U-17-Trainer Philipp Kaß im Interview„Fortuna Köln hat Sensationelles geleistet“
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Köln – Der vorzeitige und in souveräner Manier erreichte Klassenerhalt des SC Fortuna Köln in der B-Junioren-Bundesliga West gleicht einem Meisterstück. 22 Punkte aus 14 Spielen erspielte sich die Mannschaft aus der Kölner Südstadt. Eine überragende Bilanz für ein Team, das unmittelbar vor Saisonbeginn noch heftigen Turbulenzen ausgesetzt war. Der Trainer, der hinter diesem Erfolg steht, ist Philipp Kaß (37).
Herr Kaß, als Sie im Sommer des vergangenen Jahres in der Südstadt vorgestellt wurden, war die Welt noch in Ordnung.
Das ist so. Wir hatten mit den Planungen früh begonnen und einen extrem guten Kader beisammen. Ein Monster von einem Kader, wie ich finde. Kurz vor Toresschluss war davon nicht mehr viel übrig.
Wichtige Spieler, die in meinen Überlegungen eine zentrale Rolle gespielt haben, haben einen Wechsel vorgezogen. Drei von ihnen spielen inzwischen für den 1. FC Köln, die anderen sind zur Viktoria, Fortuna Düsseldorf, Dynamo Dresden und zum Bonner SC gewechselt. Das war schon ein Schock und schmerzlich, aber leider nicht zu ändern. Aus der Not haben wir dann eine Tugend gemacht. Ziel war es, Spieler zu holen, die eine starke Mentalität mitbringen und Bock darauf haben, etwas für unsere Verhältnisse eigentlich Unmögliches zu vollbringen.
Wofür Sie im Grunde sogar jetzt noch zwei Spieltage Zeit gehabt hätten?
Deshalb ist das nach 14 von 16 Spieltagen Erreichte schon unglaublich. Die Mannschaft hat Sensationelles geleistet. Intensität und Leistungsbereitschaft waren immens. Das Team hat sich sieben Siege als Ziel gesetzt. Darunter einen Erfolg gegen einen Favoriten. Mit dem 2:1 gegen den VfL Bochum hat sie auch das geschafft.
Fortuna ist Tabellensechster. Elf Teams stehen hinter ihnen, sechs davon aus den mit teilweise enormen Mitteln ausgestatteten Nachwuchsleistungszentren (NLZ). Haben Sie dafür eine Erklärung?
Unser Spiel ist klar definiert. Es geht nicht darum, schön, sondern erfolgreich zu spielen. Wir wissen, was wir können und wo unsere Defizite liegen. Wir sind eine Mannschaft, die den Gegner früh beschäftigt, eine ziemlich gute athletische Verfassung mitbringt, eine unfassbare Mentalität besitzt und inzwischen auch bei Standardsituationen gefährlich ist. Zudem haben wir mit den Co-Trainern Ludwig Lippold und Niko Janssen, Torwarttrainer Frank Vollberg und Athletiktrainerin Lisa Schaake ein überragendes Trainerteam.
Dennoch stellen Sie Ihr Traineramt bei Fortuna am 30. Juni zur Verfügung. Warum?
In den bisherigen vier Spielzeiten ging es mit meinen Mannschaften in der B-Junioren-Bundesliga West immer gegen den Abstieg. Eine weitere Spielzeit Abstiegskampf fällt mir schwer. Am Ende geht es aber auch um meine persönliche Entwicklung.
Vielleicht an anderer Stelle. Alles ist möglich. Bei Fortuna oder bei einem anderen Klub. Ich lasse es auf mich zukommen.
Eines ihrer nächsten größeren Vorhaben ist die Ausbildung zum Fußballlehrer.
Das stimmt. Leider hat es bislang trotz bestandenen Eignungsprüfungen nicht für einen Platz im Lehrgang gereicht. Das mein Karriereweg atypisch ist, mag ja sein. Aber dass er nicht gut genug für die Fußballlehrer-Ausbildung ist, verweise ich ins Reich der Fabeln. Es ist doch schwieriger mit einem Abstiegskandidaten das dritte Jahr in Folge den Klassenerhalt zu schaffen, als mit U-17-Teams von Dortmund, Leverkusen oder Köln eine gute Rolle zu spielen. Dass der DFB sich auf die Fahne geschrieben hat, individuelle Karrierewege zu fördern, trifft in meinem Fall leider nicht zu. Ich empfehle, dass sich die DFB-Ausbilder einmal die Tabelle der B-Junioren-Bundesliga zu Gemüte führen (lacht). Dass mein Team so weit oben rangiert, hat nichts mit Glück oder Zufall zu tun, sondern mit Talent und Können auf der Trainerposition.