liegt und in die wollen sie investieren. So geht Nachhaltigkeit.