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100. Geburtstag von Gottfried BöhmFestakt 40 Jahre Bürgerhaus Bergischer Löwe

Lesezeit 3 Minuten

 Heute aus der Vogelperspektive. Links hinten: der Altbau von Ludwig Bopp.

Bergisch Gladbach – Eine fast ausgelassene Stimmung herrschte beim Festakt zum 40-jährigen Bestehen des Bürgerhaus Bergischer Löwe, dessen Schöpfer, der Architekt Gottfried Böhm, im Januar seinen 100. Geburtstag feierte. Unter den Gästen Bürgermeister Lutz Urbach, sein Nachfolger Frank Stein und Kreiskulturdezernenten Charlotte Loesch– Sie alle verbinden besondere Eindrücke mit dem Bürgerhaus oder das Interesse, viel über diesen städtebaulichen Akzent in der Innenstadt zu erfahren.

Urbach erinnert sich an die Zeiten, in denen er als Bürgermeister auf der Bühne die Tollitäten proklamieren konnte. „Wo sitze ich in der nächsten Session?“ fragte er wehmütig in die Runde. Dem Pianisten Roman Salyutov, der mit der Violinistin Anastasia Fridmann und dem Cellisten Lev Gordin den kammermusikalischen Teil gestaltete, hingegen ist der Theatersaal ans Herz gewachsen mit den sinfonischen Konzerten und der Eigenproduktion von Mozarts „Don Giovanni“.

Doch seit Ausbruch der Pandemie sei alles anders, formulierte „Löwen“-Geschäftsführer Norbert Pfennings, der die Gäste anhielt, auch auf den Sitzen die Masken zu tragen. Aber es gehe wieder voran – Veranstaltungen zum Tag des Denkmals, das Kultkino, dieser Festakt und sogar Kabarett seien wieder möglich unter strengen Vorsichtsmaßnahmen.

Geschichte des Bergischen Löwen

„Dies ist heute auch ein besonderer Abend für die Bürger“, meinte er zur Jubiläumsfeier. „Seit zehn Jahren hat sich das Bewusstsein für die Besonderheit des Bürgerhauses sehr geändert.“

In ihrem Vortrag über die Geschichte des Bergischen Löwen zitierte Nadja Fröhlich, wissenschaftliche Mitarbeiterin im LVR-Amt für Denkmalpflege, gar die Ablehnung der Gladbacher für das moderne Gebäude mit der Metallfassade. „Als 1978 der Rohbau stand, hoffte die Bevölkerung, der Bau mit den Schießscharten solle bald rosten.“ Doch längst haben die Kreisstädter das Alleinstellungsmerkmal ihres Bergischen Löwen erkennt.

Multifunktionales Haus

„Es ist ein konsequent durchkomponiertes Gesamtkunstwerk, das Böhms Liebe zum Detail und seinen Formenreichtum offenbart: Runde Fahrstuhltürme mit außen verlaufenden Wendeltreppen, Säle, die wie Plätze konzipiert sind, ineinander fließende Räume sowie illusionistische Malereien“, erläuterte die Denkmalexpertin. Doch von den Plänen, die Türen für die Menschen immer geöffnet zu halten, sie in den Sitznischen und Foyers auch Halma, Schach und Mau-Mau spielen zu lassen, wurde nichts umgesetzt.

Der Bergische Löwe beim Richtfest des Böhm-Neubaus 1978.

Doch verfügt das multifunktionale Haus über den großen Saal mit der Theaterbühne und absenkbarem Orchestergraben, den Spiegelsaal und Räume für Aufführungen Kongresse, Feiern und Märkte.

Denkmalliste

Doch fast wäre der Böhmbau, der das historische, erste Bürgerhaus des Architekten Ludwig Bopp ergänzt und teilweise ersetzt, gar nicht entstanden. Anfang der 1970er Jahre unterbreitete die Berliner Bauunternehmerin Sigrid Kressmann-Zschach (1929-1990) der Stadt Pläne für die Überbauung der Stadtmitte, die jedoch einem Konkurs zum Opfer fielen, noch bevor die Stadt in Vorleistung gehen musste.

Kurz vor der „Geburtstagsfeier“ des Löwen: (v.l.) Geschäftsführer Norbert Pfennings, Festrednerin Nadja Fröhlich vom LVR-Amt für Denkmalpflege und Bürgermeister Lutz Urbach.

Danach widmete sich Baulöwe Franz Weissenberger (1938-2014) ähnlichen Mammutgebilden, die jedoch am massiven Widerstand scheiterten. „Entschlossene Planer, Bürger und Politiker setzten der Abrisswelle in den Altstädten zunehmend ein Ende“, so Fröhlich.

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Bei der anschließenden Ausschreibung kam Gottfried Böhm zum Zuge, musste aber die geplanten sieben Geschosse reduzieren. Die Eintragung in die Denkmalliste sei jetzt unter Dach und Fach. „Erfreulicherweise teilt die Stadt die Auffassung, dass der gesamte Bergische Löwe ein Baudenkmal ist.“