Zurück zum Bahnhof ZooGummersbacher Kulturwerkstatt 32 erzählt düstere Geschichte
Gummersbach – Es ist nicht gerade ein leichter Stoff, mit sich dem die Jungen Erwachsenen der Kulturwerkstatt 32 gerade beschäftigen. Voraussichtlich Anfang des kommenden Jahres wollen die Schauspielerinnen und Schauspieler das Stück „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ auf die Studiobühne der Gummersbacher Halle 32 bringen.
Die Geschichte der drogensüchtigen Jugendlichen Christiane F. im Berlin der 1970er Jahre erschütterte vor mehr als 40 Jahren unzählige Leser des autobiografischen Buches. Christianes Geschichte, die schonungslos von Heroinabhängigkeit, Trostlosigkeit und dem Berliner Kinderstrich erzählt, wurde damals unter anderem von einem Journalisten des Hamburger Magazins „Stern“ aufgezeichnet.
Ein paar neue Szenen
Zu diesem Journalisten, dem Berliner Horst Rieck, hat Regisseurin Sabrina Schultheis Kontakt aufgenommen. Denn innerhalb der Theatergruppe war der Wunsch aufgekommen, Christianes Geschichte zu erzählen. Nur gab es kein entsprechendes Stück. Also kontaktierte Sabrina Schultheis dann Horst Rieck, der ihr im Zuge eines Telefongesprächs gestattete, aus dem Bestseller ein Stück zu formen. Und das sogar kostenfrei, wie die Regisseurin begeistert berichtet: „Ich hatte das Okay aus Berlin, habe das Buch noch einmal intensiv gelesen und zu den prägenden Figuren Rollen verfasst.“ Dem Zeitlimit eines Theaterstücks geschuldet, wurde die Geschichte gestrafft.
Das könnte Sie auch interessieren:
Es gibt ein paar neue Szenen, Texte aus dem Off und Charaktere wurden zusammengefasst. Im Bühnenstück der Gummersbacher erzählt nun Christiane, gespielt von Julia Steinhoff, rückblickend ihre düstere Geschichte. Den Part ihres Freundes Detlef hat Dennis Koch übernommen, der zwar noch nicht lange schauspielert, sich die Rolle aber zutraut.
Warum keine Komödie?
Julia Steinhoff ist im wahren Leben Psychologin und sagt, dass sie Geschichten im Hinblick auf Drogensucht durchaus kennt. „Die Figur der Christiane ist eine spannende Herausforderung, da ich mich mit ihrer Art nicht wirklich identifizieren kann“, sagt sie und ergänzt: „Ich agiere eher zielgerichtet und lösungsorientiert – nicht so naiv.“ Allerdings sei es eine Rolle, die sehr viele Emotionen wecke, gibt die Schauspielerin zu. Gerade die Szenen, in denen sich die 15-jährige Christiane prostituiert, sind schwierig: „Selbst auf der Bühne ist es nicht angenehm, wie ein Stück Fleisch behandelt zu werden.“
Sabrina Schultheis begründet das damit, dass das Thema Drogensucht immer aktuell ist. „Auch wir fragen uns jedes Mal, wenn wir die Texte lesen und sprechen, wie es so weit kommen kann. Vor so etwas darf man auch in einer Pandemie nicht die Augen verschließen.“ Und einen großen Luxus haben sich die Jungen Erwachsenen übrigens auch geleistet: Die Musik von David Bowie, die im Originalbuch und in Christianes Leben eine große Rolle spielte, wird auf der Studiobühne zu hören sein. „Die Gema-Gebühren nehmen wir gerne in Kauf“, betont die Regisseurin. Premiere ist vermutlich im Januar.